Mitterfels hat eine neue KLJB-Gruppe
Sie gehören zu den Gründungsmitgliedern (v. l.): Luisa Liebl, Josef Sturm und Lea Kienberger. Fotos: Verena Lehner
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Mitterfels hat eine neue KLJB-Gruppe

„Bei uns ist jeder willkommen“

In Mitterfels hat sich eine neue KLJB-Gruppe formiert – in der heutigen Zeit durchaus etwas Außergewöhnliches. Drei Gründungsmitglieder erzählen von ihren Beweggründen

Sie sind motiviert und mit Begeisterung bei der Sache – das wird bei jedem Satz deutlich, wenn Luisa Liebl, Josef Sturm und Lea Kienberger von den vergangenen vier Monaten erzählen. So lange gibt es mittlerweile die neu gegründete Ortsgruppe der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in Mitterfels, zu deren Gründungsmitgliedern sie gehören. Und in diesen vier Monaten ist schon jede Menge passiert. Es ist nicht nur die Mitgliederzahl von anfangs zehn auf mittlerweile rund 40 gestiegen. Die neu gegründete KLJB-Gruppe hat sich in dieser kurzen Zeit bereits zu einem richtigen Anlaufpunkt für die Mitterfelser Jugend entwickelt. „Das freut uns sehr. Denn genau das ist unser Ziel“, sagt Luisa Liebl.

Die 13-Jährige ist eine der beiden Vorsitzenden der neu gegründeten KLJB-Ortsgruppe. Josef Sturm, ebenfalls 13, ist der männliche Co-Vorsitzende. Denn wie bei allen KLJB-Gruppen werden auch in Mitterfels die Vorstandsposten paritätisch auf männliche und weibliche Mitglieder verteilt. Lea Kienberger (15) ist eine der beiden zweiten Vorsitzenden. Die drei sitzen auf der Terrasse des Gastrobereiches des Mitterfelser Panoramabades, das seit dieser Saison wegen der anstehenden Generalsanierung geschlossen ist. Die Gemeinde hat der neuen KLJB-Gruppe die Räumlichkeiten am Bad als Hauptquartier überlassen. Auch die Außenanlagen dürfen die Jugendlichen nutzen. „Das ist einfach perfekt für uns. Wir fühlen uns hier total wohl“, sagt Luisa Liebl.

Es war keine leichte Entscheidung

Mittlerweile finden wöchentlich Gruppenstunden im Panoramabad statt. Gut 20 Jugendliche sind im Schnitt immer dabei. Dass das Ganze so gut anläuft, hätten sich die drei am Anfang nicht träumen lassen. Denn die Entscheidung, in Mitterfels nach über 15 Jahren wieder eine eigene Landjugendgruppe zu gründen, haben sie sich nicht leicht gemacht. Die Initialzündung dafür kam von Luisa Liebl. „Ich hatte schon länger die Idee im Kopf, dass es schön wäre, wenn Mitterfels wieder eine eigene KLJB-Gruppe hätte“, erzählt sie. Sie sei selber in vielen Vereinen und auch Ministrantin. Da lerne man natürlich viele Leute kennen. „Aber so eine zentrale Anlaufstelle, wo alle Jugendlichen zusammenkommen können, die gab es bislang nicht.“ Lea Kienberger ergänzt: „Man hat sich irgendwie gekannt, aber nie so richtig kennengelernt.“ Und genau das sollte sich ändern.

Bei Bürgermeister Andreas Liebl stieß die Idee für die Gründung einer KLJB-Gruppe sofort auf offene Ohren. Nicht nur, weil er der Papa von Luisa ist, sondern weil auch er schon länger mit dem Gedanken gespielt hatte, die KLJB in Mitterfels wiederzubeleben. Luisa Liebl fragte ein bisschen herum und fand gleich einige junge Leute, die die Idee ebenfalls gut fanden. Und so war schnell eine Gruppe von zehn jungen Leuten zusammen, die später das Gründungsteam bildeten.

Die drei sagen aber auch: Am Anfang gab es Zweifel. „Wir sind alle noch sehr jung, wir wussten nicht, ob wir uns das zutrauen können. Aber wir haben dann einfach beschlossen: Wir ziehen das durch“, erzählt Lea Kienberger. Das Gute war, dass sie von Anfang an jede Menge Rückhalt hatten. Von den Eltern, von der Gemeinde und von der Pfarrei. „Unsere Gemeindereferentin und unser Pfarrer haben uns von Anfang an unterstützt“, so Josef Sturm. Auch seitens des KLJB-Kreisverbandes bekamen sie viel Hilfe. Denn gerade am Anfang gab es so manche knifflige Sache zu lösen. Allein die Vereinssatzung zu formulieren, kostete sie einen ganzen Abend. „Ein sehr, sehr langer Abend“, sagt Josef Sturm und muss lachen. Aber auch hier halfen ihnen Gemeindereferentin Birgit Blatz und Laura Bugl vom KLJB-Kreisverband. Aber schließlich stand die Satzung und im April wurde offiziell eine neue KLJB-Ortsgruppe in Mitterfels gegründet. „Wir waren total glücklich darüber, wussten aber auch, dass es vielleicht schiefgehen könnte“, sagt Luisa Liebl.

