Sternstunde der Kultur - Ehrenkonzert für Baumann

Künstler der Spitzenklasse, traumhafte Instrumente, eine Programmgestaltung, die höchsten Ansprüchen genügte.

Ein würdiger und angemessener Schlusspunkt für 30 Jahre unermüdliche Tätigkeit als Vorsitzende des Verkehrs- und Kulturvereins Mitterfels. Landrat Josef Laumer und zahlreiche Gäste aus dem Kulturleben waren in die evangelische Heilig-Geist-Kirche nach Mitterfels zum Ehrenkonzert für Sigrun Baumann gekommen.

Christian Brembeck, in Berlin lebender hochkarätiger Musiker mit Spezialgebiet Alte Musik, und seine Ehefrau, Professorin Julia Rebekka Brembeck-Adler, offenbarten bezaubernde Perlen der Barockmusik. Erst adäquate Instrumente lassen die Werke aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert in ihrem ursprünglichen Glanz erblühen.

Das Virginal, welches Christian Brembeck mitgebracht hatte, Nachbau eines Original-Instrumentes aus Italien, bezauberte mit seinem für ein relativ kleines, im Vergleich mit einem Cembalo, leichtes Instrument durch seinen kräftigen, trotzdem äußerst filigranen Klang. Besonders in Präludium und Fuge D-Dur BWV 874 aus dem zweiten Band des „Wohltemperierten Klavier“ von Johann Sebastian Bach konnte Christian Brembeck die Meriten dieses Instrumentes voll ausspielen. Das festlich-feierliche Präludium und die durchdachte Architektur der anschließenden Fuge arbeitete Brembeck mit höchster Präzision heraus. Mit einem besonderen, höchst selten zu hörenden Streichinstrument begeisterte Julia Rebekka Brembeck-Adler das Publikum: einer Viola d’amore, über deren Klang schon Leopold Mozart schrieb: „Ein gar liebliches Instrument in der Abendstunde!“ Tatsächlich klingt die Viola d’amore mit ihren sieben Darmsaiten und sieben Resonanzsaiten anheimelnder, weicher als eine Violine oder Bratsche.

Trotzdem ist sie in Konzerten selten zu hören, da sie schwer zu spielen ist. In der Sonate D-Dur BWV 1028 zeigte sich Julia Rebekka Brembeck-Adler als große Meisterin auch auf diesem Instrument. Die Viola d’amore mit unter dem Griffbrett angeordneten Resonanzsaiten gibt es auch ohne die zusätzlichen Saiten und mit Metallsaiten. Natürlich beherrschte die Künstlerin auch dieses Instrument in Vollendung. Getrost darf man Jean-Marie Leclair (1697-1764) als frühen „Paganini“ wegen seiner hohen spieltechnischen Anforderungen seiner Kompositionen bezeichnen.

Julia Rebekka Brembeck-Adler brillierte in der Sonate op. IX Nr. 5 von Leclair mit an die Grenzen des Möglichen gehender Virtuosität. Heinrich Ignatz Biber, Kapellmeister des Fürstbischofs von Salzburg, berühmtester Geiger seiner Zeit, schrieb als seine bekanntesten Werke die „Rosenkranzsonaten“. Christian Brembeck und Julia Rebekka Brembeck-Adler spielten aus diesem Zyklus die Passacaglia. Die Viola d’amore gab den „Trois Fantaisies pour Violine“ von Louis Couperin besonderen Charakter. Auch die Besucher waren gefordert, sie durften, mussten bei einer Komposition von Georg Böhm „Nur wer den lieben Gott lässt walten“ mitsingen. Ohne Übertreibung darf das Konzert als Sternstunde des Kulturlebens bezeichnet werden.

Theodor Auer

Bericht und Bild : SR-Tagblatt 27.11.2019