Jedes Jahr im August machen sie auf ihrem Ritt nach Waldmünchen in Scheibelsgrub beim Reit- und Fahrverein und im Reiterhof Gürster Station, die Wanderreiter aus Tüntenhausen bei Freising. In diesem Jahr zum 35. Mal.
Dafür wurden sie von der Marktgemeinde mit einem kleinen Präsent geehrt. „Eine beeindruckende Leistung von Reitern und Pferden“, lobte 2. Bürgermeister Heinz Uekermann in Vertretung von Bürgermeister Heinricht Stenzel. Legen doch die Wanderreiter auf ihrer Tour von Freising bis Waldmünchen in fünf Tagen an die 250 Kilometer zurück. Imponierend sei auch die Logistik der Wanderreiter, die von einer 13-köpfigen Fahrermannschaft unter der Leitung von Alto Müller begleitet werden, sagte Uekermann. Die 100 Reiterinnen und Reiter gehören dem bayerischen Landesverband der Freizeitreiter und –fahrer Deutschland (VFD) an, der etwa 5000 Mitglieder hat.Der Wanderritt der Freisinger geht auf eine Wette vor 30 Jahren zurück: Dass es möglich sei, mit 30 Pferden die 250 Kilometer lange Strecke von Freising nach Waldmünchen zu reiten. Inzwischen machen 100 Reiterinnen und Reiter mit ihren Pferden diese Mammuttour. Nach den Stopps in Moosburg, Oberharzkofen und Hart bei Laberweinting kamen alle wohlbehalten in Mitterfels/Scheibelsgrub an. Hier wurde auf einem Kleefeld Rast gemacht, wo sich die Pferde in kleinen Paddocks entspannen konnten und Wasser und Futter bekamen. Pferdebeine wurden gekühlt und gesalbt, die Reiterinnen und Reiten gönnten sich eine Dusche auf der Reitanlage des Reitvereins oder im Panoramabad. Anschließend ging`s in den Wirtsstadl von Norbert und Traudl Gürste zum gemeinsamen Abendessen. Begleitet wurden die Reiter nicht nur von den Fahrern, die die Pferdeanhänger mit allem Zubehör von Station zu Station fahren, sondern auch von der Veterinärin Susanne Aloe. Sie kümmert sich darum, dass sich Pferd und Reiter auch gesundheitlich wohl fühlen. Es habe nur zwei kleinere Zwischenfälle gegeben, sagte die Tierärztin, die mit ihrem Pferd „Sandro“ unterwegs war. Wichtig sei, dass Pferd und Reiter gut konditioniert die Reise antreten, betonte die Reiterin. Ein besonders hilfreiches Mittel gegen wunde Stellen sei „Radfahrersalbe“. Es könne auch mal vorkommen, dass ein Pferd den Trupp eine Etappe lang im Wagen begleitet.
Der Ritt von Freising nach Waldmünchen ist ein Sternritt, bei dem ständig neue Reiter dazukommen. Die Strecke ist nicht festgelegt, jede Gruppe sucht sich ihren individuellen Weg, möglichst auf Nebenstrecken und unter Vermeidung belebter Straßen. Pro Tag werden etwa 40 bis 50 Kilometer zurückgelegt. Doch nicht immer auf dem Rücken der Pferde. Zu ihrer Entlastung gehen die Reiterinnen und Reiter auch so manchen Kilometer zu Fuß. Die fünf Stopps, nach Mitterfels ging es weiter nach Chamerau, werden vom Begleitservice vorbereitet: Wohnmobile, Landrover oder Pferdetransporter stehen bereit, die Umzäunungen der Paddocks werden aufgebaut. Die meisten Wanderreiter schlafen in ihren Pferdewagen, luxuriöser geht es im Wohnmobil oder Zelt zu. Doch die erste Sorge des Reiters nach dem Stopp gilt immer seinem Pferd: Erst wenn es getränkt, gefüttert und gut versorgt ist, kann geduscht und gegessen werden.
Mit dem Wetter hatten die Reiter Glück: Es war weitgehend trocken, nur abends habe es einmal geregnet, erzählt Hans Hof, stellvertretender Vorsitzender und Mitorganisator. 60 Gespanne begleiteten die Reiter, unter denen diesmal auch zwei Sulkyfahrer waren. Warum sie diese Strapazen jedes Jahr wieder auf sich nehmen? „Eigentlich ist es Wahnsinn“, erklärten Susanne Aloe und Hans Hof. „Aber es macht auch wahnsinnig viel Spaß“.
Bericht und Bilder : erö (SR-Tagblatt, 11.8.2012)