Gut Leben in Mitterfels : Wie die Vorfahren im 15. Jahrhundert gelebt haben

Fertigstellung der ehemaligen Hien-Sölde im Sommer - Dank Förderverein seit 2006 Sanierung

 

Als im Mai 2006 der "Freundeskreis Historische Hien-Sölde" durch 22 Gründungsmitglieder mit Maria Birkeneder an der Spitze ins Leben gerufen wurde, war die Erleichterung groß.

"Damit kommen wir mit der Rettung der historischen Hien-Sölde einen wichtigen Schritt voran", erklärte damals Bürgermeister Heinrich Stenzel. Es gehe um Sanierung und Erhalt eines bedeutenden Erbstücks der Marktgemeinde aus dem 15. Jahrhundert.

 

Die Meinungen der Mitterfelser waren jedoch geteilt. Neben zahlreichen Stimmen, die den Erhalt des nachweislich ältesten Blockbaues in Niederbayern begrüßten, herrschte auch Unmut über das aufwendige Sanierungsprojekt. Inzwischen sind fast sieben Jahre vergangen und die Hien-Sölde ist weitgehend saniert. Noch im Sommer soll das bedeutende Denkmal eingeweiht werden.

"Die Hien-Sölde ist ein echtes Agenda-Projekt", betont Maria Birkeneder, die als Agenda-Beauftragte schon seit Jahren das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Bedeutung des historischen Hauses lenkt. Nach genauen Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege im März 2005 sei die Überraschung groß gewesen, als sich herausstellte, dass Teile des Hauses aus der Zeit von 1436 stammen.

Der Besuch von Generalkonservator Professor Dr. Greipl machte den Mitterfelsern Mut. "Ein Förderverein muss gegründet werden, um das Gebäude für die nachfolgenden Generationen zu erhalten". Als Bau, der auf den Schultern der "kleinen Leute" entstand, sei das Haus für die Ortsgeschichte besonders wichtig, hatte Greipl erklärt.

Inzwischen ist diese große Aufgabe weitgehend gemeistert. Das Dach wurde komplett erneuert, die Decke zum Dachboden gedämmt, der rückwärtige Stall musste abgerissen werden, um Platz für sanitäre Einrichtungen zu schaffen. Auch die Heizung ist eingebaut, Haustür und Fenster sind restauriert und eingesetzt.

Als Nächstes bekommen die Holzdecken innen ihr endgültiges Aussehen, die bestehenden Putzschichten der Innenwände werden gesichert oder neu mit Lehmputz versehen und zuletzt mit Kalkfarbe gestrichen. Dabei wird darauf geachtet, dass der historische Zustand auch nach der Restaurierung sichtbar bleibt. Viele Ausgrabungen im Inneren sowie dendrochronologisehe Untersuchungen brachten neue Erkenntnisse über die Geschichte des alten Hauses, das kurzzeitig eine Schule und bis in die 1990er Jahre bewohnt war.

Auch das Thema "Nutzung" ist weitgehend geklärt: Einige Räume werden vermietet, die Stube soll unter dem Motto "was haben unsere Vorfahren früher hier gemacht" unter Einbeziehung des benachbarten Seniorenheims neu belebt werden. "Hier könnte gestrickt und genäht, altes Handwerk vorgestellt, nach alten Rezepten gekocht und gebacken oder gemeinsam gespielt und musiziert werde", meint man beim Freundeskreis. "Wir wollen zeigen, wie unsere Vorfahren gelebt haben", so Freundeskreisvorsitzende Birkeneder.

Der Kernbereich des alten Hauses umfasst eine breite Flez mit großer Vorderstube, zwei hintereinander liegende Kammern sowie gegenüber zwei weitere Stuben. Wenn erst einmal das Gerüst entfernt ist, der Lehmputz einen weißen Anstrich erhalten hat, wenn Fensterläden und Steintreppe ihren angestammten Platz wieder bekommen haben, wird man sehen, was für ein stattliches Haus die Hien-Sölde bis heute geblieben ist. Sie war mit Sicherheit nie ein einfaches Waldlerhaus. Wer sich vor Ort ein Bild vom Baufortgang machen möchte, hat jeden letzten Samstag im Monat dazu Gelegenheit. Dann ist die Hien-Sölde von 10 bis 12 Uhr geöffnet.


Bericht und Bilder : erö (ft), SR-Tagblatt, 23.3.2013

 

 

 

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