„Kriegsspuren“
Seit Jahren beteiligt sich die Ökumene-Runde Mitterfels mit einem Friedensgebet im Burghof an den Veranstaltungen der „Ökumenischen Friedensdekade“. Das Motto „Kriegsspuren“ könnte nicht aktueller sein. Es soll auf die Spuren von Kriegen aufmerksam machen, aber auch auf die Spuren, die zu Kriegen führen.
Die Ökumene-Runde Mitterfels mit Pater Dominik und Diakon Walter Peter an der Spitze hatte die Andacht mit vielen eindrucksvollen Texten und Liedern vorbereitet. Pater Dominik führte bei seiner Begrüßung aus, dass das Einschussloch auf dem Plakat auf die vielen zerstörten Städte und Dörfer, vor allem in Syrien und im Irak, aber auch in vielen anderen Krisengebieten erinnert. Neben diesen äußerlichen Spuren gäbe es aber diejenigen, die in den Seelen der betroffenen Menschen verblieben. „Wie können diese Menschen weiterleben?“, fragte Pater Dominik und verwies auf die Verantwortung aller. Zu schnell werde auf militärische Lösungen gesetzt, zu wenig würde an den Weg der Gewaltlosigkeit gedacht.
Diakon Walter Peter wies in seiner Kurzpredigt darauf hin, dass es Kriegsspuren nicht nur in den großen Konfliktfeldern gebe, auch im Kleinen, zum Beispiel zwischen zwei Menschen können jahrelange Konflikte schwelen. Tiefe Spuren würden auch bei Opfern von Gewalt oder bei denjenigen, die einen lieben Menschen durch Gewalt verlieren, entstehen. Und da die Versöhnung im Christentum einen großen Stellenwert habe, gehöre hier auch dazu, mit den Gewalttätern selbst einen Weg zur wahren Versöhnung zu finden und den Mut aufzubringen, alle anderen, wie immer sie sein mögen, als Menschen wahrzunehmen.
Waren im letzten Jahr noch Flüchtlinge aus den Asylunterkünften Haselbach und Mitterfels als Besucher anwesend, so beteiligten sie sich heuer direkt an der Gestaltung. Der Syrer Ahmad Almahmoud, der seit über einem Jahr in Mitterfels wohnt, trug etwa ein von ihm in Aleppo unter dem Eindruck der Kämpfe verfasstes Gedicht mit dem Titel „Waffen“ vor, zuerst in Arabisch, dann in Deutsch: „Wörter, Flügel, Liebe, Tränen, Geduld, Leben, Freiheit und Gerechtigkeit sind danach die besseren Waffen und werden am Ende den Donner der Kugeln und Kanonen besiegen.“
Bogener Zeitung 16.11.2016