In seinem Ruhestand hat Altbürgermeister Heinrich Stenzel wieder mehr Zeit zum Musizieren.
Außerdem hat er ein neues Hobby gefunden: Nachhaltige Waldwirtschaft
Mitterfels. Fast zwei Jahre ist es her, dass Heinrich Stenzel nicht mehr Bürgermeister von Mitterfels ist. War das für ihn eine große Umstellung oder ist er sogar froh, dass er die Verantwortung nicht mehr tragen muss? In unserer Serie „Griaß di Freizeit“ erzählen die ehemaligen Bürgermeister aus dem Landkreis Straubing-Bogen, wie sie ihre neu gewonnene Freizeit so gestalten und ob ihnen vielleicht auch mal langweilig ist.
Der Übergang von der aktiven Arbeit als Bürgermeister zum Ruhestand sei schon schwierig gewesen. „Ich habe mich bis zuletzt in der Marktgemeinde sehr engagiert und auch Andi Liebl im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt unterstützt“, erinnert sich Bürgermeister Heinrich Stenzel an seine letzten Monate als 1. Bürgermeister von Mitterfels. Seit 1990 hat sich Heinrich Stenzel um das Wohl der Marktgemeinde bemüht, zunächst als Gemeinderat für die Freie Wählergemeinschaft, mit Sepp Holmer als 2. Bürgermeister, ebenfalls bei der FWG. 1996 wurde Stenzel 3. Bürgermeister und 2002 vertrauten ihm die Mitterfelser das Bürgermeisteramt an. Er hat sich viel um seine Mitbürger, nicht nur in Mitterfels, verdient gemacht: Als Mitglied in fast allen Mitterfelser Vereinen, als aktiver Blutspender, bisher 136 Mal, als langjähriger Kreisrat, zur Zeit als Aufsichtsrat und Rechnungsprüfer bei der Kreiswohnbaugesellschaft und Verbandsrat des Berufsschulzweckverbandes oder als Verbandsrat der Sparkasse Niederbayern-Mitte. „Ich wollte mich immer für meine Heimat einsetzen“, sagt Stenzel heute.
Einer der Höhepunkte in seinem Bürgermeisterleben sei der Kauf der Burganlage, des Schlossberges und der ehemaligen Hotelanlage gewesen. Ein weiterer war die Sanierung des Rathauses, die inzwischen abgeschlossen ist, und die Schulsanierung sowie der Neubau der Zweifachturnhalle und des Kindergartens. Viele Neubaugebiete seien in seiner Amtszeit ausgewiesen, Einkaufsmärkte geschaffen und Straßenbauprojekte, wie die Ortsdurchfahrt Scheibelsgrub, abgeschlossen worden. Offengeblieben sei die Sanierung des Freibades, bedauert Stenzel. Aber er ist stolz darauf, dass in den Jahren seiner Amtszeit die Einwohnerzahlen um 400 auf knapp 3 000 Personen gestiegen sind. Rückblickend meint Stenzel: Es war eine gute Zeit nach einem schwierigen Anfang im Marktgemeinderat. Aber die Mehrheit hat mitgemacht. Heute will ich all die Dinge tun, die noch möglich sind. Seit über 50 Jahren macht Stenzel Musik Nicht vergessen werden darf, dass der Ex-Bürgermeister von Mitterfels ein leidenschaftlicher Musiker ist. Er spielt Tenorhorn, Trompete, Bassgitarre und seit gut zehn Jahren Steirische. Musik macht er seit über 50 Jahren. Als Jugendlicher wurde Tanzmusik gemacht, bis heute musiziert Heinrich Stenzel im Musikverein Mitterfels, dem er 16 Jahre lang als erster Vorsitzender vorstand. Auch wenn in Coronazeiten nicht regelmäßig geübt werden darf, bringt eine kleine Gruppe der Blaskapelle so oft wie möglich den Bewohnern des Mitterfelser Altenheims ein kleines Ständchen. „Die warten schon sehnsüchtig auf uns“, erzählt Stenzel. Eine besondere Freude sei immer das gemeinsame Musizieren mit anderen Musikanten im musikantenfreundlichen Wirtshaus Fischer Veri. Schon vor zehn Jahren hat der Mitterfelser Ex-Bürgermeister eine neue Leidenschaft bei sich entdeckt: Die Liebe zum Wald. Er hat ein kleines Stück Wald im Ortsteil Hörmannsberg gekauft und „probiert“ nachhaltige Waldwirtschaft aus, wie er das nennt. Er pflanzt Buchen, Tannen und Douglasien, auch Esskastanien und Baumhasel und sogar einen Mammutbaum. „Den Douglasien kann man beim Wachsen direkt zuschauen“, sagt Stenzel und lacht. Aber er kümmert sich auch um seine Bäume, schützt sie mit Gittern vor Verbiss, kämpft gegen wilde Brombeeren und gießt die jungen Pflanzen, wenn es zu trocken ist. Wenn ihn die Sehnsucht packt, wandert er schnell mal „ins Holz“ und genießt von der Bürgermeisterbank den wunderbaren Blick ins Donautal. Layout für Bücher von Edda Fendl gestaltet Mit Fachwissen hat Heinrich Stenzel kürzlich die Gestaltung des Layouts für die neuen Bücher der Mitterfelser Autorin Edda Fendl über Falkenfels übernommen. Auch das habe ihm Spaß gemacht, sagt der gelernte Schriftsetzer, der noch gelegentlich in der Druckerei Stolz aushilft und vor vielen Jahren beim Erstellen der Mitterfelser Chronik von Franz Wartner mitgearbeitet hat. Also von Ruhestand kann bei Heinrich Stenzel keine Rede sein. Jetzt freut er sich, dass er sich seine Zeit einteilen kann, mit Ehefrau Rosi im Bayerischen Wald wandern, auch mal im Hochgebirge am Aletschgletscher in der Schweiz, Besuche von Enkel Simon genießen, radeln mit dem E-Bike und im Altwasser an der Öberauer Schleife fischen, wo er die Natur genießen kann. Elisabeth Röhn
Bericht : SR-Tagblatt, 12.3.2022