Von Bäumen in Mythen und Märchen- Baumkundler Thomas Janscheck referierte beim OGV über altes Kulturgut
Der Gedanke des Obst- und Gartenbauvereins, mit Veranstaltungen das Burgmuseum zu beleben, hat sich bewährt. Nach dem Hoagartn im vergangenen Herbst konnte man kürzlich im Burgstüberl den bekannten Baumkundler, Gartenexperten und Autor Thomas Janscheck aus der Hallertau erleben. Er teilte mit den Zuhörern seinen schier unerschöpflichen Erfahrungschatz über Natur und Pflanzen. An diesem Abend ging es um Mythen, Bräuche und Geschichten rund um Bäume.
OGV-Vorsitzender Sepp Simmel meinte vorab, Janscheck fasziniere mit seinem Wissen über Bäume und Sträucher.
Dem gelernten Pflanzenbauingenieur und Landschaftsgärtner Janscheck haben es Bäume besonders angetan. Schon als Kind habe er eine kleine Baumschule angelegt und Feldforschung betrieben. So entwickelte er eine eigene Philosophie über die Beziehung zwischen Mensch und Baum: Bäume seien Urheimat und ständige Begleiter der Menschen gewesen, seien bis heute Ursymbol für die Sehnsucht nach Geborgenheit, Nahrung und Heilung.
"Ein Sinnbild des Seins und für den jenseitigen, transzendenten Raum", auch in den großen Religionen. Janscheck sprach von der beseelten Welt der Bäume, wo Mythen, Märchen und Lieder ihren Ursprung haben. "Wir brauchen den Baum als geistigen Raum". In der elementaren Welt der Pflanzen könne man sie mit allen Sinnen erleben, besonders wichtig für die kreative Entwicklung von Kindern.
Janscheck erzählte von magischen Bäumen wie der Eibe, von Harzen und Räucherkulten, die erhellend auf die Seele wirken, von Rosenkranzperlen aus Pimpernussholz und vom Sagenbaum, dem Birnbaum, wo der Gogolori haust. Der Feldherr Lukullus habe nicht nur den Spargel, sondern auch die Kirsche nach Europa gebracht. Ein lustiges Zungenbrecherlied von den "dreidoppelten Brombeerblätterbladln" leitete in die Pause über. Weiter ging es mit alten Bauernregeln, mit Orts- und Flurnamen, die sich auf Bäume beziehen, mit Geschichten über Dorflinden, wo getanzt und Gericht gehalten wurde, mit Marienerscheinungen in Bäumen und königlichen Gedenkbäumen. Bräuche wie der Firstbaum beim Richtfest und Rituale wie vom "Baumbusseln", wo im Rupertiwinkel Obstbäume umarmt werden mit der Bitte um einen guten Ertrag, seien heute noch lebendig, erklärte Janscheck.
Mit einer Anzahl von Bildern öffnete er den Blick der Zuschauer für die Schönheit alter Baumriesen, die, zusammen mit Kapellen und Kirchen, ein Teil der Kulturlandschaft sind. "Wir alle sollten dafür Sorge tragen, dass die alten Kenntnisse nicht vergessen werden", mahnte Janscheck. "Das seelische Erbe dieser Welten fördert die Kreativität und tröstet in den Stürmen des Lebens".
Bildtext: OGV Bäume: Viele Zuschauer hatten sich im Burgstüberl des Museums zum Vortrag über Bäume eingefunden.
Bericht und Bild : erö (SR-Tagblatt)
weiterführende Links : OGV Mitterfels