Klassische Musik lebendig gemacht
Mitterfels. (erö) Was ist der Unterschied zwischen Geige und Bratsche? Klingen Bratsche und Klarinette gut oder weniger gut zusammen? Diese und viele andere Fragen wurden in einer besonderen Musikstunde an der Mitterfelser Mittelschule beantwortet. Im Rahmen des Stiftungsprojektes "Musizieren statt Konsumieren" gastierten drei Musiker bei den Klassen fünf und sechs mit ihren Klassleiterinnen Irmgard Müller und Adelheid Heitzer und präsentierten sich mit klassischer Musik auf Bratsche, Klarinette und Klavier.
Seit 2009 veranstaltet die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie der Bayerischen Landeskoordinierungsstelle Musik unter dem Motto "Musik für Schüler" deutschlandweit klassische Konzerte direkt in den Schulen. 150 Schulen hatten sich 2012 für das Projekt angemeldet. Die Mittelschule Mitterfels ist eine von 15 Schulen, die ausgewählt wurden. Die Aufführungen werden von engagierten und professionellen Musikern auf hohem Niveau präsentiert, um den jungen Zuhörern klassische Musik lebendig vorzustellen, erklärte Rektor Gerhard Groß. Musiziert wird an drei Vormittagen mit jeweils anderen Künstlern und auf verschiedenen Instrumenten.
Schüler ganz bei der Sache
Zunächst gab es eine kleine Unterrichtsstunde mit dem Bratschisten Johannes Erkes. Locker und anschaulich sprach er über sein Instrument, erklärte die Unterschiede zwischen den Saiteninstrumenten Geige (Violine) und Bratsche (Viola), ließ die Saiten klingen, vergaß auch den Bogen aus Pferdehaaren und das Kolophonium nicht, und stimmte auf das erste Musikstück, ein Trio für Viola, Klavier und Klarinette von Max Bruch ein. Die jungen Zuhörer waren ganz bei der Sache und konnten anschließend viele Fragen beantworten. Erkes sprach über Klangfarben und Schallwellen, über Komponisten wie Bach und Beethoven, über die Veränderungen eines Musikstils im Lauf der Jahrhunderte. Er führte den Jugendlichen vor, wie verschieden eine Gigue von Bach klingen kann mal tänzerisch-leicht, mal laut und wild.
Geheimnisse der Klarinette
Ähnlich spannend war der Beitrag von Christopher Gördes, der seine Klarinette vorstellte. "Ohne das "Blatt", ein dünnes Bambusplättchen im Mundstück, kommen keine ordentlichen Töne aus der Klarinette", und "die unterschiedliche Länge der Klarinette bestimmt die hohen oder tiefen Töne des Musikinstrumentes", sagte Gördes. Mit einer melancholischen Hirtenmelodie und dem schrillen "Hexentanz" von Igor Strawinsky wurden diese Unterschiede deutlich gemacht. Und noch ein Geheimnis lüftete Gördes: "Die Klarinette ist das einzige Instrument, wo Töne ganz leise wie aus dem Nichts kommen und vergehen können". Dass man den Namen des Komponisten J. S. Bach auch in Noten umsetzen kann, erzählte Sophie Mengele. Sie demonstrierte auf dem Klavier, wie sich diese Tonreihe anhört und dass sich dieses Motiv in Robert Schumanns "Kinderszenen" wiederfindet. Wie gut Klavier mit Klarinette oder Bratsche zusammenklingt, wurde mit Stücken von Schumann und Honegger demonstriert. Zum Abschluss wetteiferten noch einmal alle drei Musikinstrumente miteinander mit einem Satz aus der "Kegelstatt" von W. A. Mozart, wobei man die Kegel richtig rollen hören konnte. Ein Beweis, dass klassische Musik sehr kurzweilig sein kahn. Das fanden auch die jugendlichen Zuhörer und spendeten begeistert Beifall. Begeistert war auch Rektor Gerhard Groß: "Das war Wohlfühlmusik und Honig für die Seele", resümierte er.
Beim zweiten Konzert "Musik für Schüler" bringt Johannes Erkes einen mexikanischen Gitarristen und eine Opernsängerin mit.
Bericht und Bild : erö (SR-Tagblatt, 2.3.2012)