Die Botschaft von 55 Millionen Toten des zweiten Weltkriegs scheine in Deutschland, 67 Jahre nach Kriegsbeginn, angekommen zu sein, meinte Oberst a.D. Henner Wehn. Die überwältigende Mehrzeit der Deutschen könne sich eine Bedrohung durch Krieg nicht vorstellen. Dass heutigen Schülern der Sinn des Volkstrauertags eher fremd sei, dürfe auch ein Grund für große Dankbarkeit sein. Fragwürdig sei allerdings die offensichtliche Gelassenheit der Menschen angesichts der Tatsache, dass bis an Europas Grenzen geschossen und getötet, gefoltert und gebombt werde. Seit über zehn Jahren kämpfen deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan ohne recht zu wissen, welches Ziel erkämpft werden soll, sagte der Oberst. Es habe bisher 59 Tote und viele an Körper und Seele verwundete Frauen und Männer gegeben. Sie könnten unsere geistige und moralische Unterstützung erwarten. Das Dilemma zwischen unserer Friedenssehnsucht und den mörderischen Konflikten in der Welt werden wir wohl weiterhin aushalten müssen, so Wehn. Er plädierte dafür, über diese schwierige Situation nachzudenken, zu diskutieren und Mitverantwortung zu übernehmen und zitierte den Bruder eines in Afghanistan getöteten Sanitäters: „Die gemeinsame Trauer hilft mir und meiner Familie zu wissen, dass viele Menschen nicht nur mit der Schulter zucken, sondern über diesen Einsatz nachdenken“.
„Wir trauern heute gemeinsam“, erklärte Bürgermeister Heinrich Stenzel am Ehrenmal. Trauer verbinde, gemeinsame Trauer gebe Kraft. Trauern bedeute aber auch, inne zu halten in der Alltagshektik. Stenzel sprach von der Hoffnung auf Versöhnung und der Verpflichtung für den Frieden. Nach dem Ende des Kalten Krieges seien mit dem Terrorismus neue Konflikte aufgebrochen. Noch immer setzten 7000 deutsche Soldaten im Auslandseinsatz ihr Leben aufs Spiel. „Obwohl die Opfer der beiden Weltkriege im Bewusstsein der Menschen heute eine immer geringere Rolle spielen, dürfen Gedenken und Erinnerung an diese Toten nicht aufhören“, betonte Stenzel. „Wir müssen es schaffen, diese gewachsene Tradition an die nächste Generation weiter zu geben – zu Ehren der Toten und zum Zeichen, dass ihr Opfer nicht vergebens war“.
Gemeinsam mit Konrad Feldmeier, Vorsitzender der KuSK, legte Stenzel einen Kranz am Mahnmal nieder. Mit dem Lied vom „Guten Kameraden“, gespielt von der Blaskapelle, und drei Böllerschüssen sowie dem Dank Feldmeiers an alle Vereine und Helfer endete die Feier.