Ein Schmuckstück und Juwel

Ein Schmuckstück und Juwel

40 Jahre Burgmuseum: Gedenktafel und Skulptur von Brembeck und Lang

Anlässlich der 40 Jahre Burgmuseum Mitterfels wurde mit einem Stehempfang und Bilderrückschau, begleitet von bewegenden Songs von Klaudia Salkovic-Lang und Stefan Lang gefeiert. Den beiden Initiatoren des Museums, dem ehemaligen Bürgermeister und Ehrenbürger der Marktgemeinde Werner Lang, und dem leidenschaftlichen Sammler und späteren Leiter des Museums Sepp Brembeck und Träger der Josef-Schlicht-Medaille wurde mit einer Gedenktafel und einer Bronzeskulptur von Sepp Brembeck, gestaltet von den Künstlern Johannes Rieser und Johannes Gugg, ein Denkmal gesetzt.

Entstanden aus einer Idee von Werner Lang 1982 wurde aus dem Gedanken bald Wirklichkeit: Die Räume des ehemaligen Gefängnisses waren frei geworden, und da Lang die Sammelleidenschaft von Brembeck kannte, fiel der Vorschlag, die Sammlung im ehemaligen Gefängnistrakt einzurichten, auf fruchtbaren Boden. So begann die Erfolgsgeschichte Burgmuseum. „Mit unserem Burgmuseum machen wir Vergangenes sichtbar und erlebbar“, betonte Bürgermeister Andreas Liebl. Man könne auf historische Erkundungsfahrt gehen.

Doch gehe es nicht nur um die Vergangenheit. „Wenn wir Alltagsgegenstände aus der Zeit unserer Vorfahren betrachten, merken wir, wie vieles sich innerhalb nur weniger Generationen verändert hat.“ Die einzigartigen Ausstellungsstücke machen das Burgmuseum zu einem Schmuckstück im Landkreis und darüber hinaus. Abschließend dankte Liebl dem Burgmuseumsverein mit seiner Vorsitzenden Elisabeth Vogl für den „großartigen, ehrenamtlichen Einsatz zur Pflege des Museums“.

Geschichtsbewusstsein von Jung und Alt wird geprägt

Ein eigenes Museum in einer kleinen Marktgemeinde sei nicht selbstverständlich, betonte stellvertretender Landrat Andreas Aichinger. Das Museum biete Objektkunde mit Wissen über Objekte aus früheren Zeiten, sei ein außerschulischer Lernort mit Gegenwartsbezug, Entwicklungen würden begreifbar und prägten das Geschichtsbewusstsein bei Jung und Alt.

Werner Lang und Sepp Brembeck hätten mit diesem Museum große Weitsicht bewiesen, meinte MdB Erhard Grundl, kulturpolitischer Sprecher der Grünen. Es gebe immer noch viele Rätsel aus der Vergangenheit zu lösen. Im Burgmuseum habe er vieles aus der Jugendzeit gefunden. Geschichte sei nicht vergangen, sondern mache bewusst, wo man herkomme. Er habe Brembeck persönlich gekannt und sei von seiner Führung beeindruckt gewesen, betonte MdL Josef Zellmeier.

Brembeck habe ein großes Herz für Alltagskultur gehabt, die häufig gering geachtet werde. Brembeck habe etwas Bleibendes hinterlassen. „Wenn man weiß, wo man herkommt, kann man sein Erlebtes in die Zukunft tragen.“

Hannes Lehner als Vertreter der Erbengemeinschaft schilderte den Menschen Sepp Brembeck als sehr ambivalente Persönlichkeit, als kreatives Universalgenie mit profundem, historischem Wissen. Er sei allerdings kein Mensch der „sanften Worte“ gewesen. Brembeck wäre gerne Bildhauer oder Schnitzer geworden, musste jedoch den Beruf des Friseurs erlernen. Schon früh habe er mit dem Sammeln begonnen und sein Heim zum Lager von Sammlerstücken gemacht. Er sei ein Sammler gewesen, der bewahrt, nicht verkauft. Lehner schilderte, wie Brembeck oft zu seinen Sammlerstücken kam – „host nix Oids, schau ma schnell aufn Dachbodn aufe“, – er baute wunderschöne Weihnachtskrippen und zeichnete Portraits. Das ehemalige Gefängnis sei ein Glücksfall und ein kleines Juwel, die Bronzeskulptur eine großartige Würdigung für Brembeck, so Lehner.


