Name Friedenhain
Wie bei Friedhöfen üblich würde eine Grunddienstbarkeit für mindestens 99 Jahre eingetragen Der Wald werde in dieser Zeit gepflegt, aber nicht mehr anderweitig genutzt. Er solle deutlich als Friedhof erkennbar sein und auf einem zentralen Trauerplatz ein großes Kreuz haben. Als Name hat Martin Karow bereits "Friedenhain" patentrechtlich schützen lassen. Man will sich keiner Organisation wie Friedwald anschließen, so könne man ein eigenes Konzept verfolgen, "in Absprache mit der Gemeinde und den Kirchen", denn, wie Karow betont: "Wir sind alle römisch-katholisch."
Keine anonyme Bestattung
Ganz klar werde Friedenhain kein Ort mit privatreligiösem oder pantheistischem Hintergrund. Auch anonyme Bestattungen würden dort nicht zugelassen, "denn die gibt es im Gegensatz zu Orten, die ein Krematorium haben - bisher in Mitterfels schließlich auch nicht". Mit dem Friedenhain wolle man, im Glauben an die christliche Wiederauferstehung, "eine weitere Möglichkeit der Bestattung bieten".
Innerhalb der letzten 20 Jahre ist Karow zufolge die Zahl der Menschen, die nach dem Tod eine Verbrennung wünschen, von zwei oder drei Fällen im Jahr auf 50 Prozent aller Bestattungen angewachsen. An die Ende der 90er Jahre errichtete Urnenwand im Friedhof mussten gerade zum wiederholten Mal Nischen angebaut werden, denn nicht jeder hat ein Familiengrab, um eine Urne darin mitzubestatten. Durch Beisetzung in der Urnenwand entfällt auch Aufwand für die Grabpflege. Allerdings findet nicht jeder die Vorstellung schön, die letzte Ruhe in einem Betonwürfel zu finden und dass die Asche in ferner Zukunft, wenn der Platz neu vermietet wird, doch noch anderswo im Friedhof anonym beigesetzt wird. Die Asche im Friedenhain bleibt hingegen für immer dort, wo sie in die Erde kommt, denn die Beisetzung im Wurzelbereich eines Baumes, den man sich ausgesucht hat, erfolgt in einer biologisch abbaubaren Urne, die sich rasch zersetzt.
Baum als Grabmal
Der Baum - im Fall der Wiese könnte auch einer neu gepflanzt werden - ersetzt das steinerne Grabmal. An ihm wird eine Plakette angebracht mit Name und Lebensdaten des Verstorbenen, "dazu das Symbol des Kreuzes", wie Martin Karow erläutert, "genau wie auf einem Grabstein auch". Kerzen aufzustellen oder das Grab zu schmücken sei im Friedenhain nicht möglich - aber das sei bei der Urnenwand nicht anders. Von einer Beerdigung stammende Gebinde würden im Friedenhain nach ein paar Tagen weggeräumt, die Grabstätte solle von der Natur gestaltet werden. Wer später zum Gedenken Blütenblätter verstreuen oder eine vergängliche Schnittblume niederlegen könne das jedoch tun.
Immer mehr Anfragen
Die Anfragen nach Natur-Grabstätten nehmen laut Karow stetig zu, auch schriftliche Erklärungen von Menschen, die dereinst im Friedenhain beerdigt werden möchten, lägen bereits vor, 48 aus dem gesamten Landkreis, neun davon aus Mitterfels. Der Friedenhain solle aber auch für Menschen aus anderen Gegenden offen sein. Eine Beerdigung in der Natur ist in Bayern erst seit einer Gesetzesänderung 2005 möglich. Einen Trauerwald in Bayerisch Eisenstein haben Bürgermeister Heinrich Stenzel und einige Markträte jüngst besucht. Dadurch habe man Einblick gewonnen, so Stenzel, der Besuch habe "Denkanstöße gegeben, die nicht schlecht waren".
Den Wald in Bayerisch Eisenstein hat der evangelische Pfarrer gesegnet, der davon sprach, dass "hier Menschen in der Schöpfung den Schöpfer finden können". Karow, der fest an die Verwirklichung des Mitterfelser Projektes glaubt, sagt, er hoffe auf eine Segnung sowohl mit evangelischem wie auch katholischem Pfarrer. Die Bedingungen, unter denen beide Kirchen sich laut ihrer Stellungnahmen christliche Begräbnisse auch auf einem Naturfriedhof vorstellen könnten, seien jedenfalls gegeben.
Bericht : -map- (SR-Tagblatt, 29.09.2010)