Mitterfelser Altbürgermeister und Ehrenbürger Werner Lang ist tot

Mitterfelser Altbürgermeister und Ehrenbürger Werner Lang ist tot

Ein „Meister“ seines Lebens

Wer den Lebenslauf von Werner Lang betrachtet, Altbürgermeister und Ehrenbürger der Marktgemeinde Mitterfels, kommt aus dem Staunen nicht heraus angesichts seiner Ämter, Aufgaben und ehrenamtlichen Verpflichtungen zum Wohl der Bürger in der Marktgemeinde.

Lang war ein „Meister“ seines Lebens. Ruhig, aber bestimmt, ideenreich und vorausschauend setzte er sich für seine Heimatgemeinde ein. Nun ist er kurz vor Weihnachten im 83. Lebensjahr im Kreis seiner Familie gestorben. Werner Lang war ein Mitterfelser. Hier geboren und mit einer Schwester im väterlichen Wagnerbetrieb aufgewachsen, absolvierte er nach der Ausbildung zum Wagner und Schreiner in Mitterfels und München seinen Wehrdienst in Koblenz. Danach eröffnete er als Schreinermeister in der Lindenstraße eine Schreinerei mit Schwerpunkt Treppenbau. 1960 erhielt er den Goldenen Meisterbrief. Schon Ende der 60er-Jahre begann sich Lang für Politik zu interessieren.

Er gründete die Junge Union, wurde später Mitglied und Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes. 1972 setzte er sich als Mitglied im Marktgemeinderat und von 1978 bis 2002 als Erster Bürgermeister tatkräftig und vorausschauend für Mitterfels ein. Mit außerordentlicher Tatkraft und hohem Einsatz entwickelte er die Marktgemeinde zu einer attraktiven Wohngemeinde mit ausgezeichneter Infrastruktur. Viele Maßnahmen hat Werner Lang in diesen 24 Jahren zusammen mit den Markträten auf den Weg gebracht. Diese waren ihm am wichtigsten: die Ansiedlung der Bruder-Konrad-Werkstätten, des BRK-Seniorenzentrums und des Ferienclubs, um nur einige zu nennen. In seine Amtszeit fallen auch der Bau des Biomasseheizwerks, der Bau der Kläranlage und die Ortskernsanierung. Für seinen großen Einsatz wurde Werner Lang im Jahr 2012 das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Sänger und Violinist Im Kreistag vertrat Werner Lang 35 Jahre lang ebenso zielstrebig die Interessen seiner Heimatgemeinde wie in den verschiedensten Zweckverbänden. Doch damit nicht genug: Fast 65 Jahre lang war Werner Lang Mitglied der FW Mitterfels. 16 Jahre hat er sich als Kommandant und sechs Jahre als Kreisbrandmeister für die Sicherheit der Bevölkerung eingesetzt. Die Leidenschaft Langs galt der Musik: Er war Sänger, Violine- und Bassspieler, sang 35 Jahre bei der Liedertafel und im Kirchenchor mit und gründete 1980 eine eigene Blaskapelle. Im Juni fand der erste Auftritt statt. Zehn Jahre später holte Lang gegen so manchen Widerstand die Kreismusikschule nach Mitterfels, gründete einen Förderverein und wurde dessen Vorsitzender. 15 Jahre lang spielte er den Bass bei der Mitterfelser Stubnmusi und bis vor Kurzem im Salonorchester und bei der Bigband der Kreismusikschule mit. Im Gründen war Werner Lang sehr erfolgreich. 1995 rief er das Salonorchester ins Leben, gründete später den Burgtheaterverein und 2004 den Museumsverein zur Förderung des Burgmuseums mit den Sammlungen von Sepp Brembeck. Viele Veranstaltungen, Museumstage, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen wurden unter seinem Vorsitz organisiert. Auch für die Anliegen des traditionellen Verkehrs- und Kulturvereins, wie Seminare und Festivals, hatte Werner Lang immer ein offenes Ohr. Als die 800-Jahr-Feier von Mitterfels anstand, schlug 1994 auch die Geburtsstunde des Arbeitskreises Heimatgeschichte Mitterfels. Die Frau an seiner Seite Seinen Lebensabend verbrachte Werner Lang gern auf dem Wenzlhof in Hörmannsberg, als Altersruhesitz mit Hund und Katze, als Treffpunkt für Familie und Freunde. In allen Jahren stand ihm Ehefrau Christa hilfreich zur Seite. Sie teilte mit Sohn Stefan, Schwiegertochter Klaudia und Tochter Christine Werner Langs Leidenschaft für Musik. Ebenso wie die Enkelkinder Anton, Lorenz, Mathilda und Zacharias. Wir Mitterfelser vermissen ihn.

