Zunächst ging es um guten und schlechten Stress, um "Gammelei", die ebenso schädigen kann wie schlechter Stress und um die Unterschiede zwischen beiden. "Wer gut mit seiner Zeit umgeht, hat meist auch Zeit für andere", betonte Suttner. "Guter Stress stellt sich ein, wenn ich eine Aufgabe erledige, die mir und meinen Fähigkeiten entspricht, für die ich ausreichend Zeit habe, die mir sinnvoll erscheint und für die ich eine positive Rückmeldung bekomme." Nach der Erledigung sollte sich Entspannung einstellen und Zeit für eine Ruhepause sein, sagte Suttner. Krankmachend kann "Gammelei" sein, das systematische Fehlen von Aufgaben, was sich häufig bei Langzeitarbeitslosen einstelle. Für ein besseres Zeitmanagement empfahl Suttner, den Tag zu strukturieren und auch den Kindern Dienste in Küche und Haushalt zuzuweisen. Der Tagesablauf sollte ritualisiert werden, beispielsweise durch eine gemeinsame Mahlzeit am Tag oder das abendliche Vorlesen vor dem Zubettgehen. "Bei diesem Bettkanten-Abendritual kann noch ganz viel passieren". Suttner sieht im täglichen Vorlesen ein Recht des Kindergarten- und Grundschulkindes, ein "Kraft- und Seelenfutter" . Gemeinsame Mahlzeiten hätten eine starke Bindungsqualität für Eltern und Kinder. Wichtig könne es auch sein, Kinder am Zubereiten der Mahlzeit zu beteiligen. Rituale sollten jedoch nicht starr sein, sondern müssten auch durchbrochen werden können.
Die moderne Zeitnot erklärte Suttner so: Mütter und Väter haben heute neben dem Beschaffen von Nahrung weitere Funktionsrollen im Ehrenamt oder in der Politik, als Chauffeur, als Schnäppchenjägerin, bei der Freizeitbeschäftigung und nicht zuletzt als Medienkonsument. Tipp vom Referenten: Aufgaben können reduziert und an andere Familienmitglieder delegiert werden. Teile dieser Funktionsrollen können aufgegeben oder an eine bezahlte Fachkraft abgegeben werden. Suttner demonstrierte seine Vorstellung mit einem Glas, in das zunächst die großen Steine, sprich, die vorrangigen Aufgaben gefüllt werden. Dazwischen passt noch eine Menge feiner Sand, sprich weitere kleine Aktionen hinein.
Bericht : erö (SR-Tagblatt, 25.03.2011)