Im Humanistischen Gymnasium zu Straubing erwachte eine Liebe, die ein Leben lang halten wird: Die zur Geschichte und zur Kunstgeschichte. Aber auch der Hang zum Praktischen. Schon mit 24 Jahren erhielt Josef Groß die Priesterweihe. Auf dem Seminar in Regensburg lehrte ein Professor, der im Lateinischen schlechter war als der junge Kandidat. Daher verkürzte der Lehrmeister kurzerhand die Ausbildungszeit seines ungeliebten Schützlings um zwei Jahre.
An der zweiten Station in Weiden Sankt Josef hielt es ihn nicht lange. Sein Weg führte über Schnaittenbach, wo er sein Benefiziat absolvierte, zurück nach Niederbayern. In Elisabethszell gab es genügend Herausforderungen für den Geistlichen. Hier konnte er seine Talente als umsichtiger Planer, vielseitiger Handwerker und erfinderischer Organisator von Finanzen ausleben. Als er nach nur zehn Jahren, 1971, weiterzog, war aus dem "verlassenen Loch", wie es sein erster Pfarrer bezeichnet hatte, eine blühende Pfarrei mit renovierter Kirche, neuen Glocken und einem schönen Friedhof geworden. Die Elisabethszeller dankten es ihm mit der Ehrenbürgerwürde. Es sollte nicht die einzige bleiben. Pfarrer Groß hatte in Elisabethszell alles erneuert, umgebaut und zukunftsfähig gemacht, was ihm unter die Finger gekommen war. Und so strebte er nach neuen Aufgaben, er fand sie in der Pfarrei Bodenwöhr am Hammersee.
Die schönen Kirchen und die guten Straßen hätten ihm gleich gefallen, sagt er heute. Er sollte dort in den nächsten drei Jahrzehnten gewaltige Aufgaben bewältigen. 104 laufende Meter Bücher mussten die Helfer aus dem Pfarrhaus tragen, als Pfarrer Groß 2001 in den Ruhestand ging. Auf dem Speicher seines kleinen Ruhestandhäuschens in Mitterfels sind inzwischen etliche Meter dazu gekommen.
Bericht und Bild : H u b ert S ü s s, SR-Tagblatt 4.9.2010