Entstehung von „Steinernen Rinnen“
Seine Entstehung verdankt der „Usterlinger Felsen“, auch „Johannisfelsen“ genannt, einer direkt darüber liegenden, sehr kalkhaltigen Quelle, die ihn im Laufe von mindestens 800 Jahren zu einem fast 40 m langen und über 5 m hohen Kalkstein heranwachsen ließ. Auf dem Felsrücken führt eine Rinne entlang, in der das Quellwasser abläuft. Dieses Wasser ist mit 0,5 g Kalk/Liter ausgesprochen hart. Nach seinem Austritt aus der Quelle entweicht Kohlendioxyd, und Kalk scheidet sich ab. Dieser Vorgang ist übrigens auch im heimischen Haushalt als Kesselsteinbildung zu beobachten.
Bei der Entstehung von solchen „Steinernen Rinnen“ spielen auch biologische Faktoren eine wichtige Rolle. Moose und Algen verstärken diesen Vorgang nämlich erheblich. Sie entziehen dem Wasser zusätzlich Kohlendioxyd, da sie dieses Gas für ihre Atmung brauchen, und verkrusten dabei. Es entsteht „poröser Moostuff.“ Durch die Wechselbeziehung von Algenwachstum und Kalkausfällung versickert das Wasser nicht wie sonst üblich, sondern es baut sich nach und nach ein Damm auf, dessen Scheitel vom Quellbach durchflossen wird,
Entscheidend war, dass das Wasser immer über diese Rinne abfloss. Der Felsen wächst im Jahr nur wenige Millimeter und ist die größte „Steinerne Rinne“ Bayerns.
Mit dem Wort "tofus" (Tuff) wurden in der Antike raue, poröse Gesteine beschrieben, die durch Hohlräume und Lufteinschlüsse gekennzeichnet sind. Deshalb wird der Name sowohl für vulkanische Ablagerungen ("vulkanischer Tuff") als auch für Kalkabscheidungen an Quellaustritten ("Kalktuff") verwendet.
Geschichte und Bedeutung des „Johannisfelsens“
Wie alt die „Steinerne Rinne“ ist, lässt sich nicht genau sagen, Schätzungen gehen von einigen Jahrhunderten bis einigen Jahrtausenden aus. Damit ist die Rinne aus geologischer Sicht sehr jung.
Der „Wachsende Felsen“ ist bereits bei Apian 1568 erwähnt und in der spätgotischen Kirche St. Johannes Baptist in Usterling aus dem Jahre 1520 dargestellt. Der linke Altarflügel zeigt die Taufe Jesu vor dem „Wachsenden Stein“. Das Taufwasser spendet die Quelle. Dem Wasser wird Heilkraft für Augenleiden zugeschrieben. Aus diesem Grund war Usterling über Jahrhunderte ein Wallfahrtsort. Noch heute ist es üblich, dass sich Menschen der Umgebung am 24. Juni, dem Johannistag, ihre Augen mit dem Quellwasser benetzen.
Der Schutz der „Steinernen Rinne“
Die Mesner von Usterling haben über Jahrhunderte dafür gesorgt, dass das Gerinne von Laub und Erde befreit blieb. Damit im Winter keine Frostschäden an dem Wasserlauf entstehen konnten, wurde das Wasser umgeleitet. Heute betreut die Naturschutzwacht des Landkreises dieses Geotop. Die „Steinerne Rinne“ har zwar eine geologische Ursache, aber nur mit der behutsamen Hilfe des Menschen erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Sonst wäre sie längst verfallen.
Anfahrt zum „Wachsenden Feslen von Usterling“
An der B20: Am Ortsrand von Landau (alte B20) nach rechts auf die Kreisstraße nach Mamming/Dingolfing abbiegen. Das Geotop ist ab dieser Abzweigung ausgeschildert und befindet sich nach ca. 3 km am östlichen Ortsrand von Usterling.
Weitere Geotope in Niederbayern und der Oberpfalz : Pfahl bei Viechtach, Weltenburger Enge, Buchberger Leite, Bergwerk am Silberberg bei Bodenmais, Glimmerschiefer am Osser.
Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt
Fotos: H. Aschenbrenner