Die Zerstörung im Tal der Menach, im "Perlbachtal", durch private Holzarbeiten nimmt kein Ende. Seit Monaten dröhnt die Baumsäge, jetzt fahren schwere Maschinen die Baumstämme ab.
Mit der Folge, dass der Wanderweg Nummer eins vom Jugendzeltplatz zur Burg gänzlich unpassierbar geworden ist. Weite Teile des Bachufers sind zerstört, Felsbrocken haben sich gelöst und hängen ungesichert im steilen Berghang oder am Rand des Bachtales. Der Granittrog an der kleinen Quelle liegt in Scherben. Das alles geschieht in einem Teil des Perlbachtales, der als Aushängeschild der Marktgemeinde gilt und natürlich den Mitterfelsern sehr ans Herz gewachsen ist.
Bestürzung, Empörung, Unverständnis herrschen bei vielen Mitterfelser Bürgern. Unverständnis auch bei Altbürgermeister Lang: "Das Perlbachtal ist unser Kapital in Sachen Fremdenverkehr." Er könne verstehen, dass der private Holzbesitzer seinen Wald abholzen will, aber diese Art und Weise sei nicht hinnehmbar. Früher hätten Waldbesitzer den Kontakt zur Marktgemeinde aufgenommen und gemeinsam habe man die Maßnahme besprochen, sagt Lang.
"Das tut mir weht weil mein Herz daran hängt.„
Er kann nicht verstehen, dass das Abholzen auf so zerstörerische Weise jetzt einfach so geht. "Das tut mir weh, weil mein Herz daran hängt."
Die Grundursache dieser Zerstörung sieht Natur- und Landschaftsführer Martin Graf in der Forstreform. "Seitdem kann der Waldbesitzer beinahe machen, was er will." Vor der Reform sei vor größeren Waldarbeiten der fachkundige Rat des zuständigen Försters eingeholt worden. Heute dürfen schwere Maschinen eingesetzt werden mit der Folge weitgehender Zerstörung von Wald und Flur. "Dass es nicht anders geht, stimmt so nicht", betont Graf.
Mariele Schrutz vom Amt für Touristik in Mitterfels ist ebenfalls entsetzt: "Hier steht nur der Profit im Vordergrund." Es sei unverständlich, dass ein so schönes, unberührtes Stück Natur bedenkenlos zerstört werden darf. "Gerade in der heutigen Zeit, wo private Grundbesitzer oft strenge Auflagen für ihren Garten einhalten müssen." Mariele Schrutz befürchtet: "Das kann nie wieder so schön werden."
Diese Befürchtung teilt auch Marktgemeinderat Reinhard Stolz. Er ist bestürzt über diese bedenkenlose Umweltzerstörung. "Hier wird die Natur mit Füßen getreten. Es wird Generationen dauern, bis sich Bachufer und Wege erholt haben, wenn es überhaupt möglich ist." Es schaut einfach katastrophal und traurig aus, meint Maike Schulze-Trinkaus. "Der Wald ist Privatgrund, der Waldbesitzer kann seinen Wald abholzen, aber das hätte auch optisch vertretbar und in Absprache mit der Gemeinde geschehen können. Nicht auf diese unmögliche Art und Weise", meint die Mitterfelserin.
Wanderwege müssen wieder hergestellt werden
Die Marktgemeinde Mitterfels war indessen nicht untätig. Was da im Perlbachtal geschieht, ist schließlich ein massiver Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet Vorderer Bayerischer Wald. Er habe mehrfach Kontakte zu Landratsamt und Unterer Naturschutzbehörde aufgenommen, erklärt Bürgermeister Heinrich Stenzel.
Doch die Abholzung sei laut Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten rechtens. Rechtens sei auch das Anlegen von sogenannten Holz-Rückewegen. Für den Bach und das Bachufer sei die Untere Naturschutzbehörde zuständig. Der Bach ist übrigens in Teilstücken Privatbesitz und hat eine eigene Flurnummer. Deshalb könne die Gemeinde nicht viel tun. In Abstimmung mit dem Marktgemeinderat sei jedoch ein Zwangsbescheid der Verwaltungsgemeinschaft an den Waldbesitzer ergangen mit der Auflage, die Wanderwege noch in diesem Jahr wieder herzustellen, den steilen, jetzt abgeholzten Berghang gegen Steinschlag zu sichern und den Granittrog an der Quelle zu ersetzen. Aber Stenzel ist skeptisch: "Es ist fraglich, ob der Urzustand jemals wieder hergestellt werden kann."
Von dem Waldbesitzer kam bisher noch keine Reaktion. Am Donnerstag, 11. November, werden alle betroffenen Stellen im Rahmen einer nicht öffentlichen Ortsbesichtigung über die nächsten Schritte beraten.
Bericht : erö (SR-Tagblatt 10.11.2010)