"Ein Gesicht mit Lebensspuren ist schön" - Gemeinschaftsprojekt von Schule und BRK-Seniorenzentrum "Ein Leben im Porträt"
Gespannte Erwartung im BRK-Seniorenheim: Die Bewohner haben sich fein gemacht, denn sie erwarten Besuch. Besuch von 23 Schülerinnen und Schülern der Klasse M 7, die zu einem Fototermin kommen und sich als junge Interviewer betätigen. In dem Gemeinschaftsprojekt "Ein Leben im Porträt" der Mittelschule Mitterfels und des BRK-Seniorenzentrums erstellen die Mädchen und Buben den Lebenslauf eines Partners aus dem Seniorenheim und fotografieren ihn dazu. Denn "ein Gesicht mit Lebensspuren ist schön und interessant", wie es im Untertitel des Projektes heißt.
Auch die Senioren dürfen, wenn möglich, ihren jugendlichen Gesprächspartner fotografieren. Alle Fotos werden am Freitag, 25. Februar, um 10 Uhr bei einer Vernissage ausgestellt. Die Idee stammt von Irmengard Hofmann, Klassleiterin der M 7, die schon mehrfach erfolgreich Kontakte zwischen Schule und Seniorenzentrum knüpfte. "Nach dem Vorlesen von Adventsgeschichten und vielen Gesprächen wollten die Schülerinnen und Schüler die Bekanntschaften mit den Senioren vertiefen und mehr von ihnen erfahren", sagt die Pädagogin.
Respekt vor Lebensleistung
Sie stieß bei Schulleiter Gerhard Groß und seiner Stellvertreterin Christine Mandl ebenso auf offene Ohren wie bei der Heimleitung mit Christian Herrmann. Eingebunden in das Projekt sind auch Melanie Graf, die Beschäftigungsangebote macht, und Heilpädagoge Johannes Lauer vom Seniorenzentrum.
Umfangreich ist die Zielsetzung des Projekts im Rahmen von "Werte-Erziehung in der Schule". Es geht unter anderem um die Wertschätzung von alten Menschen, verbunden mit dem Respekt vor ihrer Lebensleistung.
Es geht um den Abbau von Berührungsängsten und die Förderung der Kontaktfreudigkeit zwischen Alt und Jung. "Gleichzeitig wollen wir Taktgefühl, Empathie und den Austausch von Wissen zwischen den Generationen fördern", betont Irmengard Hofmann.
Wichtig ist ihr auch die Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit bei der Dokumentation und Präsentation der Arbeiten sowie das Planen, Gestalten und der Aufbau der Ausstellung. Dazu kommt als Nebeneffekt das Kennenlernen der Berufe Altenpflege und Fotografie. "Die Senioren sind begeistert über den Besuch und waren sofort dafür, mitzumachen", sagt Heilpädagoge Johannes Lauer. "Dass sie einmal im Mittelpunkt stehen, tut ihnen unheimlich gut. Ein Erfolgserlebnis für unsere Senioren." Wichtig sind Lauer auch die Kontakte nach außen, "wir wollen ein Ort der Begegnung sein". Umfangreiche Vorbereitungen waren dem Fototermin im Heim vorausgegangen: Ein Besuch von Johannes Lauer mit sieben Heimbewohnern in der Klasse M 7, wo erste Kontakte zwischen Senioren und Jugendlichen geknüpft und beide Seiten in die Biografiearbeit eingeführt wurden. Wenig später machten die Schüler einen Gegenbesuch im Heim.
Fotografie-Kenntnisse
In der Klasse führte die Fotografin Barbara Rötzer vorab in die Kunst der Fotografie ein. Sie war auch beim Fototermin im Heim aktiv, gab Tipps und unterstützte die jungen Fotografen bei ihrer Arbeit. Mit dabei auch die Pädagogin Andrea Renner, die erste Fotos schoss.
Aufregend und spannend gestaltete sich der Fototermin im Heim. Die Bewohner hatten sich fein gemacht und standen in der Cafeteria, in den Gruppen- und Aufenthaltsräumen ihren jungen Gesprächspartnern Rede und Antwort. Unermüdlich wurden Fragen beantwortet nach der Kinder- und Schulzeit, nach Berufserfahrung und Erlebnissen im Krieg oder nach besonderen Ereignissen im Leben.
Kleine Probleme mit dem Hören und Verstehen wurden mit viel Geduld auf beiden Seiten überwunden. Im Vordergrund stand meist die Freude über die Begegnung. "Wie schön, dass wir uns heute schon wieder sehen", sagte Anna-Lena zu ihrer Partnerin Maria Kauer. Viel Arbeit wartet jetzt noch auf alle Beteiligten: Die Biografien müssen fertiggestellt, die Fotos digital bearbeitet und die Ausstellung am Freitag, 25. Februar, 10 Uhr, vorbereitet werden.
Bericht und Bilder : erö ( SR-Tagblattt, 10.2.2011)