Die Predigt als Drohbotschaft - Wenn Kinder mit der Kirche nichts anfangen können
"Wenn Kinder aus der Kirche ausziehen" war Motto eines Bildungsabends der Gemeinschaft der Pfarreien Mitterfels-Haselbach und Herrnfehlburg.
Er fand in dieser Woche im Gasthaus Kernbichl in Mitterfels statt. Die Sprecherin des Gesamtpfarrgemeinderates, Elisabeth Pöschl, hatte als Referentin Diplom-Theologin Ingrid Seher aus Bernhardswald geholt. Seher ist Mutter von drei Kindern und wurde vor 15 Jahren bereites selbst mit diesem Thema konfrontiert.
Während ihres Studiums und bis heute hat sie sich eingehend mit den Ursachen und Auswirkungen dieser Entwicklung beschäftigt. Die Referentin skizzierte einige Gründe, warum sich die Jugendlichen von der Kirche entfernen. Oft beginnt es schon im. Elternhaus, wenn die kirchlichen Rituale nicht mehr vorgelebt werden. Dann ist da die Trennung von bisherigen Zwängen ebenso wie die Reizüberflutung durch Konsum und der Leistungsdruck der Gesellschaft. Jugendliche wollen selbst bestimmen, sind kritischer gegenüber Macht, wählerischer in ihren Ansichten und wollen durch Argumente überzeugt werden. Sie lieben es selbst zu entscheiden und möchten mit dem Aufbau des Reiches Gottes schon jetzt beginnen beispielsweise durch Streben nach Gerechtigkeit und Frieden sowie durch Bewahrung der Schöpfung.
Ein weiterer Teil beschäftigte sich mit unserer Gesellschaft. Wenn durch Werbung der Konsum als Ersatzreligion angeboten wird, ist man mit dem Hinterherlaufen nach Schnäppchen mehr beschäftigt als mit Vorstellungen von Nächstenliebe und Ehrenamt. Dazu kommt, dass die Gesellschaft auf Verstand und Willen baut und dabei oft übersieht, dass der Mensch auch über eine Gefühlswelt und eine Seele verfügt. Und schließlich liegt auch in der Kirche ein Grund, warum Kinder und Jugendliche sich von ihr abwenden. Das Zölibat wird zunehmend als Hemmschuh für den priesterlichen Nachwuchs und als Herabsetzung der Frau gesehen und die Verhütungsregeln werden als Einmischung in persönliche Entscheidungen verstanden. Gottesdienste werden als starre Veranstaltungen gesehen und Predigten vermitteln oftmals den Eindruck von Drohbotschaften.
Was können nun Elternhaus, Gesellschaft und Kirche tun, um die Abwanderung der Jugendlichen zu verhindern? Das Elternhaus sollte den Dienst für Gott glaubhaft vorleben. Die Gesellschaft sollte stärker vermitteln, dass Verstand und Wille nur einen Teil des Menschen ausmachen, dass Konsum keine Ersatzreligion ist und das Streben nach Besitz nicht alle Bedürfnisse des Menschen befriedigt. Die Kirche sollte sich auf ihren Ursprungs auf trag, das Leben Jesu und die Erfahrungen aus der Bibel zu vermitteln, konzentrieren.
Bericht : sig ( SR-Tagblatt, 12.02.2011)