Von Ritualen und Seelenfutter - Vortrag beim Kindergarten über Zeitmanagement

Um das richtige Zeitmanagement in der Familie ging es in einem Vortrag im Pfarrheim, den kürzlich der Pädagoge und Fa­milienvater Bernhard Suttner im Kindergarten Don Bosco in Mitter­fels hielt. Mitveranstalter war die Katholische Elternschaft der Diöze­se Regensburg. Zurzeit werde in den Gruppen das Thema "Zeit" mit Jah­reszeiten, Monaten, Wochen und Ta­gen behandelt. Da passe das "Zeit­management" bestens hinein, be­tonte Kindergartenleiterin Birgit Baumgartner-Steinbauer. "Sie müs­sen keine Experten sein. Lassen sie sich nicht verunsichern und sich das elterliche Selbstbewusstsein abkau­fen". Diesen Tipp stellte Suttner an den Anfang seines Vortrags.

Zunächst ging es um guten und schlechten Stress, um "Gammelei", die ebenso schädigen kann wie schlechter Stress und um die Unter­schiede zwischen beiden. "Wer gut mit seiner Zeit umgeht, hat meist auch Zeit für andere", betonte Sutt­ner. "Guter Stress stellt sich ein, wenn ich eine Aufgabe erledige, die mir und meinen Fähigkeiten ent­spricht, für die ich ausreichend Zeit habe, die mir sinnvoll erscheint und für die ich eine positive Rückmel­dung bekomme." Nach der Erledi­gung sollte sich Entspannung ein­stellen und Zeit für eine Ruhepause sein, sagte Suttner. Krankmachend kann "Gammelei" sein, das syste­matische Fehlen von Aufgaben, was sich häufig bei Langzeitarbeitslosen einstelle. Für ein besseres Zeitmana­gement empfahl Suttner, den Tag zu strukturieren und auch den Kindern Dienste in Küche und Haushalt zu­zuweisen. Der Tagesablauf sollte ri­tualisiert werden, beispielsweise durch eine gemeinsame Mahlzeit am Tag oder das abendliche Vorlesen vor dem Zubettgehen. "Bei diesem Bettkanten-Abendritual kann noch ganz viel passieren". Suttner sieht im täglichen Vorlesen ein Recht des Kindergarten- und Grundschulkin­des, ein "Kraft- und Seelenfutter" . Gemeinsame Mahlzeiten hätten eine starke Bindungsqualität für Eltern und Kinder. Wichtig könne es auch sein, Kinder am Zubereiten der Mahlzeit zu beteiligen. Rituale soll­ten jedoch nicht starr sein, sondern müssten auch durchbrochen werden können.

Die moderne Zeitnot erklärte Suttner so: Mütter und Väter haben heute neben dem Beschaffen von Nahrung weitere Funktionsrollen im Ehrenamt oder in der Politik, als Chauffeur, als Schnäppchenjägerin, bei der Freizeitbeschäftigung und nicht zuletzt als Medienkonsument. Tipp vom Referenten: Aufgaben können reduziert und an andere Fa­milienmitglieder delegiert werden. Teile dieser Funktionsrollen können aufgegeben oder an eine bezahlte Fachkraft abgegeben werden. Suttner demonstrierte seine Vorstellung mit einem Glas, in das zunächst die großen Steine, sprich, die vorrangi­gen Aufgaben gefüllt werden. Da­zwischen passt noch eine Menge fei­ner Sand, sprich weitere kleine Ak­tionen hinein.

Bericht : erö (SR-Tagblatt, 25.03.2011)



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