Letzte Ruhe unter Bäumen im „Friedenhain“? - Naturbegräbnisstätte bei Mitterfels in Planung

Wird es in Mitterfels schon bald den ersten Na­turfriedhof im Landkreis Strau­bing-Bogen geben ?  

Bestatter Martin Karow, der auch im Marktgemein­derat Mitglied ist, setzt sich dafürein: Im Rat wurde, wie berichtet, über die Idee bereits mehrfach dis­kutiert. Die nächste Sitzung, bei der das Konzept genauer vorgestellt werden soll, wird laut Bürgermeister Heinrich Stenzel am Donnerstag, den  14. Oktober, sein. Die Naturbegräbnisstätte könnte auf einer Fläche mit etwas Wiese und viel Wald nahe Auhof entste­hen. Das gesamte Gelände ist laut Martin Karow 9,5 Hektar groß, "an­fangen würden wir etwa mit einem". Zwei Waldbauern seien die Besitzer, "Idealisten", wie Karow sagt, sie wollen seinen Worten zufolge zu­sammen mit ihm jene Firma bilden, die als sogenannter Erfüllungsgehil­fe alle anfallenden Arbeiten für den Träger - die Gemeinde - erledigt. Die Einnahmen gingen, durch Ver­trag geregelt, teils an die Gemeinde, teils an die Firma. Kosten entstünden durch das Projekt "für die Ge­meinde gar keine".

Name Friedenhain

Wie bei Friedhöfen üblich würde eine Grunddienstbarkeit für min­destens 99 Jahre eingetragen Der Wald werde in dieser Zeit gepflegt, aber nicht mehr anderweitig ge­nutzt. Er solle deutlich als Friedhof erkennbar sein und auf einem zent­ralen Trauerplatz ein großes Kreuz haben. Als Name hat Martin Karow bereits "Friedenhain" patentrecht­lich schützen lassen. Man will sich keiner Organisation wie Friedwald anschließen, so könne man ein eige­nes Konzept verfolgen, "in Abspra­che mit der Gemeinde und den Kir­chen", denn, wie Karow betont:  "Wir sind alle römisch-katholisch."

Keine anonyme Bestattung

Ganz klar werde Friedenhain kein Ort mit privatreligiösem oder pantheistischem Hintergrund. Auch anonyme Bestattungen würden dort nicht zugelassen, "denn die gibt es­ im Gegensatz zu Orten, die ein Kre­matorium haben - bisher in Mitter­fels schließlich auch nicht". Mit dem Friedenhain wolle man, im Glauben an die christliche Wiederauferste­hung, "eine weitere Möglichkeit der Bestattung bieten".

Innerhalb der letzten 20 Jahre ist Karow zufolge die Zahl der Men­schen, die nach dem Tod eine Verbrennung wünschen, von zwei oder drei Fällen im Jahr auf 50 Prozent aller Bestattungen angewachsen. An die Ende der 90er Jahre errichtete Urnenwand im Friedhof mussten gerade zum wiederholten Mal Ni­schen angebaut werden, denn nicht jeder hat ein Familiengrab, um eine Urne darin mitzubestatten. Durch Beisetzung in der Urnenwand ent­fällt auch Aufwand für die Grab­pflege. Allerdings findet nicht jeder die Vorstellung schön, die letzte Ru­he in einem Betonwürfel zu finden ­und dass die Asche in ferner Zu­kunft, wenn der Platz neu vermietet wird, doch noch anderswo im Fried­hof anonym beigesetzt wird. Die Asche im Friedenhain bleibt hinge­gen für immer dort, wo sie in die Erde kommt, denn die Beisetzung im Wurzelbereich eines Baumes, den man sich ausgesucht hat, erfolgt in einer biologisch abbaubaren Urne, die sich rasch zersetzt.

Baum als Grabmal

Der Baum - im Fall der Wiese könnte auch einer neu gepflanzt werden - ersetzt das steinerne Grabmal. An ihm wird eine Plakette an­gebracht mit Name und Lebensda­ten des Verstorbenen, "dazu das Symbol des Kreuzes", wie Martin Karow erläutert, "genau wie auf ei­nem Grabstein auch". Kerzen auf­zustellen oder das Grab zu schmü­cken sei im Friedenhain nicht mög­lich - aber das sei bei der Urnen­wand nicht anders. Von einer Beer­digung stammende Gebinde würden im Friedenhain nach ein paar Tagen weggeräumt, die Grabstätte solle von der Natur gestaltet werden. Wer später zum Gedenken Blütenblätter verstreuen oder eine vergängliche Schnittblume niederlegen könne das jedoch tun.

Immer mehr Anfragen

Die Anfragen nach Natur-Grab­stätten nehmen laut Karow stetig zu, auch schriftliche Erklärungen von Menschen, die dereinst im Frie­denhain beerdigt werden möchten, lägen bereits vor, 48 aus dem gesam­ten Landkreis, neun davon aus Mit­terfels. Der Friedenhain solle aber auch für Menschen aus anderen Ge­genden offen sein. Eine Beerdigung in der Natur ist in Bayern erst seit einer Gesetzesänderung 2005 mög­lich. Einen Trauerwald in Bayerisch Eisenstein haben Bürgermeister Heinrich Stenzel und einige Markt­räte jüngst besucht. Dadurch habe man Einblick gewonnen, so Stenzel, der Besuch habe "Denkanstöße ge­geben, die nicht schlecht waren".

Den Wald in Bayerisch Eisenstein hat der evangelische Pfarrer geseg­net, der davon sprach, dass "hier Menschen in der Schöpfung den Schöpfer finden können". Karow, der fest an die Verwirklichung des Mitterfelser Projektes glaubt, sagt, er hoffe auf eine Segnung sowohl mit evangelischem wie auch katholi­schem Pfarrer. Die Bedingungen, unter denen beide Kirchen sich laut ihrer Stellungnahmen christliche Begräbnisse auch auf einem Natur­friedhof vorstellen könnten, seien jedenfalls gegeben.


Bericht : -map- (SR-Tagblatt, 29.09.2010)


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