„Hasemanns Töchter“ beim Förderkreis

 

Lieder vom Leben, Lieben und Laufen

Handgestrickte Strümpfe, Spitzen unterm Dirndlrock und zu Schnecken aufgesteckte Zöpfe über den Ohren – schon ihr Äußeres ist bemerkenswert: Julia Loibl und Maria Hafner gastierten auf Einladung des Fördervereins Öffentliche Bücherei als „Hasemannstöchter“ in Mitterfels und wurden begeistert empfangen.

„Es geht um Lieder und Leben, Lieben und Laufen in München und anderswo“, kündigte Julia Loibl an und schon wurde es richtig gruselig mit den „Isarsplittern“ und den unterirdischen Gefahren beim Baden im Isarwasser. Im Lied vom „Edelwoass“, in einem zungenbrecherischen „Kunstbayerisch“ gesungen, werden nicht nur die Preußen veräppelt, auch einheimische Heimattümelei bekommt ihr Fett ab. Die Kunst der knappen Verse mit, wie bei der Reihe „...ginge ich zum Zirkus hin“ beherrschen Maria Hafner und Julia Loibl perfekt.

 

„Hasemanns Töchter“ zeigen den Alltag aus ihrer ganz besonderen Perspektive, sie haben einen Blick für das Hintergründige, das Skurrile im Leben und setzen es gekonnt komödiantisch in Musik und Text um. Da werden Stühle erklettert, Röcke fliegen und Reime mit verblüffender Pointe werden dem Publikum um die Ohren geschlagen. Die Geschichte vom „Pigbear“ wird mit Mimik und Grunzen untermalt, dem LeberkasQ wird eine Hymne gewidmet und beim „Heimatblock“ gibt es bunte Reimereien über das Leben am Tegernsee und ein Försterpaar, dem Flügel wachsen. Nicht fehlen darf natürlich die Geschichte von der „Laus Franz Josef Strauß“, der im Bier ersäuft wird, und zum Thema „Hundedreck auf der Brück“ wird mit einem Glöckchen geläutet. Als nach der Pause endlich alle Beleuchtungsprobleme behoben waren, legten die beiden Diven noch einmal so richtig los mit dem Wiesn-Hit, über den Biovollkornnudelauflauf, mit Bayernkrimis im Kurzformat und einem Melodram über Herz, Schmerz und Sterne mit dem überraschenden Refrain „reich mir die Rouladen“. Und die gescheiterte Sirene am Gärtnerplatz heißt natürlich Irene.

Bei aller Reimerei sind die Texte niemals banal oder dumm, sondern frech, skurril und oft hintersinnig. Doch Hasemanns Töchter können es auch ernst: bewegend und hinreißend gespielt und gesungen von Julia Loibl die kurze Szene über Agnes Bernauer, „Duchessa“, „die ohne Ehr und ohne Schuh in der Donau schwimmen muss“. Sie sind zwei begnadete Komödiantinnen, die ehemaligen Straubingerinnen Julia Loibl und Maria Hafner, und beschenkten die begeisterten Zuhörer zuletzt noch mit einem Zirkus-Verserl und einem ganz stillen Abschiedslied.

Der nächste Auftritt von „Hasemanns Töchter“ ist am 23. Januar, 20 Uhr, im Landgasthof Reisinger in Straubing. Karten dafür gibt es im Leserservice des Straubinger Tagblatts unter Telefon 09421/940-6700.

Bogener Zeitung, 11.11.2014, erö