Das Ziel: Gemeinsam Spaß haben und engagiert sein

Doch das ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Was die noch junge KLJB-Gruppe seit ihrer Gründung vor gut vier Monaten schon alles auf die Beine gestellt hat, ist beachtlich. Sie organisierten unter anderem eine Kinderdisco beim Pfarrfest, halfen dort als Bedienungen, gestalteten eine Maiandacht, beteiligten sich mit einem Kinderprogramm bei „Kultur auf der Burg“ und organisierten im Panoramabad einen großen „Tag der offenen Tür“, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Der kam wirklich unglaublich gut an“, erzählt Luisa Liebl. Das freute die junge Truppe ganz besonders. Denn sie hat viele Mühe hineingesteckt.

Doch ausruhen auf den Erfolgen wollen sich die Mitterfelser KLJBler nicht. Sie haben auch für die kommenden Monate viel vor. Sie wollen weiter präsent in der Gemeinde sein, sich am sozialen Leben beteiligen, mitanpacken, wo es notwendig ist. Auf die Frage, warum ihnen das so wichtig ist, sagt Lea Kienberger: „Wir wollen dem Klischee entgegentreten, dass die jungen Leute nur Schmarrn machen oder in den KLJB-Gruppen nur zusammengesessen und getrunken wird. Wir wollen uns engagieren und gemeinsam Spaß haben.“ Deshalb habe man sich auch dazu entschlossen, eine alkoholfreie KLJB zu sein. Das steht auch in der Hausordnung.

Die Gründungsmitglieder freut es, dass ihre Gruppe stetig wächst. „Wir verstehen uns alle super und es sind schon viele neue Freundschaften geknüpft worden“, sagt Luisa Liebl. „Bei uns ist jeder willkommen.“ Dabei spiele es auch keine Rolle, ob jemand katholisch sei oder nicht. „Uns ist das Kirchliche natürlich wichtig, viele sind Ministranten, wir gestalten Gottesdienste und engagieren uns in der Pfarrei.“ Aber es werde niemandem etwas aufgezwängt. Es stehe jedem frei, bei solchen Aktionen mitzumachen oder nicht. „Wir wollen eine Anlaufstelle für alle Jugendlichen sein.“ Info Wer Interesse hat, bei der KLJB Mitterfels mitzumachen, der kann sich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. melden und jederzeit unverbindlich bei einer Gruppenstunde vorbeischauen.

Info

Wer Interesse hat, bei der KLJB Mitterfels mitzumachen, der kann sich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. melden und jederzeit unverbindlich bei einer Gruppenstunde vorbeischauen.


KOMMENTAR
So wichtig!
Dass sich eine Jugendorganisation neu gründet, hat mittlerweile Seltenheitswert – auch im Landkreis Straubing-Bogen. Obwohl die Welt hier in Sachen Jugend und Vereine noch in Ordnung zu sein scheint (es gibt allein über 50 KLJB-Ortsgruppen), gibt es bereits viele Vereine, die mit mangelndem Nachwuchs zu kämpfen haben. Eine ungute Entwicklung. Denn: Zusammenkommen, ratschen, gemeinsame Aktionen planen, sich am Gemeindeleben beteiligen – also all das, was die Jugendlichen in Mitterfels über ihre neue KLJB-Gruppe sagen – war noch nie so wichtig. Im Juni dieses Jahres erschien die deutsche Übersetzung eines Buches mit dem Titel „Generation Angst – Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen“. Darin beschreibt der US-Amerikaner Jonathan Haidt, Professor für Psychologie an der New York University, ein nahezu apokalyptisches Bild dessen, wie die Nutzung von Smartphones und sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Tiktok und Co. die Gehirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen verändert und eine Generation heranwachsen lässt, die sich abhängig macht von „Gefällt mir“-Angaben und Bewertung in sozialen Medien, und die dadurch extrem gefährdet sein soll für Depressionen und Angststörungen. Das Buch war in den USA ein Bestseller, und auch in Deutschland sorgt es seit Erscheinen für jede Menge Diskussionsstoff. Die Thesen sind aber auch umstritten, viele Experten halten das, was Haidt beschreibt, für überzeichnet. Das mag durchaus sein. Allerdings beschreibt er den Ist-Zustand ziemlich gut. Wer sich mit jungen Leuten unterhält oder zuhört, wie sie sich unterhalten, dem fällt auf, dass soziale Medien tatsächlich die Meinungsbildung und Selbstwahrnehmung von Jugendlichen unglaublich beeinflussen. Wenn ein Video 300 000 „Gefällt mir“-Angaben hat, und der, der es postet, eine halbe Million Follower, dann wird das schon stimmen, was in dem Video vorkommt. Oft tut es das aber nicht. Und hinterfragt wird im Netz meist wenig. Gerade deshalb werden Treff- und Anlaufpunkte für junge Menschen – vor allem auch in den Gemeinden auf dem Land – immer wichtiger. Nur so können Jugendliche aus ihren virtuellen Blasen geholt werden – zurück ins echte Leben, wo man Dinge von Angesicht zu Angesicht diskutieren kann und somit auch wieder ein Regulativ von Außen bekommt. Die junge Generation nicht an die virtuelle Welt zu verlieren, ist eine Herausforderung, die uns alle etwas angeht. In Mitterfels haben die Jugendlichen für die Gründung ihrer neuen KLJB-Gruppe ohne Wenn und Aber sofort von allen Seiten Unterstützung bekommen – von der Gemeinde, der Pfarrei und auch von den Eltern. Genauso muss es sein. Verena Lehner

 

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