Führung des AK Heimatgeschichte zum "lebenden Kreuz"

 

Ganz besonderes Kleinod- Symbolik des "lebenden Kreuzes" lebendig gemacht


 

Auch die zweite Führung zum "Lebenden Kreuz" in der romanischen Kirche Sankt Johannis der Täufer in Land­asberg, die der Arbeitskreis Heimat­geschichte anbot, fand großes Inte­resse. Zahlreiche Besucher lausch­ten den Ausführungen von Professor Dr. Wolfgang Vogl, Theologe an der Universität Augsburg. In dem klei­nen Bergkirchlein von Landasberg hat sich ein Kleinod der ganz beson­deren Art erhalten: eine der frühes­ten bekannten Darstellungen des "Lebenden Kreuzes" im gesamten bayerisch-österreichischen Raum, die zwischen 1400 und 1420 entstand, so Vogl.

Die Darstellung des "Lebenden Kreuzes" an der Nordwand bildet mit weiteren Wandmalereien aus dem Leben Jesu an der Südwand eine Einheit. Zunächst ging Vogl kurz auf den geschichtlichen Werde­gang der kleinen Kirche ein und erläuterte dann die Wandmalereien. Es handele sich hier nicht um Fres­ken, sondern um Malerei, die auf trockenen Putz aufgetragen wurde und daher schwer zu erhalten sei. Neben der Verblassung sei der Sal­peterbefall besonders problema­tisch, der die warmen Rot-, Grün­- und Ockertöne schwarz verfärbt hat. Vogl sprach vom "Weichen Stil", der die Kunst im Spätmittelal­ter zwischen 1380 und 1420 prägte, eine Malerei, die feingliedrige, ele­gante Gestalten und ein kaskaden­artiger, reicher Faltenwurf aus­zeichnet. Vogl gelang es, die zum Teil verblassten und unvollständi­gen Malereien für die Betrachter wieder lebendig werden zu lassen und in ihre Symbolik einzutauchen.


Das "Lebende Kreuz" ist eine Darstellung des Gekreuzigten, des­sen Kreuzesbalken in Hände auslau­fen. Diese vier Hände zeigen oben einen Schlüssel, unten einen Ham­mer, rechts ein Schwert und links eine Segenshand. Vogl erläuterte die Symbolik: Mit dem Schlüssel schließt Jesus das Himmelreich auf, mit dem Hammer zerschmettert er Unterwelt und Tod, das Schwert symbolisiert die Zerschlagung der alten Synagoge und die vierte Hand segnet die Ecclesia als Symbol des neuen Bundes mit Gott. Adam und Eva mit dem Paradiesbaum sind ebenso dargestellt wie ein Hostien­baum mit Schutzmantelmadonna als Gegenstück. Letztlich gehe es bei dieser Malerei immer um das spätmittelalterliche Eucharistie­verständnis und eine Erklärung des Mysteriums der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, sagte Professor Vogl.

Eine ausführliche Darstellung des Lebenden Kreuzes ist im Heft Nr. 17 des Mitterfelser Magazins nachzule­sen.


Bericht und Bild : erö (SR-Tagblatt, 1.9.2011)


 

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