Elisabeth Röhn

Straubinger Tagblatt, 24.12.2020


"Krippe und Kreuz gehören zusammen"

Predigt und Bericht zum Tod des Altbürgermeisters Werner Lang

Predigt von P. Dominik Daschner

Liebe Trauergemeinde, liebe Familien Lang und Räß!

So kurz vor Weihnachten einen lieben, vertrauten Menschen zu verlieren, wie Sie das in die­sen Tagen mit Ihrem Ehemann, Ihrem Vater, Schwiegervater und Opa erleben und erleiden müssen, das schmerzt immer ganz besonders, weil Weihnachten eben doch das Fest der Fa­milie ist, verbunden mit vielen Emotionen und gemeinsamen Erinnerungen aus Kindertagen. Wenn da das Kreuz von Sterben und Tod in eine Familie einbricht, wenn an Weihnachten der Platz eines Familienmitglieds nun leer bleibt – noch dazu so frisch, so kurz vor den Feiertagen erst – dann tut das besonders weh.

Das macht uns wieder bewusst, dass Krippe und Kreuz zusammengehören, wie ein geflügel­tes Wort sagt. Weihnachten, die Geburt unseres Retters Jesus Christus, ist der Anfang unserer Erlösung; und die führt über das Kreuz. Eine fromme Legende illustriert diesen Gedanken, in dem sie erzählt, Krippe und Kreuz seien aus dem Holz desselben Baumes gezimmert worden. Der Hl. Josef habe als Zimmermann jenen Baum gefällt und daraus die Balken und Bretter ge­sägt, aus denen später sowohl die Krippe als auch das Kreuz für Jesus gemacht worden seien.

Dieser Gedanke hätte unserem Verstorbenen wohl unmittelbar eingeleuchtet, denn die Arbeit mit Holz war ihm bestens vertraut. Das Schreinerhandwerk war sein Metier. Sein Vater war Wagnermeister. Als Erstgeborener ist er am 12. August 1937 in die Familie Lang hineingebo­ren worden und zusammen mit seiner Schwester Christl aufgewachsen. Nach der Schulzeit hat er bei seinem Vater eine Wagnerlehre begonnen, hat aber dann schnell gewechselt und bei einem Verwandten in München Schreiner gelernt. Das ist Werner Lang sein Leben lang mit Leidenschaft für den Werkstoff Holz geblieben.

Vor etwa fünf Jahren ist dann mehr und mehr das Kreuz in sein Leben getreten in Gestalt einer schleichenden Demenz- und Parkinsonerkrankung. So haben wir ihn in den letzten Mo­naten erlebt: von der Krankheit gezeichnet, auf der Gred-Bank vor seinem Haus in der Lin­denstraße sitzend. Kein leichter Anblick, ihn so, in seiner Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit, erleben zu müssen – vor allem für Sie als Familie -, hatten wir alle Werner Lang doch all die Jahrzehnte als einen starken Mann voller Energie mit vielfältigen Talenten, Ideen und großem Engagement auf vielen Gebieten und Ebenen gekannt. Da bewahrheitet sich, was der Auf­erstandene einst dem Apostel Petrus angekündigt hatte, als er ihm sagt: „Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ Vor vier Wochen kam bei Ihrem Ehemann und Vater dann noch ein Schlaganfall dazu, der ihn pflegebedürftig gemacht hat; vor zwei Wochen ein zwei­ter, schweren Schlaganfall, an dessen Folgen er nach einer Woche zuhause in seiner gewohn­ten Umgebung, begleitet von seiner Familie im Alter von 83 Jahren gestorben ist. Friedlich konnte er einschlafen und aus diesem Leben gehen.

Im Evangelium hat Jesus eben von einem treuen und klugen Verwalter gesprochen, den der Herr über sein Gesinde einsetzt, damit er ihnen zur rechten Zeit gibt, was sie nötig haben. So ein treuer Verwalter – an anderer Stelle im Evangelium spricht Jesus von einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt – so ein treuer Verwalter und Hausvater war unser Verstorbener in mehrfacher Hinsicht: in seiner Familie, in seinem Betrieb - der Schreinerei Lang - und für die Marktgemeinde Mitterfels.

