Biomasse-Heizwerk: Aufbau war Pionierleistung
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Biomasse-Heizwerk: Aufbau war Pionierleistung

Dem Bau des Hackschnitzel-Heizwerks in Mitterfels vor 25 Jahren ist ein hartes Ringen vorausgegangen.

Dass sich das Vorhaben „einfach so ergeben habe“, wie im Artikel in der Freitagsausgabe formuliert, habe er daher sicher nicht gesagt, stellt Bürgermeister Andreas Liebl klar. Das Heizwerk ist zwar lange vor seiner Amtszeit errichtet worden, die Auseinandersetzung darum ist ihm aber bekannt. Selbst dabeigewesen ist Sepp Simmel, seit 25 Jahren Geschäftsführer der Biomasse Heizwerk GmbH in Mitterfels.

„Es war ein harter Kampf“, beschreibt Simmel die damalige Debatte in der Gemeinde. Anlass für die Heizkraftwerk-Idee hatte die Tatsache gegeben, dass es zu dieser Zeit eine landwirtschaftliche Förderung für Heizwerke gab. Deren Ziel war es, Landwirten einen Absatzmarkt für ihr Brennholz zu sichern. Bis heute wird das Heizwerk mit dem Holz von Waldbauern oder auch von Sägewerken betrieben und kein Altholz verheizt. 17 Gesellschafter in der GmbH Die GmbH hat 17 Gesellschafter, darunter laut Simmel vor allem Landwirte; der Gemeindeanteil liegt bei sechs Prozent. Daher sei es im Freitagsartikel auch nicht korrekt gewesen, pauschal „die Gemeinde“ als Nahwärmeversorger zu bezeichnen. Zudem werde das der Pionierleistung der Landwirte nicht gerecht.

Dennoch habe auch die Gemeinde beziehungsweise der frühere Bürgermeister Werner Lang und der Gemeinderat sein Scherflein beigetragen: Dank Gemeindebeteiligung hätten weitere Zuschüsse beantragt werden können, um das rund fünf Millionen D-Mark teure Heizwerk-Projekt in den 90er-Jahren realisieren zu können. „Der Gemeinderat hat sich letztlich einstimmig dafür ausgesprochen, obwohl es schon starken Gegenwind gab“, erinnert sich Simmel. Eins der gegnerischen Argumente sei gewesen, dass dem Heizwerk das Holz ausgehen könnte.  

Laufend Anfragen für Nahwärme

Das ist bis heute nicht passiert. 170 Abnehmer, angefangen vom Einzelhaushalt über Schulen und Gasthäuser, versorgen sich mit der Hackschnitzel-Nahwärme. Größter Abnehmer ist laut Simmel die Gärtnerei Hiendl. Durch das Heizwerk würden alljährlich über 700 000 Liter Heizöl und entsprechend viel CO2 eingespart. Mit den Jahren, in denen die Nahwärmeversorgung zuverlässig funktioniert hat, ist die Akzeptanz bei den Bürgern weiter gestiegen – und zuletzt noch einmal angesichts der Energiekrise.

„Wir haben laufend Anfragen“, sagt Simmel. Und zwar so viele, dass er sich ein zweites Heizwerk am Rand von Mitterfels vorstellen könnte. Doch damit muss sich erst der Gemeinderat beschäftigen. – pah –

 

[ Mehr Zahlen zum Heizwerk gibt es hier ]


Bericht vom 14.10.2022

Heizen mit Brennstoff aus der Region

 

Vor 25 Jahren ist das Biomasse-Heizwerk in Betrieb gegangen. Die Investition war nicht unumstritten, war doch Heizöl damals billig. Heute ist man in der Gemeinde froh darum

 

„Ja, klar, jetzt sind wir heilfroh um unser Heizwerk“, sagt Bürgermeister Andreas Liebl. Es sorgt gerade dafür, dass die steigenden Energiepreise kein riesiges Loch in die Gemeindekasse reißen, weil beispielsweise Schulen und Kindergarten ans Biomasse-Heizwerk angeschlossen sind. Am 13. Oktober 1997 ist die Anlage erstmals angeheizt worden.

Am Montagvormittag hat es draußen 8 Grad Celsius, die Sonne strahlt die drei Kamine des Biomasseheizwerks neben dem Mitterfelser Wertstoffhof an. Von Qualm keine Spur, obwohl das Werk in Betrieb ist. „Nur, wenn es sehr kalt ist, sieht man den Wasserdampf aufsteigen“, erklärt Geschäftsführer Josef Simmel. Eine erst im vergangenen Jahr erneuerte moderne Filteranlage sorgt für die Abgasreinigung. „Da kommt wesentlich weniger Feinstaub raus als bei einem Fahrzeug“, erklärt Simmel. Das Heizwerk ist 1996 auf Initiative von Altbürgermeister und Ehrenbürger Werner Lang mit Unterstützung des Marktgemeinderates als GbR gegründet worden.

