Die Proben sind in vollem Gange, in knapp vier Wochen ist es so weit: Am Donnerstag, 7. Juli, hat die "Dreigroschenoper" auf der Freilichtbühne auf der Burg Mitterfels Premiere. Die gewaltige Bühne nimmt immer mehr Form an. Diesmal sitzt das Orchester nicht hinter den Kulissen, sondern mittendrin im Geschehen. Und das gestaltet sich von Probe zu Probe spannender. Gestenreich und unermüdlich steuert Regisseur Sepp Fischer seine Spieler dorthin, wo er sie haben will. "Blas dich auf, mach dich groß", sagt er zu Celia Peachum (Anneliese Kienberger), die in ihrer Rolle Zorn und Ärger zeigen soll. Und spielt ihr vor, wie er sich das denkt.
Auf dem Piano begleitet von Korrepetitor Daniel Kutny singen und sprechen die Spieler ihren Part, meist schon vollkommen auswendig, und wachsen immer mehr in ihre Rolle hinein.
Unzählige Male stürmt Sepp Fischer auf die Bühne der Schulaula, bei schlechter Witterung wird hier geprobt, - gibt Anweisungen, die sofort umgesetzt werden müssen. Denn halbe Sachen duldet er nicht. Trotz aller Anspannung ist die Stimmung bei Akteuren und Regisseur locker, jeder bemüht sich nach Kräften, aus dem Stück ein großartiges Ganzes zu machen.
Immer deutlicher werden die starken Charaktere aus Bert Brechts Bettler-Oper herausgearbeitet: der unterwürfige, verschlagene Bettlerkönig Peachum (Ben Gröschl), der korrupte Polizeichef Brown, der smarte Mackie Messer (Daniel Edenhofer), der selbst vor dem Galgen nicht klein beigibt, und natürlich all die Weiblichkeiten rund um Mackie: Die flotte Polly, die enttäuschte Lucy und Spelunken-Jenny (Annegret Czapek).
Das Stück ist eine Herausforderung für Akteure, Regisseur und nicht zuletzt für die Musiker des eigens formierten Projekt-Orchesters. Eine Herausforderung, der sich alle Akteure mit besten Kräften stellen.
Der Inhalt der Dreigroschenoper ist bekannt: Das Stück spielt im Londoner Verbrechervorort Soho, wo sich Bettler und Gauner einen gnadenlosen Existenzkampf bieten. Mit im Spiel ist der korrupte Polizeichef Brown, den mit Mackie Messer eine heimliche Kumpanei verbindet. Bekannte Songs sind Mackies Lied von der Unzulänglichkeit des Menschen " ... das Glück rennt hinterher ... ", oder das "Kanonenlied ". Die Dreigroschenoper ist ein Stück zum Mitdenken und heute so aktuell wie einst.
Bericht und Bild : erö (SR-Tagblatt, 11.6.2011)