Mitterfels. (erö) Es gehört zu den guten Gepflogenheiten des Kulturvereins AK Heimatgeschichte Mitterfels, die Jahreshauptversammlung mit einer kulturellen Exkursion zu historischen Sehenswürdigkeiten zu verbinden.
Diesmal führte der Weg nach Pilgramsberg, wo die Vorsitzende Elisabeth Vogl die Kirche Sankt Ursula vorstellte. Der Pilgramsberg wurde 1150 als „Pilgrimerperch“ erstmals urkundlich erwähnt, der Ort selbst sei wohl viel älter. Die heutige Wallfahrtskirche gehörte seit alters her zur Pfarrei Kirchroth, kam erst 1768 zur Pfarrei Rattiszell und ist bis heute eine beliebte Tauf- und Heiratskirche.
Zahlreiche Votivtafeln
Wallfahrer sind schon 1405 in einer Urkunde bezeugt. Im Inneren fallen die zahlreichen Votivtafeln auf, die nach der Renovierung 2016 im Vorraum, geschützt hinter Glas, einen neuen Platz gefunden haben. In naiven Darstellungen werden Gebetserhörungen und Wunder bis in unsere Zeit dargestellt. Als 1839 ein Dienstknecht von Haindlingberg (Geiselhöring) eine handwerkliche Kopie der Altöttinger Madonna nach Pilgramsberg brachte, wurde die Kirche zu einer vielbesuchten Marienwallfahrt. 1980 wurde diese Muttergottes-Figur gestohlen und 1982 schenkte Josef Stöckl jun. aus Eggerszell, der an einer schweren Krebserkrankung litt, den Pilgramsbergern ein selbst geschnitztes Ebenbild der Madonna in der Hoffnung auf Heilung. Die Altäre stammen aus der Zeit um 1910 unter Verwendung von spätgotischen und barocken Teilen. Auffällig sind im Inneren das Deckengemälde von Josef Schmalzl senior (1913) und am Hochaltar das angekleidete Gnadenbild. Die Namenspatronin und Märtyrerin Sankt Ursula ist als spätgotische Figur mit einem Pfeil dargestellt. An den Seitenaltären findet man die spätgotische Holzgruppe Sankt Anna selbdritt und die Relieffigur Sankt Wendelin. Auch zwei Kreuzwege führen auf den Pilgramsberg. Erwähnenswert ist der Pilgerweg von Haunkenzell mit Andachtstafeln aus Keramik, gespendet in den 50er-Jahren von einem Vater, der im Weltkrieg zwei Söhne verlor. Der Jahresrückblick der Vorsitzenden zeigte, dass der Arbeitskreis im vergangenen Jahr ein Mammutprogramm an Veranstaltungen bewältigt hatte. Der Besuch des KZ in Flossenbürg, Vorträge und Autorenlesungen, die Herausgabe des 23. Mitterfelser Magazins beim Pfarrfest, Exkursionen zu Totentänzen, eine Führung durch den Friedhof Sankt Peter und die Beteiligung am Projekt „Kunstraum Mitterfels – Der Nahe Osten in Niederbayern“ mit dem Kunstpädagogen Michael Witte und Wolfgang Hammer vom interkulturellen Asylhelferkreis standen auf dem Programm. Die Vernetzung mit Ortsvereinen wie dem Freundeskreis Historische Hien-Sölde, dem Waldverein, dem Burgmuseumsverein oder dem Singkreis sei fruchtbar gewesen, betonte Vogl. „Das wollen wir auch in Zukunft so fortführen.“ Nicht weniger umfangreich liest sich der Kalender 2017. Am heutigen Samstag, 29. April, referiert Vogl beim Niederbayerischen Archäologentag in Deggendorf über die historische Hien-Sölde, am 6. Mai führt sie durch die Totentanzkapelle in Haselbach und die Kirche in Landasberg mit dem seltenen Bildmotiv des „Lebenden Kreuzes“.
Viele Termine
Am 8. Mai ist ein Besuch in der Mitterfelser Bücherei geplant, am Samstag, 13. Mai, findet im Burgmuseum ein Frühjahrskonzert mit dem Vokalensemble „Exsultate“ statt und am 9. Juni geht es nach Zwiesel ins Waldmuseum zur Sonderausstellung des Künstlers Heinz Waltjen und im Juli wird das neue Mitterfelser Magazin herausgegeben. Am 22. Juli wird die Sonderausstellung über den Mitterfelser Künstler und Fotografen Hans Hausladen im Burgmuseum und in der Hien-Sölde gezeigt, am 21. Oktober soll der Junghistorikerpreis verliehen werden. Eine Einführung findet am 20. Juli im Burgstüberl statt. Im Oktober soll es auf den Spuren der Reformation nach Regensburg gehen, außerdem ist an eine Exkursion nach Bach in das Baier-Wein-Museum mit Presshaus aus dem 14. Jahrhundert gedacht. Zum Jahresende ist ein Besuch im Bayerwald Xperium in Sankt Englmar geplant. Angeregt wurde die Sicherung von Archivmaterial Franz Wartners und die Bildung einer monatlichen Gesprächsrunde. Die Vereinskasse weist trotz der hohen Druckkosten für das Mitterfelser Magazin einen Gewinn auf.
Bogener Zeitung, 1.5.2017, erö