Vom Maibaumstehlen und anderen Lumpereien

 

Den Baum haben wir nur selten nicht erwischt - Vom Maibaumstehlen und anderen Lumpereien erzählte Franz Wartner

Am kommenden Mittwoch wird in Mitterfels von den Vereinen und der Feuerwehr traditionell wieder der Maibaum aufgestellt. Ein alter Brauch, der früher meist mit Maibaumstehlen und Maibaumsteigen verbunden war und nicht selten mit Zwistigkeiten und Streit endete. Damit die alten Geschichten nicht ganz in Vergessenheit geraten hatte der Burgmuseumsverein zu einem Abend mit lustigen Geschichten rund um den Maibaum von Mitterfels und Scheibelsgrub ins Burgstüberl eingeladen. "Wir wollen das alte Brauchtum vor dem Vergessen bewahren", betonte Altbürgermeister Werner Lang, Vorsitzender des Burgmuseumsvereins. Geschichtenerzähler war Franz Wartner aus Scheibelsgrub, nach seinem früheren Hausnamen auch bekannt als Hackl-Wartner. Für den musikalischen Rahmen sorgte unermüdlich Sepp Buchinger mit seiner Steirischen.

 

Franz Wartner erinnerte sich an die Gaudi rund um den ersten Mai: Los gegangen sei es beim Moosmüller mit dem Wurstzupfen. Da sollten mit dem Mund Knackwürste von einem Seil gezupft werden. Das Seil hing aber so hoch, dass die Kandidaten springen mussten. Und oft genug wurde gerade im entscheidenden Moment das Seil noch ein Stückchen höher gezogen. Eine Mordsgaudi sei auch das Mehlfischen gewesen. Dazu sollte in einer Schüssel voll Mehl ebenfalls mit dem Mund ein Fünf-Markstück herausgefischt werden. Aber vorher musste der Kandidat das Gesicht ins Wasser tauchen. "Da haben sie aber geblasen!"

 

Beim Maibaumstehlen in Mitterfels und Scheibelsgrub war Franz Wartner besonders aktiv. Als der Mitterfelser Maibaum einmal unbewacht auf seinem Platz an der neuen Kirche stand, wurde er von den Scheibelsgrubern mit einem Gummianhänger per Hand unbemerkt abtransportiert. Der damalige Bürgermeister Werner Lang hörte in seinem gegenüberliegenden Haus verdächtige Geräusche und stürzte im Nachtgewand aus dem Haus. Aber er konnte die Diebe nicht mehr aufhalten und musste den Maibaum mit einem Fassl Bier und einer Brotzeit auslösen.

 

Auch Werner Lang erzählte eine Geschichte: Der bereits aufgestellte Maibaum sei einmal zur Hälfte abgesägt worden, die Aufregung sei groß gewesen, die Polizei musste geholt werden. Die warnte: "passt auf, dass der Baum nicht auf das Transformatorenhäusl fällt". Damit war aber der neue Kirchturm gemeint, sehr zum Ärger von Pfarrer Ludwig Pramps. Ein anderes Mal gelang es Lang, den Mitterfelser Maibaum, den die Haselbacher gestohlen und schon am Haselbacher Bahnhof aufgestellt hatten, von Gemeindearbeitern aus Haselbach wieder zurück bringen zu lassen.

In Scheibelsgrub habe Bert Merl sen. den Maibaum immer sehr gut bewacht, erzählte Franz Wartner. Einen Baum habe Merl einmal durch den ganzen Stadel gezogen und an beiden Enden mit starken Ketten gesichert. Eine Herausforderung für die jungen Burschen, die ihn trotzdem stahlen und versteckten.

 

Ein anderes Mal verwahrte Merl senior den Baum sogar im Schlafzimmer, hängte Glocken daran und bewachte ihn die ganze Nacht. "Nur selten haben wir den Baum nicht erwischt". Es gab aber auch Geschichten von Pannen beim Maibaumstehlen, allerdings nicht in Mitterfels: einmal wurde versehentlich der alte Maibaum gestohlen, ein andermal ein "Dublikat" aufgestellt.

 

An das Maibaumsteigen erinnerte sich Franz Wartner noch gut. In kurzen Hosen und festen Schuhe versuchten die Burschen, das Geld an den drei Kränzen zu ergattern: Am obersten gab es 100 Mark, die beiden unteren lockten mit 50 und 25 Mark. Das Problem: der Baum war unterhalb der Kränze dick mit Fett eingeschmiert. "Ein besonders geschickter Kandidat hat aber mit seinen Schuhen das Fett abgerieben und alle drei Kränze geleert".

Die Reihe der Brauchtumsabende soll eventuell mit Schulgeschichten fortgesetzt werden.

 

Bildtexte:

Brauchtumsabend Maibaumstehlen 1: Im Mitterfelser Burgstüberl erzählten Franz Wartner (re) und Werner Lang alte Geschichten vom Maibaumstehlen.

Brauchtumsabend Maibaumstehlen 2: Unermüdlich begleitete Sepp Buchinger die Erzähler mit Musik auf der Steirischen.

 

Bericht und Bilder : erö (SR-Tagblatt, 29.4.14)

 

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