Überaus reges Interesse zeigte sich am vergangenen Freitag am Vortrag von Gerald Huber in der Aula der Mittelschule Mitterfels. Eingeladen hatten der Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels und der Bayerische Waldverein. Gerald Huber ist Historiker, Sprachwissenschaftler und Autor.
Einem breiteren Publikum wurde er durch die Sendereihe "Zeit für Bayern u des Bayerischen Rundfunks bekannt. Regelmäßig ist dort seine "Kleine Bairische Wortkunde" zu hören. Anliegen Hubers ist es, in einer Zeit, in der Regionalsprachen wie das Bairische immer mehr auf dem Rückzug sind, Bewusstsein und Selbstbewusstsein für deren Wert zu schaffen. Aus dem durch die Sprache gewonnenen Bewusstsein heraus war der frühe Mensch in der Lage, sich fortzuentwickeln und Kultur zu schaffen. Den Einfluss der Sprache und Denkweise auf die Kultur erkenne man deutlich innerhalb Deutschlands: Die Regionalsprachen waren im Süden und Westen, also den früheren römischen Provinzen, wesentlich stärker von der römisch-lateinischen Kultur beeinflusst, wohingegen der Norden und Osten den Einfluss sächsischer Dialekte zeigen.
Zwei unterschiedliche Kulturkreise treffen aufeinander, was etwa in Ess- und Trinkkultur, Wohnweise oder Landwirtschaft zum Ausdruck komme. Im modernen Nationalstaat werden diese verschiedenen Kulturen aber unterschiedslos über einen Kamm geschoren, etwa in der Bildung einer einheitlichen Schriftsprache in Folge der Reichsgründung 1871, vorangetrieben durch das Wörterbuch Konrad Dudens im Jahr 1880.
Zweck war die sprachliche und kulturelle Vereinheitlichung des Nationalstaates auf Kosten seiner Vielfalt. Daraus wird ersichtlich, dass Sprache auch Politik ist. Als Fazit stellte Huber fest, Sprache sei eben mehr als Kommunikation und wegen ihrer Verknüpfung mit unserem Bewusstsein ein kulturelles Kraftzentrum. Wer seine Sprache abwerte, weil er schlampig mit ihr umgehe, der entwerte und entwurzele sich letztendlich selbst.
Im weiteren Verlauf des Abends bot Huber einen höchst unterhaltsamen Querschnitt durch seine "Baierische Wortkunde" mit zahllosen Beispielen für Begriffe, deren Herkunft und Herleitung, und der augenzwinkernden Erläuterung von Unterschieden zum Nord- und Schriftdeutschen. Es war ein kurzweiliger und anregender Vortrag und ein lebhaftes Plädoyer, sich für die Pflege der bairischen Sprache einzusetzen.
Bericht : Matthias Kutzner, SR-Tagblatt, 16.10.2013