Heimkinder wollen selbstständig sein Kinderhilfe Nepal unterstützt viele Projekte - Dörfliche Strukturen stärken
Inzwischen ist ein neues Problem aufgetaucht: Die Heimkinder sind erwachsen geworden, haben ihren Schulabschluss gemacht und sollen ins Berufsleben integriert werden. Aber sie haben schlechte Zukunftschancen und finden nur sehr schwer einen Ausbildungsplatz oder Job. Kürzlich reiste Herbert Schneeweis deswegen wieder nach Kathmandu.
Im Heim sind zurzeit 52 Kinder. Zwölf von ihnen sind bereit, ins Berufsleben einzusteigen. Sie sollen das Haus verlassen, um Platz zu machen für neue, bedürftige Kinder. Laut Schneeweis stammen die Kinder in der Regel aus armen Verhältnissen, gehören niedrigen Kasten an und sind "Heimkinder" – in einer Stadt wie Kathmandu, wo jährlich etwa 10000 Studenten die Schule beenden im Wissen, dass die Arbeitswelt sie nicht aufnehmen kann. "Ein echtes Problem", betont Schneeweis.
Man habe in der Vergangenheit mit vielen weiteren Hilfsorganisationen den Fehler gemacht, die Kinder aus den Dörfern in die Stadt zu holen ohne zu bedenken, dass sie später nicht mehr in ihre Heimatorte zurückkehren können oder wollen. Damit wurden vielfach ländliche Gesellschaftsstrukturen zerstört. Künftig wolle man daher die Kinder wieder mehr in ihren Heimatorten fördern und betreuen. Für die Jugendlichen wurde nun eine Lösung gefunden: Im Einverständnis mit den Jugendlichen, dem Vorstand von CWC und dem Streetworker von Shangrila wurde beschlossen, elf Studenten in zwei angemieteten Wohnungen in der Stadt nahe der Colleges für die nächsten zwei Jahre unterzubringen. Hier hilft ihnen ein Streetworker, selbstständig zu werden.
Die Jugendlichen werden während der Collegezeit einen Job annehmen und für die Heimunterkunft etwas dazuverdienen. Dieses Konzept werde bereits von einem Partnerverein der Nepalhilfe erfolgreich erprobt, sagt Schneeweis. "Die Heimkinder werden so wesentlich schneller selbstständig."
Das Patenschaftsprojekt in Pokkana wird weiterhin von einer jungen Frau, die schon als Praktikantin beim CWC arbeitete und seit vier Jahren in Nepal studiert, betreut. Die acht Kinder leben in Dörfern bei ihren Familien, die das Schulgeld nicht bezahlen können und gehen in vier verschiedene Schulen. Ein drittes Projekt befindet sich in Westnepal in der Region Jumla. Es betrifft zwölf hör- und sprachgeschädigte Kinder, die seit einem Jahr in Schule und Hostel von Lehrern mit einer Spezialausbildung betreut werden. Ab der achten Klasse ist keine weitere Schulausbildung möglich, weil es keine entsprechend ausgebildeten Lehrer gibt, bedauert Schneeweis. Mit dem Einverständnis der Eltern können die Kinder in Südnepal eine Spezialschule besuchen.
Die Kinderhilfe Nepal ist außerdem an einem Schulneubau in Jumla (Westnepal) beteiligt, den sie zusammen mit dem Partnerverein Govinda (Rotarier Aalen) auf die Beine stellt. Der Bau soll im Herbst beendet sein. Gemeinsam mit Govinda kümmert sich die Nepal-Kinderhilfe auch um die Finanzierung der Wasserversorgung einer Region in Westnepal. Das Projekt in Höhe von 12000 Euro wurde vorfinanziert. Der Verein "Wasser für die Welt" von Familie Wirth aus Wiesent wird diese Kosten übernehmen. Ende Mai soll das Projekt abgeschlossen sein. Bereits im November 2009 realisierte man zusammen mit Govinda (Rotarier Aalen) das 15000 Euro teure Gesundheitsprojekt "Health Camp" (Region Karnali Westnepal). Hier wurden innerhalb von nur einet Woche 1200 Menschen im Bereich Zahnmedizin und Gynäkologie behandelt.
Bericht und Bild : Straubinger Tagblatt, 18.5.2010 (erö)