„Bei uns is’ wirklich immer a Gaudi“
Mitterfels. „Haben die denn wirklich nur Fußball im Kopf?“ Zwei Frauen sind entsetzt über das Verhalten der Ehemänner und fühlen sich vernachlässigt. Diesen Frust bekommt Ramona Brandner als Physiotherapeutin von zwei Fußballmannschaften hautnah mit. Sie beschloss daher, mit einer jungen Schauspielgruppe dieses Thema in ihrem ersten Theaterstück aufzunehmen. Die 21-Jährige führt sogar selbst Regie. Die Aufregung steigt: In Kürze findet die Premiere statt. Die „Lower Bavarian Stage Group“, wie sich die neu gegründete Gruppe aus Unterhartberg nennt, tritt an zwei Wochenenden mit ihrem Theaterstück „Frauen, Fußball, Liebe – oder Scheidung auf Bayerisch“ auf.
Es ist Dienstagabend, 18 Uhr. Fünf junge Leute treffen sich in ihrem Vereinsheim. Dieses hat Ramona Brandner, die Vorsitzende des Theatervereins, im Haus ihrer Großeltern eingerichtet. Die Schauspieler sitzen im Wohnzimmer und blättern durch das Skript. Es gibt Kekse und Tee. Liebevoll wurde das Erdgeschoss gestaltet, das Wohnzimmer dient als Probenraum, sogar eine Küchenzeile gibt es. In einem kleinen Schrankfach werden Süßigkeiten für die Pause aufbewahrt. Durch Decken und Kissen wirken die zwei älteren Eckbänke gemütlich. Dort finden auch ein paar Zuschauer Platz. „Das untere Stockwerk habe ich selbst hergerichtet und komplett neu gestrichen“, erzählt Ramona Brandner. Im Gang steht eine kleine blaue Couch, die „wir immer wieder für ein Stück brauchen können“, verrät die 21-Jährige.
Proben im eigenen Vereinsheim
Ein Nebenzimmer bietet Raum für Kostüme und Bühnenausstattung. Ältere Möbel und niedrige Decken vereint mit jugendlich moderndem Charme – das ist eine Kombination, die sich – wie man an der jungen Gruppe sieht – nicht ausschließt. Jede Woche erfüllen sie das Haus der Großeltern bei ihren Proben mit viel Leben. Nach einigen Minuten geht es los. Der Text liegt für jeden am Tisch bereit. Die Schauspieler schlüpfen in ihre Rollen: Es geht um Magdalena Burger (Andrea Hofmann), die mit den Nerven am Ende ist. Ihr Mann Martin (Dominic Mantzke) lebt nur noch für den 1. FC Bayern München. Als alle Rebellion nichts mehr nützt, und auch Tochter Anneliese (Selina Kräh) ihre Mutter nicht umstimmen kann, wirft sie ihn kurzerhand aus dem Haus. Ihre beste Freundin Hannelore (Pia Meidinger) beschließt, für Magdalena eine Heiratsannonce aufzugeben. Auch Franz (Daniel Lenk), der Freund von Tochter Anneliese, ist mit im Spiel. Selina Kräh ist an diesem Probenabend verhindert. Auch dafür hat die Gruppe eine Lösung: Ramona Brandner sitzt neben einer der Eckbänke auf einem Stuhl und spricht ihre Rolle der Anneliese, damit trotzdem normal geprobt werden kann. Die erste gespielte Szene zeigt Magdalena Burger und ihre beste Freundin Hannelore Sinzinger. Sie begutachten die Briefe der Männer, die sich auf die Kontaktanzeige hin gemeldet haben. Ramona Brandner achtet hier bereits auf jedes kleine Detail: Die Briefe sind je nach Absender gestaltet. Verschiedene Briefstempel, ein selbst gemachtes Siegel oder Kaffeeflecken zieren die Umschläge. Immer wieder unterbricht Ramona Brandner die Szene und verbessert die Schauspieler in Mimik, Gestik oder Sprechweise, manchmal müssen sie noch einmal von vorn beginnen. „Muass des etz scho wieder sein?“. „Na klar, sonst wird‘s bis zur Premiere ned besser“, sagt die Regisseurin.
Immer wieder ein neuer Fortschritt
Das spornt die Gruppe umso mehr an. Gegen Ende der Szene treten die Männer, die sich auf die Kontaktanzeige gemeldet haben, in Aktion. Ihr Auftritt sorgt für viele Lacher. Nach einer kurzen Pause geht es mit dem Schlussakt weiter, bei dem die ganze Gruppe auf die Bühne kommt. Alle lachen immer wieder, wenn jemand einen Texthänger hat oder einer der männlichen Bewerber besonders lustig spricht und albern gekleidet ist. „Bei uns is’ wirklich immer a Gaudi“, sagt Ramona Brandner. Die 21-Jährige ist vor dem Auftritt besonders aufgeregt, da sie auch für das Organisatorische und die Kostüme zuständig ist und als Souffleuse bereitstehen soll. Sie muss aber nicht alles alleine regeln: Ramonas Bruder Elias ist gemeinsam mit ihrem Vater Ingo für das Bühnenbild verantwortlich. Jonas Weigl übernimmt die Technik und Angelina Prommersberger kümmert sich um die Maske der Schauspieler. „Wir sind schon sehr gespannt darauf, weil einige der Schauspieler aus unserer Gruppe zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Aber es wird schon keiner seinen Text vergessen“, sagt Ramona Brandner und zwinkert den anderen zu. Wie das Stück endet, bleibt natürlich bis zur Premiere am 14. Oktober noch ein Geheimnis. Info
Der Dreiakter wird an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden aufgeführt: Am 14. und 15. Oktober sowie am 21. und 22. Oktober im Gasthaus Plötz in Großlintach. Einlass ist jeweils um 18 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt acht Euro, für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre fünf Euro. Karten gibt es unter der E-Mail-Adresse
Von Susanne Beck, Straubinger Tagblatt, 9.10.2017