Mit der Hochzeit im Jahr 1969 mit seiner Frau Christa und der Geburt seiner beiden Kinder Stefan und Christina hat er seine eigene Familie gegründet, die sich stets auf ihn verlassen konnte, der er als Ehemann und Vater eine stabile Basis zum Leben geboten hat. Mit seinem verschmitzten Humor hat er die Entwicklung seiner Kinder und Enkelkinder begleitet, hat sie tatkräftig unterstützt - in der Jugendzeit beim Schwimmenlernen, mit Fahrdiensten zu Musik­proben oder später bei der Renovierung des gekauften Hauses oder mit dem Bau eines Baumhauses für die Enkelkinder. Aber der typische Familienmensch, der alle Zeit nur mit seiner Familie verbringt und alles zusammen mit ihr bespricht und macht, war Werner Lang nicht. Sein Radius war immer schon größer. Er brauchte - bei aller festen Anbindung an sie und dem Rückzugsort, den seine Familie für ihn dargestellt hat – er brauchte die lange Leine für seine eigenen Ideen, Projekte und Unternehmungen.

So hat er zum Beispiel vor einigen Jahren den heruntergekommenen Wenzl-Hof in Wein­graben gekauft, ohne dass seine Familie von diesen Plänen vorher etwas gewusst hätte; hat ihn anschließend drei Jahre lang liebevoll hergerichtet und seither versorgt und ausgebaut. Einen Ort für künstlerische Projekte und Musik hätte Ihr Ehemann und Vater, Ihr Schwager und Onkel gerne daraus gemacht, so ist es ihm vorgeschwebt – „Jazz auf der Gred“, wie er schon einen Titel dafür parat hatte. Daraus ist krankheitsbedingt nichts mehr geworden. Aber diese Idee war typisch für den äußerst kreativen Menschen Werner Lang.

Auch für seinen Schreinereibetrieb war Werner Lang ein guter Hausvater und treuer Verwal­ter. Nach seiner Lehrzeit hatte er zunächst bei seinem Vater in der Wagnerei mitgearbeitet, bis er mit der kleinen Werkstatt bei seinem Haus in der Lindenstraße seinen eigenen Betrieb als Schreinermeister begonnen hat und später dann der Bau der neuen Werkstatt draußen beim Friedhof gefolgt ist. Martin Graf war sein erster Lehrling und sein jahrzehntelanger wichtigs­ter Mitarbeiter im Betrieb. Neben den üblichen Schreinergewerken hat sich unser Verstorbe­ner dabei auf den Bau von Holztreppen spezialisiert. Und vor Jahren hat er ein Wohnbett ent­wickelt, das durch die Presse ging und als innovatives Design-Objekt prämiert worden ist. Auch da ist wieder die große Kreativität zum Vorschein gekommen, die unserem Verstorbe­nen zu eigen war.

Ein guter Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt, wie Jesus sagt, war Werner Lang aber in besonderer Weise für unseren Ort Mitterfels. Durch seinen Vater, der auch schon Kommunalpolitiker war, ist Werner Lang bald selbst politisch tätig geworden. 31 Jahre war er Mitglied im Marktgemeinderat, von 1972 bis 2008 im Kreistag und von 1991 bis 2002 Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages, langjähriger Mitterfelser CSU-Orts­vorsitzender und 24 Jahre lang – von 1978 bis 2002 – Erster Bürgermeister des Marktes Mit­terfels. Werner Lang war ein Bürgermeister im echten Sinn des Wortes: nicht nur ein Verwal­tungsbeamter, sondern ein Meister im bürgerlichen Gemeinsinn, der Verantwortung für seine Mitbürger ge­spürt und übernommen hat. So war unser verstorbener Bruder zum Beispiel auch 20 Jahre lang Kommandant und Vorsitzender der Mitterfelser Feuerwehr.

Als gewiefter Kommunalpolitiker, mit seinem kreativen und erfolgreichen Schaffen als Bür­germeister hat unser Verstorbener das Gesicht von Mitterfels entscheidend und nachhaltig geprägt. Altes und Neues hatte dabei gleichberechtigt seinen Platz.