Als es dann zur endgültigen Realisierung kam, entstand daraus die heutige Biomasseheizwerk Mitterfels GmbH. Gesellschafter sind zwölf Landwirte, die Gemeinde Mitterfels und vier Privatpersonen. Sieben Jahre nach Inbetriebnahme wurde ein zweiter Biomassekessel eingebaut, nachdem die Nachfrage kontinuierlich gestiegen war. Derzeit nehmen die Gärtnerei, das Freibad, die Grund- und Hauptschule, das Museum, die Turnhalle, die örtlichen Schulen, der Kindergarten und über 160 Wohn- und Geschäftsgebäude Wärme ab.

Erst vor Kurzem sind weitere neun Anschließer dazugekommen. Erweiterung auf Eis: Heuer gab es kein Material Es wären noch mehr Interessenten da gewesen, allerdings scheiterte eine Netzerweiterung am Materialmangel. Sie musste auf nächstes Jahr verschoben werden. Geplant sind 200 Meter zusätzliche Trasse, ein Meter kostet laut Simmel momentan bis zu 1 200 Euro. „Vor nicht allzulanger Zeit waren es noch 300 Euro.“ Trotzdem ist Nahwärme aus Biomasse für ihn derzeit alternativlos. Brennholz falle beim Durchforsten sowie so an, genauso wie unbehandelte Holzreste aus Sägewerken. „Würde man das verrotten lassen, statt es zu verbrennen, würde genauso CO2 frei.“ Heuer ist der Holzpreis und damit auch der Preis für Hackschnitzel gestiegen, allerdings nicht annähernd in dem Umfang wie der für Pellets, Gas oder Heizöl. Letzteres hat das Biomasse-Heizwerk übrigens auch gebunkert – für Spitzenlastzeiten oder für den Notfall. Kessel vergrößert, Filteranlage erneuert

Zuletzt aufs Öl zurückgreifen musste man während der Umbauarbeiten im vergangenen Jahr, als der Biomassekessel aus dem Jahr 1997 erneuert und dabei gleich durch einen größeren ersetzt wurde. Auch die Filteranlage wurde modernisiert und so ausgelegt, dass die Kapazität auch für einen größeren zweiten Biomassekessel reicht. „Glücklicherweise war der Umbau im Sommer, da war der Verbrauch nicht so hoch“, sagt Simmel. Während der Heizsaison würden die 20 000 Liter Heizöl gerade mal vier Tage reichen. „Wenn man das umrechnet, sieht man erst einmal, was wir mit den Hackschnitzeln an fossilen Brennstoffen sparen.“

 

Biomasseheizwerk Mitterfels in Zahlen

 
Seit 25 Jahren wird in Mitterfels Wärme aus Hackschnitzeln gewonnen. Derzeit sind zwei Heizkessel im Einsatz. Die Erneuerung des zweiten Kessels steht in vier bis fünf Jahren an.
  • Heizbeginn: 13. Oktober 1997
  • Einbau des zweiten Biomassekessels: Ende 2004
  • Ersatz des ersten Biomassekessels mit Umbau: 2021
  • Gesamtinvestition: rund 6,8 Millionen Euro (Erweiterung 2021/22: 1,2 Millionen Euro), Fördermittel gesamt: 1,78 Millionen Euro
  • Heizleistung: 2100 kW, Öl (Spitzenlast/Reserve): 1700 kW, Gesamtleistung 3,8 MW
  • Anschließer: Gärtnerei, Freibad, Grund- und Mittelschule, Burg, Museum, Turnhalle, Berufsfachschule, Kreismusikschule, Einkaufsmarkt, Wohngebäude der Kreiswohnbaugesellschaft, Kindergarten, Tankstelle, zwei Gasthäuser, ein Café und über 160 weitere Wohn- und Geschäftsgebäude (zum Beispiel die Baugebiete Stockäcker, Außerfeld und Oberfels und ein Teil der unteren Burgstraße).
  • Heizleitungen: rund 6,8 Kilometer in der Haupttrasse, zusätzlich rund 3,8 Kilometer Hausanschlüsse
  • Biomasseeinsatz derzeit über 14000 Schüttraummeter Hackschnitzel im Jahr
  • Einsparung von fossiler Energie bisher: rund 15 Millionen Liter Heizöl
  • Geschäftsführer Josef Simmel,
  • Heizwart Johann Lehner/Josef Holmer,
  • Einkauf Hackschnitzel Heribert Lehner