Inzwischen ist das 16. Heft der Mitterfelser Magazine (MM) erschienen und hat nichts von seiner Authentizität und Attraktivität verloren. Mit seiner Vielfalt an Bildern, meist in Farbe, und einem breiten Themenspektrum von Geschichte und Brauchtum, dörflichem Leben und Natur bis hin zu aktuellen Geschehnissen wie Gentechnik oder "Ascha als künftige energieautarke Gemeinde" bietet das Autorenteam für jedes Lebensalter einen interessanten Lesestoff.
Ein Schwerpunkt von Heft 16 ist die Fortsetzung des Berichts von Otto Wartner über ,,200 Jahre Pfarrei Mitterfels" und die Auswirkungen der Säkularisation auf die kirchliche Landschaft der Gemeinde. Auch das Jubiläum ,,50 Jahre evangelische Heilig-Geist-Kirche" kommt nicht zu kurz. Ein weiteres Schwerpunktthema befasst sich mit Ereignissen des Kriegsendes vor 65 Jahren, als Generalfeldmarschall von Kleist im April 1945 in Mitterfels von den Amerikanern gefangen genommen wurde. Während des Dritten Reichs war die Dr.-Hornef-Villa in der Straubinger Straße Sitz eines NSV-Kindergartens. Das MM erinnert auch an die Schrecken der Judenverfolgung und einen Todesmarsch von KZ-Häftlingen durch Mitterfels. Auch die Probleme mit den zahlreichen Flüchtlingen und einer Lebensmittelknappheit werden wieder lebendig.
Vor Holzgaserfahrern, Brauburschen und Kramersleuten aus Falkenfels beschäftigen sich Berichte über den Personen- und Gütertransport in Falkenfels, über die ehemalige Schlossbrauerei und den Dirscherl-Kramer von Forst. Spannend liest sich die Geschichte vom ehemaligen Kramerladen, "gerechtsame" Branntweinschänke, Gastwirtschaft und Cafe Anker in Haselbach, illustriert mit vielen alten Fotos von Gebäuden und der Familie, zusammengetragen von Centa Hösl und Franz Tosch. Ein Aha-Erlebnis vor allem für ältere Leser. Interessant auch von Elisabeth Vogl die Streiflichter zu echten, alten Totenbrettern, wie sie heute wieder überall zu sehen sind.
Naturfreunden seien die Zeilen über den Hirschenstein von Sigurd Gall empfohlen, verbunden mit einer Sage und vielen wunderschönen Bildern, die Lust auf eine Wanderung machen. Vom allzu sorglosen Umgang mit der Natur warnt ein Bericht von Martin Graf über Klima und Mensch, und nicht nur für Hausfrauen ist der Artikel vom "Haltbarmachen für Vorratshaltung" von Gertrud Graf interessant. Dass sich im ehemaligen Gefängnis von Mitterfels heute Fledermäuse tummeln, hat Claus-Bernhard Weber herausgefunden.
Doch geht es im MM immer wieder um Land und Leute. So wird in Heft 16 unter dem Titel „Haibacher Besonderheiten Teil zwei" auch das politische Leben und Wirken der Haibacher Familien Rainer und Hinsken beleuchtet. Nicht zu kurz kommt auch der Dialekt: Der niederbayerische Sprachpapst und Sepp Obermeier referiert amüsant über die "Schwindsucht des Bayerischen" und die Entstehung der Bayerischen Sprachwurzel". Amüsant auch die Erinnerung von Sigurd Gall über Abenteuer im Schnee und was sich hinter dem Wort "Schneequaden" verbirgt. Lustig und informativ zugleich die "Fahrt mit dem Bogener Bockerl" von Hans Vicari oder die Geschichte vom „Messeeinschreiben mit Taufwasser" in Falkenfels von Edda Fendl. Dass bei der Waldbaderöffnung im August 1936 Otto Laubner, Olympiasieger im Kunstspringen der Gehörlosen, mit dabei war, kann man auch im MM erfahren.
Ein Anliegen des Arbeitskreises Heimatgeschichte ist es, das kulturelle Gedächtnis der vier Gemeinden mit neuen Schätzen aufzufrischen. Deshalb kommen immer wieder Zeitzeugen zu Wort. Gesucht werden auch alte Fotos zum Aufbau eines digitalen Bildarchivs. Ansprechpartner ist Franz Tosch in Haselbach. Die Magazine liegen in allen Sparkassen und bei Schreibwaren Stolz in Mitterfels (Burgstraße) auf.
Bericht : erö ( SR-Tagblatt, 14.08.2010 )