Werner Lang war ein Mann, dem Kultur und Tradition wichtig waren. Er hatte ein Faible für alte, schöne Dinge, hat selber gerne gesungen, hat Musik und Theater gespielt. 35 Jahre war er bei der Liedertafel als Sänger aktiv, lange Jahre im Kirchenchor und zehn Jahre beim Sing­kreis Mitterfels. Geige hat er gelernt und im Salonorchester der Kreismusikschule gespielt, deren Sitz er nach Mitterfels geholt hatte, damit anderen interessierten Bürgermeistern im Landkreis zuvorgekommen ist. Sein musikalisches Talent hat er auch an seine Kinder und Enkel weitergegeben. Den Musikverein Mitterfels und den Burgtheaterverein hat er mit­begründet. Mit Sepp Brembeck hat er hat bei einem Bierzeltbesuch die Idee zum Mitterfelser Heimatmuseum mit seiner umfangreichen Sammlung alter, historischer Gegenstände aus dem dörflichen Leben ausgebrütet und anschließend erfolgreich umgesetzt. Er hat das örtliche Vereinsleben unterstützt und die dörflichen Traditionen gepflegt.

Daneben war Bürgermeister Lang aber genauso der Zukunft zugewandt, hat mit seinen Visio­nen und Ideen viel Neues in Mitterfels auf den Weg gebracht. Die Errichtung des BRK-Senio­renzentrums in Mitterfels etwa, die er bei einem Krankenhausaufenthalt mit dem BRK-Kreis­vorsitzenden ausgehandelt hat, der im Bett neben ihm lag; den Bau des Biomasse-Heizwerks zur Nahwärmeversorgung; die Ansiedlung des Ferienclubs und der Bruder-Konrad-Werk­stätte, wo Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz finden, der ihrem Leistungsvermö­gen entspricht und ihnen eine sinnvolle Tätigkeit bietet; und natürlich auch mit der erfolgten Sanierung und Erneuerung des Mitterfelser Dorfkerns. Das waren wichtige Projekte in seiner Amtszeit, mit denen er entscheidend zur Entwicklung des Marktes Mitterfels beigetragen hat. In Anerkennung für dieses langjährige engagierte Wirken für seine Gemeinde sind unserem Verstorbenen die Ehrenbürgerwürde des Marktes Mitterfels und der Titel „Altbürgermeister“ verliehen worden.

Wer politisch einer anderen Richtung anhängt, der mag unserem verstorbenem Altbürger­meister vielleicht vorwerfen, er habe mit all diesen aufwendigen Projekten die Gemeinde viel zu hoch verschuldet, den Finanzrahmen überstrapaziert, so dass für seine Nachfolger im Amt auf Jahre hinaus nicht mehr die nötigen Finanzmittel für wichtige, anstehende Aufgaben zur Verfügung standen. Aber so ist das eben in der Politik. „Einem jeden Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“ Und wer sich einsetzt – und das hat Ihr Ehemann, Ihr Vater und Opa für seinen Ort Mitterfels über die Maßen getan -, wer sich einsetzt, der setzt sich auch aus.

Liebe Trauergemeinde, liebe Familie Lang, wie ein guter Hausvater und treuer Verwalter hat unser verstorbener Bruder Altes und Neues hervorgeholt, wie Jesus sagt. Nun ist für ihn die­ses alte, irdische Leben an sein Ende gelangt. Aber als Getaufte dürfen wir darauf vertrauen, dass damit das Leben von Werner Lang dennoch nicht einfach vorbei ist, sondern dass Christus, an den er geglaubt und an dem er festgehalten hat - auch wenn seine Beziehung zur Kirche und ihrem damaligen örtlichen Vertreter nicht immer spannungsfrei war -, wir dürfen darauf vertrauen, dass Christus ihn nun vom Alten zum Neuen hinüberführen wird. Er, der alles neu macht, wie es in der Lesung ge­heißen hat, und wie er schon durch den Propheten Jesaja hatte verkünden las­sen: „Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“ Dass Christus ihm nun das neue Leben in der Herrlichkeit des Himmels schenkt.

Denn dazu ist Christus als Retter in die Welt gekommen an Weihnachten in Betlehem, um uns über Krippe und Kreuz den Himmel zu erschließen und uns als unser Erlöser das neue Leben der Auferstehung zu erwerben. Dort, so dürfen wir glauben, ist Ihr Ehemann und Vater, Ihr Schwiegervater und Opa, unser Altbürgermeister Werner Lang nun schon angekommen, wenn wir hier auf Erden Weihnachten feiern.