Marktgemeinderätin und Jugendsprecherin

Marktgemeinderätin und Jugendsprecherin

„Ich wollte in Kontakt bleiben“

Marktgemeinderätin und Jugendsprecherin Miriam Baumgartner bietet inzwischen seit zwei Jahren eine Jugendsprechstunde an. Die Resonanz darauf ist durchwegs positiv

Miriam Baumgartner ist Mitglied des Marktgemeinderates Mitterfels und Jugendsprecherin. In den zwei Jahren ihrer Amtszeit hat sie sehr viele Erfahrungen gemacht und vieles angestoßen, was Kinder und Jugendliche interessiert. Sie gestaltet das Ferienprogramm der Marktgemeinde mit und hat beispielsweise ein Open-Air-Kino veranstaltet. In einer Rückschau spricht sie über ihre zwei Jahre als Sprecherin für die Jugend.

 

Frau Baumgartner, Sie sind seit über zwei Jahren Jugendsprecherin und haben regelmäßig, auch in der Coronazeit, eine Jugendsprechstunde abgehalten. Welche Idee steckt dahinter? Miriam Baumgartner: Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass auch Kinder und Jugendliche ihre Ideen, Anliegen und Wünsche einbringen und ihre Meinung äußern können. Diese Anregungen und Vorschläge bringe ich dann im Marktgemeinderat vor. Als während des zweiten Corona-Lockdowns keine persönlichen Kontakte mehr möglich waren, kam mir die Idee, dass ich mit den Jugendlichen telefonisch in Kontakt bleiben könnte. Ich wollte das einfach einmal ausprobieren und war überrascht, wie gut das Angebot angenommen wurde. Da ich weiß, dass die Kids manchmal lieber über die sozialen Netzwerke Kontakt aufnehmen, bin ich auch über die sozialen Netzwerke oder Mail erreichbar.

 

Wie groß ist das Interesse der jungen Leute? Baumgartner: Es gibt manchmal mehr, manchmal weniger Anrufe. In der dunklen Jahreszeit kommen mehr Anfragen, im Sommer in der Regel weniger. Mittlerweile ist die Telefonsprechstunde bekannt und etabliert. Es sind Jugendliche dabei, die immer wieder mal anrufen, und wenn ein neues Gespräch damit beginnt: „Mein Freund sagte, ich kann Dich anrufen“, bestätigt mich, die Telefonsprechstunde weiterhin anzubieten. Die Sprechstunde ist ein interessantes und spannendes Angebot, von dem auch ich profitiere.

 

Was liegt den Jugendlichen in der Marktgemeinde am meisten am Herzen? Baumgartner: Die Anliegen sind bunt gemischt, manchmal geht es um die schlechte Anbindung im öffentlichen Nahverkehr mit überfüllten und zu spät oder gar nicht kommenden Bussen oder dem Wunsch nach Ausbau der Radwege. Erst letzte Woche rief mich eine junge Frau an, die gerade ihre Ausbildung beendet und ihre erste Lohnabrechnung bekommen hatte. Sie begann das Gespräch mit der Aussage: „Jetzt rechnen Sie mir bitte mal vor, wie ich mit dem Geld einen Monat über die Runden kommen soll. Das soll mir mal einer zeigen.“ Im Laufe des Gesprächs kam Kritik auf, dass Politik zu weit weg von den Problemen der Menschen sei und es nicht sein könne, dass jemand mit einer abgeschlossenen Ausbildung und einem Vollzeitjob nicht in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Schon alleine wegen unseres Fachkräftemangels in Deutschland ist das ein nicht hinzunehmender Zustand. Nicht nur wegen der galoppierenden Inflation erfahren auch Kinder und Jugendliche in der Familie, dass das verfügbare Einkommen nicht mehr ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

 

Sind darunter auch Fragen konkret an Sie als Vertreterin der Grünen? Baumgartner: Nein, in der Kommunalpolitik geht es in der Regel um Sachthemen, man wird eher als Person gesehen. Ich denke, die meisten wissen, dass ich der Partei der Grünen angehöre, schon alleine deshalb, weil ich die einzige Grüne im Marktgemeinderat bin. Sie sehen mich eher als junge Marktgemeinderätin, mit der man reden kann.

 

 

Gab es schon mal ein Lob? Oder Kritik? Oder besondere Wünsche? Baumgartner: Da ich jedes Jahr das gemeindliche Ferienprogramm organisiere, nehme ich gerne Wünsche und Anregungen auf und unsere Vereine lassen sich da jedes Jahr tolle Sachen einfallen. Manchmal führen wir ein Event wegen der großen Nachfrage sogar an zwei Terminen durch. Das freut einen, wenn sich so viele Kinder anmelden und dann sagen: „Das war echt cool“. Ein Nähkurs für Kinder wurde auf Anregung einer Jugendlichen in das Programm der VHS aufgenommen. Gemeinsam mit Roland Fischl, dem Haselbacher Jugendsprecher, organisierte ich 2021 eine U18 Wahl für unsere beiden Gemeinden. Die Resonanz war positiv und in der Jugendsprechstunde wurde ich gefragt, ob wir das wieder mal machen. Die Planungen dafür sind schon in trockenen Tüchern: Wir wollen heuer vor den Landtagswahlen wieder eine U18 Wahl anbieten, bei der auch junge Menschen unter realen Bedingungen ihre Stimme abgeben können. Was letztes Jahr auch sehr gut ankam, war unser 1. Rogendorfer Open Air Kino im August. Wir wollen aufgrund der großen Teilnehmerzahl und tollen Rückmeldungen auch diesen Sommer wieder einen Kinoabend mit Picknick für Jung und Alt unter freiem Himmel durchführen. Ich wurde gefragt, ob da auch Freunde aus den Nachbardörfern kommen dürfen. Natürlich darf jeder kommen.

 

 

Ist es möglich, Wünsche umzusetzen und wenn nicht, woran scheitert es? Baumgartner: Ich nehme jeden Wunsch und jede Anregung auf. Wenn es darum geht, mehr oder andere Angebote für Jugendliche zu organisieren, dann findet sich meistens ein Weg. Schwieriger wird es, wenn es sich um den ÖPNV oder kostspielige Baumaßnahmen geht, da die Entscheidungskompetenz oft nicht in kommunaler Hand liegt oder rechtliche und/oder finanzielle Spielräume nicht vorliegen. Interview: Elisabeth Röhn

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