Historische Apotheke als letztes Werk

 

Ein Großteil des Abends war der Rückschau auf 40 Jahre Burgmuseum gewidmet mit einem umfangreichen, bebilderten Vortrag von Elisabeth Vogl. Neues sei im Gründungsjahr 1982 in der Marktgemeinde entstanden: Schulerweiterung, Bau des Aparthotels und der Hauswirtschaftsschule und noch vieles mehr. Schreinermeister Werner Lang war 1978 zum Bürgermeister der Marktgemeinde gewählt worden und hatte das Ziel, in den Räumen des einstigen Landgerichts- und Amtsgerichtsgefängnisses ein Museum einzurichten. Die Burganlage befand sich im Besitz des Freistaats und wurde von der Gemeinde angemietet, das ehemalige Landgericht war 1973 aufgelöst worden, im Obergeschoss des Gefängnistraktes wohnte eine Familie.

In dem Haselbacher Sepp Brembeck mit seiner herausragenden volkskundlichen Sammlung fand Lang den idealen Partner.

Gedübelt, gehämmert und imprägniert

Die Bauarbeiten begannen am 15. Dezember 1981 und waren im Mai 1982 abgeschlossen. Nun trat Josef Brembeck in Aktion: Jede freie Stunde war er im Museum, oft bis in die Nacht hinein hat er genagelt, gedübelt, gehämmert und imprägniert. Auch die Einteilung der Räume, die Darstellung und Entwicklung von Geräten und Gegenständen waren seine Ideen. Unübertroffen war sein Gespür für das Echte und Ursprüngliche. Am 10. Dezember 1982 konnte das Museum eingeweiht werden und war ab 11. Dezember für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein Jahr später wurde eine Erweiterung beschlossen, Brembeck hatte zugesagt, das Museum um weitere acht Räume auszustatten. Neu dazu kamen die beiden größeren Räume im Erdgeschoss mit Schmiede und Wagnerei, im Turmzimmer entstand ein Vortragsraum.

Im November 1983 zeigte Josef Brembeck seine große Krippensammlung mit mehr als 20 Krippen, geschaffen in 30 Jahren. 1983 wurde Brembeck mit der Josef-Schlicht-Medaille des Landkreises geehrt. Im Herbst 1989 war die Eröffnung des Obergeschosses für die Öffentlichkeit geplant. Vogl berichtete von den Feierlichkeiten zum 10. und 20. Gründungsjubiläum, von der Gründung des „Burgmuseumsverein Mitterfels“ 2004 mit Altbürgermeister Werner Lang als Vorsitzendem. Sepp Brembeck sah die Zukunft des Museums gesichert. Sein letztes Werk war die Einrichtung der historischen Mitterfelser Apotheke, Sepp Brembeck starb im September 2008. Das Burgmuseum war und ist ein lebendiges Museum, betonte Vogl: Schulklassen und Kindergartengruppen besuchten das Haus, Klassentreffen fanden statt und Besucher aus ganz Deutschland aber auch aus Frankreich, Niederlande, Schottland und sogar aus Amerika waren begeistert. Ausstellungen wurde veranstaltet, im Kinderferienprogramm gab es eine Nacht im Burgmuseum.

Bestand umfasst mehr als 17 000 Exponate

Der Bestand des Burgmuseums umfasst heute mehr als 17 000 Exponate, etwa ein Zehntel davon ist erfasst, weitere 681 Exponate konnten inventarisiert werden. Vogl zeigte einige ungewöhnliche Exponate wie das Skelett Eulalia oder die komplette Praxiseinrichtung des Mitterfelser Arztes Dr. Müller. „Für mich ist das Wichtigste im Museum die persönliche Begegnung, die zum Beispiel bei Führungen möglich ist. Kein Computer kann das ersetzen, ebenso wenig die Originale, die wir alle nur im Museum zu sehen bekommen“, schloss Vogl. (erö)

 

 

Bericht und Bilder : erö (SR-Tagblatt, 6.12.2022)

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