Damit das Tabu fällt
Mitterfels. (sm) Suizid ist nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen. 2002 starben in Deutschland 774 Menschen unter 25 Jahren durch die eigene Hand. Die nüchternen Zahlen der Suizidstatistik informieren lediglich über einen Teil der tatsächlichen Todesfälle durch Suizid. Es muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, die sich im besonderen Maße auf junge Menschen bezieht.
Die 9. und 10. Klassen der Grund- und Mittelschule Mitterfels-Haselbach beschäftigte sich eine Woche mit dieser sensiblen Thematik. Die Diplom-Sozialpädagogin Elisabeth Lange bereitete dazu mit drei Berufskolleginnen die Wanderausstellung „Zuhören ist cool. Wegsehen ist tödlich“ an der Schule vor. Sozialpädagogin Ingeborg Peter vermittelte den Schülern Zahlen und Fakten über das Thema „Suizid und Selbsttötung“. Durchschnittlich sterben doppelt so viele Buben und Männer durch Selbsttötung als Mädchen und Frauen. Frauen unternehmen jedoch zwei- bis dreimal so häufig einen Suizidversuch.
Anschließend erfolgte die Einteilung der Schüler in Gruppen. Ziel der Gruppenarbeit war, über das Thema Suizid aufzuklären, Auswege aus Problemsituationen aufzuzeigen und deutlich zu machen, dass es außer einem Suizid(-versuch) auch andere Möglichkeiten gibt. In einer Gruppe behandelten die Schüler das Thema „Gutes Zuhören und alles über Gefühle“. Gerade Jugendliche fühlen sich oft unverstanden und schaffen es nicht zu sagen, was sie meinen. Da ist es gut, jemanden zu haben, der einem zuhört. Verschiedene Übungen verdeutlichten den Jugendlichen den Unterschied zwischen „Hören“, „Hinhören“ und „Zuhören“. Die Heranwachsenden lernten Gefühle kennen und sie bewusst zu benennen.
Ein weiteres Thema war „Gemeinschaft macht stark“. Jeder der jungen Menschen befindet sich in einer Klassengemeinschaft. Diese stärkt jeden. In einer guten Klassengemeinschaft ergeben sich vielfältige Lernchancen, welche es zu nutzen gilt.
Die einzelnen Workshops machten den jungen Menschen deutlich, dass Suizid jeden etwas angeht und jeder helfen kann, einen Suizid zu verhindern.
Rektorin Luczak betonte, wie wichtig es sei, Kinder und Jugendliche mit ihren Alltagskrisen ernst zu nehmen. Gezielte Maßnahmen zur Prävention, könnten Suizid verhindern. Dazu gehören an erster Stelle Maßnahmen der Information und der Enttabuisierung. Nicht eine Vermeidung des Themas ist das Richtige, sondern: „ Über den Suizid reden, heißt ihn verhindern.“
Bogener Zeitung , 25.11.2016