Sich gegenseitig helfen
Bewegende Momente gab es beim ersten Treffen von pflegenden Angehörigen im Rahmen des Quartiersmanagements Mitterfels-Haselbach. Die neuen Quartiersmangerinnen Sandra Groth und Andrea Baumgartner hatten in der Hien-Sölde einen praktischen Austausch angeboten. Dieses Treffen sei ein langgehegter Wunsch vieler pflegender Angehöriger, betonte Groth. Als weiterer Ansprechpartner stellte sich Klaus Aschenbrenner von der Pflegeberatungsstelle CCC-Aschenbrenner vor.
Er gab Tipps, auch zur Finanzierung und Fördermittel im Bereich der Pflege. Aschenbrenner, der einen Vertrag mit der Marktgemeinde Mitterfels abgeschlossen hat, macht auch Hausbesuche. Prekäre Lage – vor allem im nördlichen Landkreis Gefragt nach der Situation im Bereich der Pflege stimmte Aschenbrenner zu: die Lage sei prekär, vor allem im nördlichen Landkreis. Groß waren die Sorgen der betroffenen Angehörigen, die sich angesichts einer Überbeanspruchung durch ihre pflegebedürftigen Partner oder Kinder hilflos und allein gelassen fühlen. Kurze Betreuungszeiten der Pflegedienste, die durch die Digitalisierung noch kürzer werden, vollgepackte Touren wegen Zeitmangels, wenig oder keine Kontakte mit den Pflegediensten wurden angesprochen. Früher sei die Pflege menschlicher gewesen. Da war Zeit für ein Gespräch oder eine Tasse Kaffee, meinte eine Teilnehmerin.
Angesprochen wurden auch die fehlenden Plätze bei der Kurzzeitpflege. Im BRK-Seniorenzentrum Mitterfels stünden 50 Menschen auf der Warteliste, der dritte Stock sei wegen Personalmangels ohnehin geschlossen, berichtete Sandra Groth. Gedankenaustausch „hilfreich und wohltuend“ Andrea Baumgartner stellte die Frage „wo ist der Nachwuchs in der Pflege?“ Der Pflegeberuf mit Schichtarbeit oder gar in Vollzeit sei für viele junge Menschen nicht mehr attraktiv. Das Arbeitsverhalten habe sich verändert. Als hilfreich und wohltuend wurde der Gedanken- und Gefühlsaustausch in der Gruppe wahrgenommen. Man berichtete von verschiedenen eigenen Erfahrungen, es gab praktische Tipps zur Bewältigung der Pflegeaufgaben. Auch Wünsche wurden laut: Man wünschte sich mehr Nachbarschaftshilfe und Zusammenhalt, an einen Stammtisch wurde gedacht. „Wir müssen zusammenhalten und uns gegenseitig helfen.“ Denn 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt. Und trotz eines runden Tischs in Sachen Pflege im Landratsamt sei nichts geschehen, so ein Betroffener.
Man fühle sich von der Politik im Stich gelassen. Weiteres Treffen etwa in einem Monat geplant Deutlich wurde, dass es schwierig ist, für alle einen passenden Termin für ein regelmäßiges Treffen zu finden. Auch an einen Stammtisch ist gedacht. Deutlich wurde aber auch, wie wichtig so ein Treffen ist, um einmal herauszukommen, aus dem häuslichen Alltag, um sich auszutauschen und miteinander zu reden. Das nächste Treffen soll in etwa einem Monat stattfinden. Sandra Groth und Andrea Baumgartner wurde gedankt: „Sie haben etwas angestoßen“.
Bericht : erö (SR-Tagblatt, 25.4.22, Bild Pixabay)