Über 30 Jahre lang hatte Josef Denk als Revierleiter das Forstrevier Mitterfels immer im Blick und kümmerte sich um die Belange von Wald und Besitzern
Sein Blick wandert nach rechts und links, dann entdeckt er etwas am Waldboden: Den jungen Trieb einer Douglasie, nur wenige Zentimeter groß, zwischen Laub und Büschen leicht zu übersehen. Josef Denk aus Mitterfels hat ein Auge für diese vermeintlichen Kleinigkeiten, denn sein ganzes berufliches Leben hat er dem Wald gewidmet.
Seit 1985 bis zum Juni dieses Jahres war er als Leiter des Forstreviers Mitterfels gewissermaßen die Stimme des Waldes und achtete auf die Einhaltung der Vorschriften zu dessen Schutz. „Die Bäume schreien ja nicht“, sagt er und lacht. Und so war er rund um Ascha, Falkenfels, Kirchroth, Mitterfels, Rattiszell, Steinach und Wiesenfelden unterwegs – auf rund 9 000 Hektar Waldfläche, 37 Jahre lang. „Fast die halbe Lebenszeit einer Fichte“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Dabei bezieht er sich auf die sogenannte Umtriebszeit der Fichte von rund 80 Jahren, bis der Baum zur Holzgewinnung geschlagen werden kann.
„Für die Kinder das Höchste“
Am liebsten sei er zwischen Bäumen und Sträuchern unterwegs gewesen, die Arbeit im Büro habe dagegen sein müssen, ein „notwendiges Übel“, sagt er. Mit dem Einzug der Technik – Dienstlaptop statt Papierkarten, GPS-Ortung, Harvester – sei zwar vieles einfacher geworden, aber für ihn ging es einzig und allein um den Wald. Schlechtes Wetter habe es nicht gegeben, im Gegenteil: Gerade der Regen im Forst sei etwas ganz Besonderes. „Da muss man sich auf einen Hochsitz mit Dach setzen und einfach dem Regen zuhören.“
Besondere Freude habe Denk auch die Organisation der Waldjugendspiele bereitet, trotz der vielen Vorbereitungen im Vorhinein. „Es war sehr viel Arbeit im Verborgenen“, sagt er, etwa die Bäume auf deren Sicherheit prüfen, die Wege und Stationen mähen sowie den Parcours aufbauen. Diese Mühen seien es aber allemal wert gewesen, denn die Spiele hätten nicht nur den Lehrern gefallen, sondern seien gerade „für die Kinder das Höchste“ gewesen.
Abgesehen von Veranstaltungen wie den Waldjugendspielen hat die lange Tätigkeit in ein und demselben Forstrevier Josef Denk eine besondere Möglichkeit gegeben: Er konnte über Jahre verfolgen, wie sich der Wald verändert hat. Wie Altbestände nach Sturmschäden oder Insektenbefall wieder aufgeforstet wurden. Wie aus kleinen Setzlingen ansehnliche Bäume geworden sind. Genauso konnte er beobachten, ob und wie seine Empfehlungen durch die Waldbesitzer umgesetzt wurden.
Nach einer halben Stunde war alles vorbei Deren Beratung war eine der Hauptaufgaben von Josef Denk, etwa was die Förderungen vonseiten des Freistaates oder den Waldumbau zur Anpassung an wärmeres und trockeneres Klima betrifft. Gerade Letzterer sei über die Jahre immer wichtiger geworden, denn wie er aus eigener Erfahrung bestätigen kann, hat die Zahl trockener Sommer zugenommen. Gleiches gelte für schwere Unwetter und Stürme.
In besonderer Erinnerung ist ihm ein Sturm im Jahr 1988 geblieben. Am 24. Juli „kam von Straubing her eine dunkle Wolke“, berichtet er, es folgten Gewitter, Starkregen und orkanartige Böen. Martin Bohmann von der Wetterstation Eggerszell (Gemeinde Rattiszell) kann ergänzen, dass Augenzeugen zwischen Ascha und Haibach eine „mächtige Trichterwolke“ beobachtet haben. In der Zeitungsausgabe vom 26. Juli heißt es: „Forstdirektor Fritsch vom Mitterfelser Forstamt spricht von einer möglichen Windhose den Talboden aufwärts sowie auf den Hängen.“ „Es war brutal“, erinnert sich Denk weiter, „nach einer halben Stunde war alles vorbei.“ Wesentlich länger dauerte es hingegen, die Schäden zu beseitigen. Laut Denk hat es fast 250 000 Festmeter Schadholz gegeben. Diese enorme Menge musste damals ohne die Hilfe schwerer Maschinen wie den heute weit verbreiteten Harvestern verarbeitet werden – trotz laufender Getreideernte. „Es wurde überall gesägt, auf ein halbes Jahr war alles weg und im Frühjahr wurden wieder neue Bäume angepflanzt.“
Forstunternehmen wachsen nicht auf Bäumen
Damals sei der „Schlag auf der Fläche“ anders gewesen, weil die Waldbesitzer noch selbst in ihrem Forst tätig waren. Das sei heute anders, sagt Denk. Statt Eigenbewirtschaft würden vielmehr Forstunternehmen beauftragt werden, von denen es allerdings nicht viele gibt. „Die kann man nicht vom Baum schütteln“, sodass laut Denk anstehende Arbeiten oft mehrere Wochen liegenbleiben. Im Falle des Borkenkäfers sei das besonders problematisch, weil der sich mit jedem Tag weiter ausbreiten und mehr Bäume befallen kann.
Denk äußert allerdings sein Verständnis für die Waldbesitzer, die nur noch selten hauptberuflich im Forst tätig sind. Im Nebenerwerb fehle dagegen neben dem Beruf oft die Zeit. Trotzdem äußert er den Wunsch, dass die Waldbesitzer wieder mehr Augenmerk auf die Pflege der Bestände und eine entsprechende Naturverjüngung legen. Wenn man sich auf das Notwendigste beschränke, reichten 20 bis 30 Stunden Aufwand pro Hektar Wald aus. „Damit kann man viel erreichen.“
Ob seine Empfehlungen auch weiterhin Früchte tragen, kann Josef Denk auch in Zukunft verfolgen. Trotz Ruhestand ist er fast jeden Tag im Wald, einerseits als Jäger, andererseits bietet er eine private Beratung für Waldbesitzer an. „Ich bin der Forstarbeit treu geblieben“, sagt er. Langeweile komme damit jedenfalls nicht auf.
Bericht und Bild : Hans Reimann (SR-Tagblatt, 9.7.22)