Heinz Uekermann hat sich 45 Jahre lang als Vorstandsmitglied für die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis engagiert. Um sich neuen Aufgaben widmen zu können, übergab er den Vorsitz jetzt an seine Stellvertreterin Otti Dietl. Im Gespräch erzählt Uekermann, was die AWO unternimmt und wie die Einrichtung aus dem alten Bahnhof in Mitterfels ein Begegnungszentrum (BAB) gemacht hat.
Wie waren die Anfänge der AWO und warum wurde Mitterfels als Sitz ausgewählt?
Heinz Uekermann: Neben dem VdK ist die AWO seit dem Kriegsende eine wichtige, soziale Einrichtung mit dem Ziel, Jung und Alt zusammenzubringen. Wir von der AWO wollten auch im Landkreis dezentral präsent sein, nicht nur zentral in Straubing. Als meine Familie 1965 nach Mitterfels zog und mein Vater Bürgermeister wurde, habe ich von Erich Stegmann den Vorsitz der AWO übernommen.
Was konnten Sie in den 40 Jahren bewegen?
Uekermann: Zusammen mit Norbert Kühnel haben wir zunächst eine kostenlose Hausaufgabenstube ins Leben gerufen, um auch benachteiligte Kinder zu fördern. Die Resonanz war so groß, dass wir bald eine dritte Kraft gebraucht haben. Dann haben wir zusammen mit Praktikanten der Fachakademie Deggendorf ein Kinderferienprogramm in den Pfingstferien auf die Beine gestellt, es dauerte 14 Tage und war ebenfalls kostenlos. Bis zu 150 Kinder nahmen teil, zum Abschluss wurde mit Eltern und Freunden ein großes Fest mit Lagerfeuer und Tombola gefeiert. Als sich die Fachakademie nicht mehr beteiligte, wurde das Ferienprogramm auf eine Woche verkürzt. Unser zweites großes Projekt war der Erhalt des alten Bahnhofs, den wir vor dem Verfall gerettet und zu einem Begegnungszentrum (BAB) gemacht haben. Mehr als 100 Freiwillige leisteten 4 000 Arbeitsstunden: Wir haben den Bau entkernt, saniert, einen Saal angebaut und Sanitärräume eingerichtet. Die Finanzierung geschah unter anderem über eine Bausteinaktion, Fördermittel aus der BMW-Holding und eine große Tombola. Einen großen Zuschuss bekamen wir von der Aktion Sorgenkind. Das Grundstück gehört der Marktgemeinde, das Haus der Bezirks-AWO.
Wie sieht es heute bei der AWO in Mitterfels aus?
Uekermann: Der Ortsverein mit seinen fast 80 Mitgliedern ist bis heute aktiv. Wir unternehmen Halbtags- und Ganztagsausflüge, organisieren Weihnachts-, Muttertags- und Seniorentreffs, machen Geburtstags- und Krankenbesuche und helfen bei Behördengängen. Im BAB hat auch die Mutter-Kind-Gruppe eine Bleibe gefunden.
Gab es auch Schwierigkeiten?
Uekermann: Um die laufenden Kosten zu minimieren, haben wir den Saal für Feiern und Feste vermietet. Das führte allerdings häufig zu Lärmbelästigungen der Nachbarn. Doch grundsätzlich überwiegt das Positive mit einem guten Zusammenhalt in der Vorstandschaft. Mein großer Wunsch ist es, dass das BAB erhalten bleibt und weiter mit Leben erfüllt ist.
Warum haben Sie Ihr Amt abgegeben?
Uekermann: 40 Jahre in dieser Tätigkeit reichen. Heute bin ich als Koordinator bei den Mitterfelser Asylbewerbern tätig, sozusagen als „Mann für alle Fälle“.
Bleibt da noch Zeit für Hobbys?
Uekermann: Ich wandere und radle gern mit meiner Frau. Außerdem machen mir meine beiden Töchter Johanna und Laura viel Freude.
Interview: Elisabeth Röhn
Bogener Zeitung , 27.11.2015