Aus ei­ner Kri­se ent­steht meis­tens ein neu­er Weg - Ge­bets­wo­che für die Ein­heit der Chris­ten

Die Ökumene hat in der Marktgemeinde seit langem einen hohen Stellenwert. Dazu gehört auch der ökumenische Gottesdienst, der abwechselnd in der evangelischen und der katholischen Pfarrkirche mit Gläubigen beider Konfessionen gefeiert wird.

In diesem Jahr stand die Gebetswoche unter dem Wort „Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“ und wurde von den Geistlichen Professor Karl Hausberger und Diakon Walter Peter sowie dem Singkreis Mitterfels unter seiner neuen Leiterin Klaudia Salkovic-Lang gestaltet. An der Orgel begleitete Joachim Alt die Lieder.

Die Texte zur Gebetswoche wurden von Kirchen in der Karibik vorbereitet, erklärte Diakon Peter. In der Geschichte des dortigen Christentums gibt es ein Paradoxon: Einerseits missbrauchten die Kolonialmächte die Bibel, um die Unterwerfung der Bevölkerung und vieler anderer, die aus Afrika, Indien und China in die Karibik gebracht wurden, zu rechtfertigen. Andererseits wurde die Bibel für viele, die unter der Kolonialherrschaft zu leiden hatten, zur Quelle des Trostes und der Befreiung.

Bis heute ermutige die Bibel die Gläubigen in der Karibik, für Menschenwürde und bessere Lebensbedingungen zu kämpfen. Wenn die Ketten der Versklavung sich von unseren Händen lösen, wächst ein neues Band der Liebe und Gemeinschaft in der Menschheitsfamilie. Es bringt die Einheit zum Ausdruck, für die die christlichen Gemeinden beten. „Daher wollen wir heute auch Gott danken für unser christliches Erbe und sein befreiendes und rettendes Handeln in der Geschichte“, so Diakon Peter. Diese Umkehr der Verhältnisse im Gottesdienst deutlich zumachen, sei das Anliegen der Christen in der Karibik. Neben der Bibel, die im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand, spielten Ketten, die abgeworfen wurden, eine wichtige Rolle. Die verbindende Kette der christlichen Gemeinschaft wurde deutlich, als sich die Gläubigen beim Vater-unser an den Händen fassten.

Mit einem sehr kämpferischen Text aus dem Alten Testament wurde die Stärke Gottes zur Befreiung des Volkes Israel deutlich gemacht, ein Gebet pries die Güte des Herrn. Dem Predigttext lag ein Wort des Apostel Paulus zugrunde, das von den Leiden der gegenwärtigen Zeit spricht, aber gleichzeitig auf die Freude der Wiederkunft Jesu verweist. Die Geburtswehen der Schöpfung seien damals wie heute spürbar und eine schmerzvolle Erfahrung, so Professor Hausberger in seiner Predigt. Oft entstehe aber aus einer Krise ein neuer Weg in die Zukunft. Die Menschen seien aufgerufen, an einer neuen Schöpfung mitzuarbeiten, Liebe wurzeln zu lassen, wo Hass lebe, statt Vergeltung Vergebung zu üben und so dem Leiden einen Sinn zu geben. Verbunden mit der Bitte, die Ketten der Sklaverei zu zerbrechen. Die Kollekte, die beim ökumenischen Gottesdienst durchgeführt wurde, war für die Unterstützung von behinderten Menschen auf einer kleinen Insel in Indonesien bestimmt.

Bericht : erö (SR-Tagblatt, 31.1.2018)