Im Reich der "überirdischen Düfte" - Eröffnung der "Alten Mitterfelser Apotheke" Im Burgmuseum am 20. Mai 2009
Die Mitterfelser Apotheken-Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1803. Das Inventar der alten Mitterfelser Apotheke erlebt heute seine "Wiedererweckung" im Burgmuseum: Dort wurde die "Alte Mitterfelser Apotheke" von Museumsleiter Sepp Brembeck kurz vor seinem Tod noch wiedererrichtet.
1803 hieß es bei der General-Landeskommission "jedem Landgerichtsbezirk seine eigene Apotheke". Damit wollte man die nach der Säkularisation aufgelösten Klosterapotheken neu verteilen. Abgeschafft werden sollten vor allem die sogenannten Hand-Apotheken. die damals von Landärzten und den Badern mit häufig selbst hergestellten Arzneien verwendet wurden, wie Franz Wartner in seiner Mitterfelser Chronik schreibt.
Der Landgerichtsbezirk Mitterfels erhielt also 1860 eine eigene Apotheke, sie lag aber im größeren Markt Bogen. Mit der Abtrennung Bogens 1838 zu einem eigenen Landgerichtsbezirk ergab sich für Mitterfels erneut die Notwendigkeit für eine eigene Apotheke. 1840 wurde dem Bogener Apotheker von Sicherer die Errichtung einer FilialApotheke in Mitterfels genehmigt damit begann die wechselvolle Geschichte der späteren Sankt-GeorgApotheke in der Burgstraße.
Das Schicksal der ersten Mitterfelser Apotheke, die sich zunächst in einem Eckzimmer des Gasthauses "Zur Post" befand, war von zahlreichen Pächtern geprägt. Allein zwischen 1840 und 1848 fand achtmal ein Pächterwechsel statt. Ruhe kehrte erst mit dem jungen Apotheker Joseph Rheinboldt aus Bamberg ein, der 1903 nach Mitterfels kam und 50 Jahre blieb.
1966 erwarb Apotheker Heribert Brands die Sankt-Georgs-Apotheke und schildert in einem kleinen Aufsatz liebevoll die Atmosphäre in seiner "königlich privilegierten Bauernapotheke vom heiligen Georg" : "Wer kennt noch die alte, gute Apotheke mit dem mystischen Licht der geheimnisvollen Dämmerung und den dazugehörigen nach ausländischen, überirdischen Düften ...". Brands erzählt von alten Gefäßen und vielen Flaschen mit undefinierbarem Inhalt, von geduldig wartenden Kunden, meist alten Leuten, und ihren Sonderanliegen, zum Teil auf fast unleserlichen Zetteln geschrieben, oder zaghaft hervorgestottert. Auch von heiteren Begegnungen mit Patienten berichtet Heribert Brands, von Zäpfchen, die nicht helfen, weil sie eingenommen werden, von Tabletten, die gegen alle Krankheiten wirken sollen, nur den Namen weiß der Kunde nicht mehr. Sogar ein halber Liter Milch wurde in der Apotheke schon verlangt. Inzwischen ging das Haus in der Burgstraße in Privatbesitz über und bekam ein ganz neues Gesicht. Die moderne Sankt-Georgs-Apotheke befindet sich seit 1977 im Haus Seebauer in der Burgstraße 66. Sie ist seit 1979 im Besitz der Apothekerfamilie Werner Höning.
Dem verstorbenen Museumsleiter Sepp Brembeck gelang es jedoch, mit Unterstützung des Burgmuseumsvereins, die alte Apothekeneinrichtung in mühevoller Arbeit zu restaurieren, wieder aufzubauen und auszustatten. Damit konnte ein Stück altes Mitterfels gerettet und lebendig erhalten werden. Am heutigen Mittwoch wird mit einem kleinen Festakt im Burgmuseum die Ausstellung "Alte Mitterfelser Apotheke" eröffnet und damit auch die Verdienste von Sepp Brembeck um seine Heimat und die alte Mitterfelser Apotheke gewürdigt.
Apotheke für jeden Landgerichtsbezirk
Eröffnung der Ausstellung "Alte Apotheke" im Burgmuseum in Mitterfels
Mit einem kleinen Festakt wurde am vergangenen Mittwochabend im Burgmuseum Mitterfels ein neuer Ausstellungsraum eröffnet, in dem nun die restaurierte Original-Einrichtung der alten Sankt-Georgs-Apotheke in Mitterfels zu besichtigen ist.
