Marvin Kliem (18) unterstützt Asylbewerber in Mitterfels

asylhilfe1„Sie haben gute Perspektiven“  

Eine Frau mit Kindern spielt auf dem Weg zu einem ehemaligen Hotel in Mitterfels. In dem Gebäude sind Flüchtlinge untergebracht. Marvin trägt gerade einen vollen Karton zur Eingangstüre.

„Ich habe im Ort Leute abgefahren und Kleidung für den Winter gesammelt“, erzählt der 18-Jährige. Das ist eine Aufgabe von vielen, die der Jugendliche beim Helferkreis Mitterfels übernimmt.

Rund 60 Flüchtlinge haben in Mitterfels ein Zuhause auf Zeit gefunden. Sie wohnen in sieben kleinen Gebäuden. „Zwei davon sind für unbegleitete Flüchtlinge, also junge Asylbewerber“, sagt Marvin. Er lebt in Mitterfels im Landkreis Straubing-Bogen und hilft heute noch beim Deutsch-Kurs. Der Kurs findet in einem Raum voller Computer im Keller statt. Marvin betreut die Asylbewerber beim Lernen mit einer Software am PC. Zwei Stunden dauert der Kurs. „Ich helfe, wenn sie mit einem Wort oder der Grammatik nicht klarkommen oder wenn der Computer mal nicht so will wie sie“, beschreibt Marvin seine Aufgabe.

asylhilfe2Der Jugendliche und sein Helferkreis tun aber noch weitaus mehr für Menschen, die wegen Krieg oder Armut ihre Heimat verlassen mussten. Rund 45 ehrenamtliche Helfer setzen sich ein. Vor Kurzem haben sie zusammen ein Begegnungsfest organisiert. „Dort konnten Bürgerinnen und Bürger aus Mitterfels die Geflüchteten treffen und kennenlernen“, erklärt der 18-Jährige. Außerdem gab es eine Aktion, bei der die Helfer Bettwäsche gesammelt haben. „Es war überwältigend, wie viele Leute sich beteiligt haben. Wir wussten am Ende gar nicht mehr, wo wir die viele Bettwäsche lagern sollen“, erinnert sich Marvin.

Er selbst habe zu vielen Asylbewerbern eine enge Freundschaft aufgebaut. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern – aus Serbien, Albanien und Syrien zum Beispiel. Darunter sind auch Kriegsflüchtlinge, deren teils schreckliche Geschichten von ihren Erlebnissen Marvin nahegehen. „Ich versuche das auszublenden, und ihnen durch meine Hilfe Kraft zu geben. Ich will, dass sie neue Hoffnung schöpfen, denn ich finde, dass sie hier in Deutschland gute Perspektiven haben“, betont der Schüler.

Dass Marvin ein gutes Verhältnis zu den Menschen pflegt, die ihre Heimat verlassen mussten, merkt man in dem Deutsch-Kurs. Herzlich geht es zu. Einer bittet ihn zum Beispiel, dass sie gemeinsam ein Selfie schießen. Der 18-Jährige ist sofort dazu bereit. Fröhlich grinsen sie in die Handykamera. Die sprachliche Barriere rückt in den Hintergrund.

„Deutschland muss toleranter werden“

Marvins Freunde finden seinen Einsatz gut. „Manche überlegen sogar, ob sie sich selbst engagieren sollen“, erzählt der Mitterfelser. Auch seine Eltern stehen hinter ihm. „Es gibt aber auch Leute, die skeptisch sind“, bedauert der 18-Jährige. Die versucht er, mit Argumenten zu überzeugen, dass ihnen Flüchtlinge nicht – wie es oft heißt – das Geld wegnehmen und seiner Meinung nach gut für Deutschland seien. „Ich finde, unsere Gesellschaft muss toleranter werden. Es ist doch spannend, wenn Menschen aus anderen Ländern zu uns nach Deutschland kommen. Das macht unser Land multikulturell“, ist Marvin überzeugt. Außerdem findet er, dass jeder Mensch ein Recht auf ein sicheres und gutes Leben hat. Er betont: „Wir wären auch froh, wenn uns jemand aufnimmt, falls wir unsere Heimat Hals über Kopf verlassen müssten.“

Jugendliche, die sich für Menschen einsetzen, die ihre Heimat verlassen mussten, können sich bei der Jugendredaktion der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung melden. Am besten erreicht ihr das Freistunde-Team unter der Telefonnummer 09421/9404150 oder per E-Mail mit dem Betreff „Flüchtlingshilfe“ an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

Bogener Zeitung , Freistunde , 06.10.2015, Bericht und Bilder :  V o l t z

 
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