Trauriges und Amüsantes aus alter und neuer Zeit - Mitterfelser Magazin 16/2010

Zur Vorbereitung der 800-Jahrfeier der Marktgemeinde Mitterfels wurde 1994 der Arbeits­kreis Heimatgeschichte gegründet. Als Ziele wurden angestrebt heimat­geschichtliche Forschung im Raum der Verwaltungsgemeinschaft Mit­terfels mit den Gemeinden Ascha, Falkenfels, Haselbach und Mitter­fels, Öffentlichkeitsarbeit mit Vor­trägen, Führungen und Ausstellun­gen und die Herausgabe des Jahres­bandes "Mitterfelser Magazin - ges­tern, heute, morgen" mit heimat­- und zeitgeschichtlichen Themen.

Inzwischen ist das 16. Heft der Mitterfelser Magazine (MM) er­schienen und hat nichts von seiner Authentizität und Attraktivität ver­loren. Mit seiner Vielfalt an Bildern, meist in Farbe, und einem breiten Themenspektrum von Geschichte und Brauchtum, dörflichem Leben und Natur bis hin zu aktuellen Ge­schehnissen wie Gentechnik oder "Ascha als künftige energieautarke Gemeinde" bietet das Autorenteam für jedes Lebensalter einen interes­santen Lesestoff.

Ein Schwerpunkt von Heft 16 ist die Fortsetzung des Berichts von Ot­to Wartner über ,,200 Jahre Pfarrei Mitterfels" und die Auswirkungen der Säkularisation auf die kirchli­che Landschaft der Gemeinde. Auch das Jubiläum ,,50 Jahre evangeli­sche Heilig-Geist-Kirche" kommt nicht zu kurz. Ein weiteres Schwerpunktthema befasst sich mit Ereig­nissen des Kriegsendes vor 65 Jah­ren, als Generalfeldmarschall von Kleist im April 1945 in Mitterfels von den Amerikanern gefangen genommen wurde. Während des Drit­ten Reichs war die Dr.-Hornef-Villa in der Straubinger Straße Sitz eines NSV-Kindergartens. Das MM erin­nert auch an die Schrecken der Ju­denverfolgung und einen Todes­marsch von KZ-Häftlingen durch Mitterfels. Auch die Probleme mit den zahlreichen Flüchtlingen und einer Lebensmittelknappheit wer­den wieder lebendig.

Vor Holzgaserfahrern, Braubur­schen und Kramersleuten aus Fal­kenfels beschäftigen sich Berichte über den Personen- und Gütertrans­port in Falkenfels, über die ehemali­ge Schlossbrauerei und den Dir­scherl-Kramer von Forst. Spannend liest sich die Geschichte vom ehema­ligen Kramerladen, "gerechtsame" Branntweinschänke, Gastwirtschaft und Cafe Anker in Haselbach, illus­triert mit vielen alten Fotos von Ge­bäuden und der Familie, zusammen­getragen von Centa Hösl und Franz Tosch. Ein Aha-Erlebnis vor allem für ältere Leser. Interessant auch von Elisabeth Vogl die Streiflichter zu echten, alten Totenbrettern, wie sie heute wieder überall zu sehen sind.

Naturfreunden seien die Zeilen über den Hirschenstein von Sigurd Gall empfohlen, verbunden mit einer Sage und vielen wunderschönen Bildern, die Lust auf eine Wande­rung machen. Vom allzu sorglosen Umgang mit der Natur warnt ein Bericht von Martin Graf über Klima und Mensch, und nicht nur für Hausfrauen ist der Artikel vom "Haltbarmachen für Vorratshal­tung" von Gertrud Graf interessant. Dass sich im ehemaligen Gefängnis von Mitterfels heute Fledermäuse tummeln, hat Claus-Bernhard We­ber herausgefunden.

Doch geht es im MM immer wie­der um Land und Leute. So wird in Heft 16 unter dem Titel „Haibacher Besonderheiten Teil zwei" auch das politische Leben und Wirken der Haibacher Familien Rainer und Hinsken beleuchtet. Nicht zu kurz kommt auch der Dialekt: Der nie­derbayerische Sprachpapst und Sepp Obermeier referiert amüsant über die "Schwindsucht des Bayeri­schen" und die Entstehung der Bayerischen Sprachwurzel". Amü­sant auch die Erinnerung von Si­gurd Gall über Abenteuer im Schnee und was sich hinter dem Wort "Schneequaden" verbirgt. Lustig und informativ zugleich die "Fahrt mit dem Bogener Bockerl" von Hans Vicari oder die Geschichte vom „Messeeinschreiben mit Taufwas­ser" in Falkenfels von Edda Fendl. Dass bei der Waldbaderöffnung im August 1936 Otto Laubner, Olym­piasieger im Kunstspringen der Gehörlosen, mit dabei war, kann man auch im MM erfahren.

Ein Anlie­gen des Ar­beitskreises Heimatge­schichte ist es, das kulturelle Gedächtnis der vier Gemeinden mit neuen Schät­zen aufzufri­schen. Deshalb kommen im­mer wieder Zeitzeugen zu Wort. Gesucht werden auch alte Fotos zum Aufbau eines digitalen Bild­archivs. An­sprechpartner ist Franz Tosch in Ha­selbach. Die Magazine lie­gen in allen Sparkassen und bei Schreibwaren Stolz in Mit­terfels (Burg­straße) auf.


 

Bericht : erö ( SR-Tagblatt, 14.08.2010 )

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