Bruder-Konrad-Werkstätte feiert 25-jähriges Jubiläum

 25 Jahre Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit - Die Bruder-Konrad-Werkstätte feiert Jubiläum – Menschen mit Behinderung Chance geben

Mitterfels. „Die Chance, am Arbeitsleben teilhaben zu können, ist eine wesentliche Voraussetzung für ein glückliches Leben.“ – Alles dafür zu tun, jedem Menschen diese Chance zu bieten, dazu hat Hans Horn, Geschäftsführer der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels, gestern aufgerufen. Anlass seines Plädoyers war die Auftaktveranstaltung der 25-Jahr-Feierlichkeiten der Einrichtung, in deren Rahmen auch eine Podiumsdiskussion stattfand.

Seit nunmehr 25 Jahren bietet die Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels – Träger ist die Katholische Jugendfürsorge (KJF) – Menschen mit Behinderungen ihren Eignungen und Neigungen entsprechende Arbeitsplätze. Die Außenstelle Hermannsberg bei Wiesent mitgerechnet, haben so insgesamt 272 Mitarbeiter eine passende Anstellung gefunden. Wie Einrichtungsleiter Manfred Schmidt bilanzierte, habe sich seit der Gründung 1990 jedoch nicht nur durch diverse Erweiterungen der Werkstätte einiges getan. „Auch unser Personenkreis hat sich verändert.“ So arbeiten jetzt auch Menschen mit psychischen Krankheiten oder mit erworbener Hirnschädigung in einer der vielen Abteilungen in Mitterfels.

Ist Ethik und Wirtschaft miteinander vereinbar?

Die Aufgabe der Werkstätte sei aber nach wie vor sehr komplex. Schließlich gelte es, trotz allem wirtschaftlich zu arbeiten. „Wir brauchen große und langfristige Aufträge, sie müssen aber auch für unsere Mitarbeiter in der entsprechenden Qualität umsetzbar sein.“ Das sei eine Herausforderung.

Zu diesem Thema referierte auch Peter Schmiederer, Professor an der Technischen Hochschule Deggendorf. Unter dem Titel „Ethische Prinzipien im wirtschaftlichen Handeln“ versuchte er, deutlich zu machen, dass bei aller Sorge um den Profit in der Wirtschaft auch das Menschliche nicht zu kurz kommen dürfe. „Denn letztlich ist der Rohstoff Mensch der wichtigste, den wir haben.“ Wertschöpfung durch Wertschätzung sei hier die Leitlinie. Eine Leitlinie, die die Bruder-Konrad-Werkstätte bereits seit 25 Jahren umsetzt. Diese Wertschätzung komme natürlich auch aus dem christlichen Gedanken, nach dem die Menschen nicht in stark und schwach unterschieden würden, erklärte Prälat Dr. Josef Schweiger, Vorsitzender der KJF. „Denn jeder ist ein Geschenk Gottes.“

Eine Podiumsdiskussion schloss die Veranstaltung ab. Moderiert von Michael Eibl, Direktor der KJF, diskutierten Landrat Josef Laumer, Stellvertretender Bezirkstagsvorsitzender und Bürgermeister von Bogen, Franz Schedlbauer, Dr. Walerich Schätz, Verwaltungsleiter der Klinik Bogen, Geschäftsführer Horn sowie Professor Schmiederer über die Leistungen und Herausforderungen der Werkstätte. Sowohl Dr. Schätz als auch Bürgermeister Schedlbauer und Landrat Laumer konnten bei der Diskussion aus Sicht der Auftraggeber sprechen. Die Klinik Bogen beispielsweise hat die Werkstätte seit 1992 beauftragt, sich um die anfallende Wäsche zu kümmern. „Das war damals in erster Linie eine soziale Entscheidung“, erklärte Schätz. In der Klinik habe er ja selbst oft mit Menschen mit Behinderungen zu tun.

Engagement ist eine Herzensangelegenheit

Franz Schedlbauer zeigte sich erfreut, dass er den Bezirk sowohl als Unterstützer als auch als Auftraggeber der Werkstätte vertreten könne. Und auch Landrat Laumer machte deutlich, dass das Engagement für derartige Einrichtungen nicht nur ein politisches Muss, sondern eine Herzensangelegenheit sei. „Es sollte für jeden selbstverständlich sein, alles zu tun, um die Möglichkeiten, die die Werkstätte Menschen mit Behinderungen bietet, weiter zu unterstützen.“ Schließlich müsse man immer im Hinterkopf behalten, dass jeder in eine Lage kommen könne, in der er Hilfe brauche.

Geschäftsführer Horn verwies auf die Wichtigkeit und den Stellenwert, die eine ausfüllende Arbeit im Leben habe. „Deshalb sollen alle, die Verantwortung tragen, helfen!“ Professor Schmiederer, der in seinem Vortrag monierte, dass die Wirtschaft das menschliche Miteinander zu wenig beachte, zeigte sich beeindruckt von der Einrichtung: „Die Industrie sollte von ihnen lernen!“ – sei –

Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr

Das Jubiläumsjahr der Bruder-Konrad-Werkstätte anlässlich des 25-jährigen Bestehens wird noch durch zwei weitere Veranstaltungen begangen werden: Geplant sind ein Sommerfest mit Kunstausstellung im Juni und eine große, festliche Feier im Advent.

Bogener Zeitung, Landkreis Straubing-Bogen, 23.04.2015, sei