"Investitionen sind der Ausweg aus der Krise"
Straubing-Bogen. Sie ist gerade einmal 25 Jahre alt, hat vor sechs Jahren ihr Abitur gemacht und studiert Politikwissenschaften: die stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann.
Am Samstag ist sie bei der SPD-Bundeswahlkreiskonferenz in Neukirchen für den Bundestag mit hundert Prozent der Stimmen gewählt worden.
Als sie vor zehn Jahren in die SPD eingetreten ist, hatte sie die" Vision von einer besseren, einer gerechteren Welt", sagte Uekermann in ihrer Antrittsrede. Daran habe sich bis heute nichts geändert. Sie werde nach wie vor von dem Streben nach mehr Solidarität in der Gesellschaft angetrieben.
"Spitzensteuersatz muss erhöht werden"
Die 25-Jährige vertritt die Meinung, dass nicht Sparauflagen sondern Investitionen der Ausweg aus der Eurokrise seien: "Nur so kann es gelingen, Arbeitsplätze zu erhalten und langfristig die Wirtschaftsleistung zu stärken." Die Staatsschuldenkrise sei eigentlich überhaupt keine Schuldenkrise, "es ist eine Staatseinnahmekrise" . Deshalb müsse auch endlich ein Spitzensteuersatz in Deutschland eingeführt werden, denn "wer viel hat, soll auch viel geben". Das sei seit jeher der Kern sozialdemokratischer Politik. Schon im Kindergarten habe sie gelernt, dass die Starken den Schwachen helfen müssten, "und gerade das solle man auch in der großen Politik nicht vergessen".
Gesetzlicher Mindestlohn als Schwerpunkt
Zu den Schwerpunkten ihres Programms gehört auch der gesetzliche Mindestlohn. "Es kann nicht sein, dass fast 1,5 Millionen Erwerbstätige in Deutschland auf staatliche Hilfe angewiesen sind." Darauf basierend müsse man auch an der aktuellen Diskussion um die Rente noch einmal kräftig nachbessern. Die derzeitige Situation würde unweigerlich in die Altersarmut führen. "Das ist dann eher die Regel als die Ausnahme", bekräftigte die 25-Jährige. Das größte Problem sei nicht der demographische Wandel, sondern die seit Jahren sinkenden Löhne. "Wer sein Leben lang gearbeitet hat, muss von seiner Rente leben können", forderte sie vehement, "und dazu gehört ein Rentenniveau von mindestens 50 Prozent."
Familie und Beruf sollen vereinbar sein
Die junge Bewerberin um ein Bundestagsmandat äußerte sich auch zur Frauenquote. Für die Einführung des Betreuungsgeldes habe sie kein Verständnis: "Da sollen Frauen per Herdprämie zur Kindererziehung zu Hause verdonnert werden, statt vernünftige Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu bieten." Junge Frauen sollen laut Uekermann besser gefördert werden. Sie forderte gesetzliche Quoten auch in der Privatwirtschaft und gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Unterstützung erhielt die 25-Jährige auch von ihren Parteikollegen MdB Florian Pronold und Regens Landrat Michael Adam. "Dein Name ist Programm. Die Heilige Johanna hat sich in Frankreich gegen die Obrigkeit aufgelehnt, wobei die Obrigkeit in diesem Fall Schwarz-Gelb ist," sagte Pronold und zeigte so seine Unterstützung. "Die Frau hat's drauf. Du bist jung, du kannst was, du stichst heraus", titelte auch Adam.
Bericht und Bild : kam (SR-Tagblatt, 01.10.2012)