Damit Kinder aus niederer Kaste lernen dürfen -„Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ sorgt für Unterricht – Luis Müller ist zweiter Vorsitzender
Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins „Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ berichtete Vorsitzende Ursula Schneeweis über diverse Aktivitäten des Vereins im abgelaufenen Jahr. Daneben stellte sie aktuelle und zukünftige Projekte vor. Das Hauptprojekt des Vereins konzentriert sich derzeit auf die Unterstützung von Kindern der sogenannten „Musahar“-Volksgemeinschaft in sieben Dörfern nahe der Stadt Itahari im Südosten von Nepal an der indischen Grenze.
Das Leben dieser Gesellschaftsgruppe gestaltet sich besonders mühselig, da sie als Angehörige der „Unberührbaren“ in gesellschaftlicher Ausgrenzung leben und ein Ausbruch aus dieser hierarchischen Ordnung fast unmöglich ist. In Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf organisieren die Praktikanten der „Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ Nachhilfeunterricht für die Kinder und Jugendlichen sowie eine allgemeine Unterstützung für die benachteiligten Familien.
Einer der Praktikanten, Luis Müller, hat bereits fünf intensive Monate in dem Projekt vor Ort gelebt. Nach seinem Einsatz hat er sich entschieden, sich für den Verein weiter zu engagieren und die Vorstandschaft durch die Übernahme einiger Aufgaben zu entlasten. Einstimmig wurde der junge Psychologiestudent auf der Jahreshauptversammlung zum zweiten Vorstand des Vereins gewählt.
Da der kleine Verein mittlerweile 40 Praktikanten nach Nepal geschickt und vor Ort betreut hat, die Projekte in ihrer Planung immer komplexer und langfristiger werden, sind die Gründer der „Kinderhilfe Nepal Mitterfels“, Ursula und Herbert Schneeweis, sichtlich froh und stolz, Luis Müller im Vorstandschaftsteam begrüßen zu dürfen.
Kinder sorgen für Familien
Das momentane Hauptprojekt des Vereins in Itahari fokussiert sich auf eine der ärmsten Gesellschaftsgruppen in Südnepal.Ursprünglich aus Nordindien kommend haben die „Musahars“, zu Deutsch „Rattenfänger“, nach einer langen Zeit als Landstreicher Grundbesitz von der Regierung erhalten und sind seither dort sesshaft geworden. Den Angehörigen der Kaste wurden zudem auf Unterstützung der Regierung provisorische Unterkünfte gebaut, eine tatsächliche Eingliederung in die Bevölkerung gestaltet sich jedoch aufgrund ihres gesellschaftlichen niederen Ansehens extrem schwierig.
Die Konsequenz sind eine hohe Analphabetenrate, eine hohe Schulabbrecherquote, schlechte hygienische Zustände sowie eine hohe Fertilitätsrate. Dies hat zur Folge, dass viele der Eltern als Tagelöhner in der schnell urbanisierenden Stadt arbeiten und ihre ältesten Kinder zu Hause für die Versorgung der Familie, vor allem der jüngeren Geschwister, zuständig sind und die Arbeit in der Küche und auf dem Feld übernehmen müssen.
Der Schulabbruch ist somit vorprogrammiert. Nahezu kein Kind erreicht die fünfte Klasse und ist somit vom Lernprozess der Schulen ausgeschieden. Das Projekt des Vereins verfolgt nun das Ziel, die schulische Bildung sowie die Gesamtsituation der „Musahars“ zu verbessern.
Dafür engagiert sich der Verein vor Ort in enger Absprache mit Sozialarbeitern, Nachhilfelehrern sowie sogenannten „School-Guides“, welche die Kinder täglich zum Unterricht bringen, um eine konstante Anwesenheit sicherzustellen. Dabei unterstützen mittlerweile insgesamt 40 Angestellte die über 200 Familien mit ihren 328 Kindern vor Ort.
Bessere Zukunft
Bisher konnte das Projekt schon in seiner Testphase von 18 Monaten enorme Erfolge verbuchen. In zwei Gemeinden bestanden von 46 Kindern 43 den Abschlusstest in der lokalen Schule erfolgreich, ein Ergebnis, welches zuvor undenkbar gewesen wäre.Ebenso sind die Schulbesuche über die 95-Prozent-Marke hinaufgeklettert.
Das konkrete Ziel ist jedoch, eine langfristige Änderung in der Kaste zu bewirken, insbesondere ein Bewusstsein über die Wichtigkeit von schulischer Bildung zu schaffen und so den Kindern der „Musahars“ eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Spenden sind möglich an: Kinderhilfe-Nepal-Mitterfels e.V., Sparkasse Straubing-Bogen, IBAN: DE68 7425 0000 0570 2533 10, BIC: BYLADEM1SRG.
Bericht und Bild : hab (SR-Tagblatt, 30.9.2019)