Tradition und Moderne
Die Idee stammt von der Historikerin Elisabeth Vogl, Vorsitzende des Burgmuseumsvereins, umgesetzt wurde sie von Glaskünstlerinnen und Glaskünstlern der Gruppe Glasheimat Bayern mit seiner Vorsitzenden Ursula-Maren Fitz: In den Räumen des Burgmuseums in Mitterfels findet noch bis September eine Ausstellung moderner Glaskunst unter dem Motto „Das Alte erhalte und Neues gestalte“ statt. Am Wochenende begrüßten zur Vernissage Bürgermeister Andreas Liebl und der Museumsverein im Rahmen eines sommerlichen Empfanges neben den Künstlern zahlreiche Besucher. Diese sehenswerte Ausstellung mit ihren außergewöhnlichen Exponaten sei ein Highlight in der 40 Jahre alten Geschichte des Burgmuseums, betonte Liebl. Er nannte die Ausstellung eine Bereicherung für die Marktgemeinde, Menschen würden zusammengeführt und das Gemeinschaftsleben gefördert. Besonders würdigte Liebl das Zusammenwirken von altem Handwerk im Museum und moderner Glaskunst, das Handwerk der Glasmacher werde hier neu geschätzt.
Umrahmt wurde das Fest von der Harfenistin Emma Zitzelsberger mit klassischer Harfenmusik. Auf die Anfänge des Museums zurückgeblickt Elisabeth Vogl, die sich sehr um den Erhalt der umfangreichen Sammlung von Sepp Brembeck bemüht, blickte zurück auf die Anfänge des Burgmuseums im Dezember 1982, als der Volkskundler Prof. Dr. Reinhard Haller bei der Eröffnung die „hervorragende pädagogische Aufbereitung“ der Brembeck`schen Sammlung lobte. Vogl erinnerte an die Geschichte der Burg, die bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann und wo das spätere Landgericht Mitterfels für rund 600 Jahre seinen Sitz hatte. Als das Amtsgericht 1973 aufgelöst wurde, habe es sich der damalige Bürgermeister Werner Lang zur Aufgabe gemacht, in den ehemaligen Gefängnisräumen ein Museum einzurichten. „Dieses Erbe haben wir als Museumsverein nach dem Tod Brembeck im September 2008 weitergeführt“, so Vogl.
Sie verband die Geschichte der Glashütten im Bayerischen Wald mit der uralten Kunst der Glasmacher und betonte „alle Glaskünstlerinnen und Glaskünstler, die sich dieser Ausstellung zeigen, sind Meister ihres Faches“. Die Exponate vermittelten einmal die Tradition des Glasmachens und stellten sie in technischer Vollendung, gepaart mit künstlerischer Kreativität, vor. Dabei entstehe eine Spannung zwischen historischem Ambiente und aktueller Glaskunst, sagte Vogl. „Glas ist das Medium unseres künstlerischen Schaffens“, erklärte die Glaskünstlerin Ursula-Maren Fitz. „Wir Künstlerinnen und Künstler werden getragen von der Leidenschaft, unsere Ideen in Glas umzusetzen und Glas in seiner Vielfalt als Kunstobjekt abzubilden und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“. Glaskunst interagiert mit historischen Räumen In der Ausstellung trete die Glaskunst in Interaktion mit den historischen Räumen, dabei entstehe eine faszinierende Kombination aus moderner Kunst und architektonischer Geschichte, eine Balance zwischen Bewahrung und Innovation. „Die Künstlerinnen und Künstler nehmen die besondere Atmosphäre der Räume des Burgmuseums auf und präsentieren ihre Objekte sensibel abgestimmt auf das Vorgefundene in den einzelnen Räumen.“
Es sind in verlorene Formen geschmolzene Objekte, vor der Lampe geblasene Werke, auch in der Glashütte am Ofen entstandene Arbeiten, gravierte Werke, Glasmalerei und Arbeiten in Glasfluss, so die Künstlerin. Diese Vielfalt zeigte sich beim anschließenden Rundgang durch das Museum. Mit großer Sensibilität hatten die Künstler zusammen mit Elisabeth Vogl die Exponate gesetzt: Da stand die Skulptur des „Gefallenen Königs“ in Nachbarschaft der Apothekengläser, „Der Tod und der Holzfäller“ waren neben gotischen Holzplastiken platziert und die „Zertanzten Schuhe von Aschenputtel“ waren in der Schusterwerkstatt zu sehen. Im Raum der Uhren fanden Arbeiten in Tiefschnittgravur von Alexandra Geyermann mit dem Titel „Sieh dich nicht um“ einen Platz. „Kummerkugeln“ erinnern an den Krieg in der Ukraine Gewichtige Glasklötze stehen vor alten Steingutgefäßen und im kleinen Innenhof, dem ehemaligen Zwinger, marschieren gar 18 bunte Glaszwerge auf. Ursula-Maren Fitz hat in der früheren Gefängniszelle Seelenhemden ausgestellt, aus Glas gefertigt und aus Papier gestrickt, mit Dornen gespickte „Kummerkugeln“ aus Glas erinnern an den Krieg in der Ukraine. Es lohnt sich also, im Burgmuseum auf Suche zu gehen und den Künstlern nachzuspüren. Geöffnet ist das Museum Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr; an den Sonntagen des 16. Juli, 6., 20. und 27. August ist jeweils um 15 Uhr ein Künstlergespräch geplant.
Bericht und Bilder Elisabeth Röhn (SR-Tagblatt, 27.6.2023)