Einen kurzweiligen, lachintensiven Freitagabend bescherte Oliver Tissot den Besuchern der Kleinkunstbühne in der Aula der Volks- und Mittelschule Mitterfels.
Mit unzähligen Wortwitzen und unglaublicher Spontaneität heizte der Komödiant den Zuschauern ein. Der tosende Abschlussapplaus und die doppelte Zugabe zeugten davon, dass der Förderkreis Öffentliche Bücherei Mitterfels einen Volltreffer gelandet hatte mit dem Unikat, das "nicht von hier, noch von da, sondern von dort", nämlich aus Nürnberg ist.
Das Programm des Künstlers war thematisch breitgefächert. Angefangen bei der Bühnenkulisse, der Mitterfelser Einwohnerschaft, deren Eigenheiten und Ortsgeschichte über aktuelle Tagespolitik und Gesellschaftsthemen bis hin zu den Anfängen der Menschheit bei Adam und Eva, schnitt Tissot querbeet jegliche Thematik an, die ihm gerade in den Sinn zu kommen schien. Einerseits mit der Fähigkeit ausgestattet, seine aktuelle Umgebung spontan in sein Programm mit einzubeziehen, andererseits aber auch bestens informiert und auf das Publikum vorbereitet, ja beinahe schon ortskundig, schaffte es der Nürnberger, die Besucher in seinen Bann zu ziehen. Seine Publikumsnähe zeigte sich auch im wahrsten Sinne des Wortes, stieg er doch von der Bühne herab und band die Zuschauer aktiv in sein Programm mit ein. Dabei war er nie um eine schlagfertige Pointe verlegen und schien aus einem schier unendlichen Repertoire von Wortspielereien zu schöpfen.
Durch seine ausdrucksstarke, obgleich nicht übertriebene Mimik sowie vor allem durch die große Varianz in seiner Stimme setzte, der Komiker jedoch Akzente in seinen Vorträgen, verlieh so seinen Pointen Wirkung und ermöglichte es damit dem Zuhörer, dennoch mit seiner hohen Redegeschwindigkeit Schritt zu halten.
Unzufrieden mit der kargen Ausstattung der Bühne peppte Tissot in der zweiten Hälfte des Abends diese eigenständig mit Utensilien aus der Künstlergarderobe, alias Hausaufgabenzimmer der Volksschule, auf.
Humor bewies auch das Publikum, hatte es doch in der Pause die Sitzordnung geändert, die der Künstler zuvor analysiert und zum Gegenstand umfassender Betrachtungen erhoben hatte. Der Komiker hatte es also geschafft, seine inzwischen zu einer "Schick-Saals-Gemeinschaft" gewordenen Zuschauer zu aktiver, eigeninitiativer Mitwirkung anzuregen. Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Besucher einig, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hatte, den Abend statt beim Grillen oder vor dem Fernseher im Kabarett verbracht zu haben.
Bericht : Kulturszene SR-Tagblatt, 4.5.2012