Eingeleitet wurde die Feierstunde mit einer Gedenkminute für Museumsleiter Josef Brembeck, der die Gemeinde vor gut 25 Jahren beim Aufbau des Mitterfelser Burgmuseums nicht nur tatkräftig unterstützt hatte, sondern aufgrund seiner Sammeltätigkeit einen Großteil der Exponate für das Museum zusammengetragen hatte. Auch um die Original-Einrichtung der alten SanktGeorgs-Apotheke hatte er sich seit Jahren bemüht. Bei den neuen Eigentümern des Anwesens, Hans und Johannes Wolf, fand er schließlich ein offenes Ohr und die historischen Möbel wurden ihm mit einigen Ausstellungsstücken für das Mitterfelser Museum überlassen.
"Leider konnte Brembeck, der auch an der Restauration der Einrichtung beteiligt war, die Eröffnung der Ausstellung nicht mehr erleben", so waren sich alle Festredner einig. So erinnerte Bürgermeister Heinrich Stenzel nochmals daran, dass Brembeck spürbar fehle, sei er doch fast täglich präsent gewesen. Nicht nur an der Kasse habe er viele Stunden Einsatz geleistet, ständig habe er etwas zu richten oder zu gestalten gewusst und für die Pflege der Ausstellung Sorge getragen. Auch Altbürgermeister Werner Lang als Vorsitzender des Museumsvereins würdigte das Museum als Lebenswerk Brembecks und meinte, sein Geist werde in den Museumsräumen stets zugegen sein.
Gleichzeitig wünschte er, dass dieses Museum, das Brembeck als Zeugnis der Mitterfelser Geschichte für die Öffentlichkeit mitaufgebaut habe, auch nach seinem Tode in seiner Einzigartigkeit bestehen bleiben möge. "Das Leben im Museum muss weitergehen", so Lang und meinte damit auch, dass wieder Leben in Form geeigneter Veranstaltungen einziehen müsse. Im Übrigen gab Lang einen Abriss der Mitterfelser Apothekengeschichte wider, die bereits 1816 mit der Einrichtung der ersten Apothekenräume im jetzigen Gasthof zur Post begonnen habe.
Stellvertretende Landrätin Christa Heisinger stellte fest, Museen seien Zeitzeugen und spiegeln Heimatgeschichte wider. In den Museumsräumen der Burg Mitterfels werde die überregionale Bedeutung, die der Ort seit jeher habe, an vielen Details erkennbar. Ein weiterer Baustein sei ab jetzt die historische Apotheke, gebe sie doch Zeugnis davon, dass Mitterfels Sitz eines Landgerichtsbezirks gewesen sei.
Werner Höning als Betreiber der neuen Sankt-Georgs-Apotheke in Mitterfels stellte humorvoll eile Entwicklung des Apothekenwesens während seiner fast 40-jährigen Berufsausübung vor. Besonders der Einzug der Elektronischen Datenverarbeitung habe im Bereich Bestellung, Lagerhaltung und Verwaltung des beständig wachsenden Sortiments zu Erleichterungen geführt. Geblieben sei über all die Jahre die Verpflichtung zur Vorhaltung eines funktionsfähigen Labors, in dem im Notfall selbst Medikamente hergestellt werden könnten, meinte Höning abschießend und erläuterte anhand einiger mitgebrachter Instrumentarien die Vorgänge bei der Zäpfchen- und Pillenherstellung. Mitgebracht hatte er daneben eine Flasche "Sankt-Georgs-Geist", den er nach der Rezeptur von Brands selbst hergestellt hatte und neben einem reichhaltigen Sortiment an alten Medikamentenflaschen zugunsten des Museumsvereins anbot. Zum Schluss dankte Hannes Lehner als zweiter Vorsitzender des Museumsvereins und Organisator der Veranstaltung Höning mit einem kleinen Präsent für dieses Engagement sowie für einige Leihgaben, die der Apotheker der Ausstellung zur Verfügung stelle.
Einen besonderen musikalischen Rahmen verliehen diesem Abend Klaudia Salkovic-Lang und Stefan Lang mit ausdrucksvollen und professionellen Jazzklängen. die musikalisch unter die Haut gingen.
Info
Der neue Ausstellungsraum ist zu den gewohnten Öffnungszeiten des Mitterfelser Museums zu besichtigen. Dieses hat von Ostern bis Allerheiligen an Sonn- und Feiertagen sowie donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.