Die Gitarre „streicheln“ Sechs junge Flüchtlinge lernen das Gitarrespiel
Sechs junge Männer zwischen 15 und 28 Jahren sitzen erwartungsvoll im Kreis, halten ihre Gitarren im Arm und lauschen aufmerksam den Worten von Rainer Schmidt.
Er wird den Asylbewerbern Unterricht im Gitarrespiel geben und verspricht „Gitarre lernen in sechs Wochen“. Es geht gleich munter los, denn „mit Musik ist alles leichter“, meint Rainer Schmidt, erfahrener Gitarrenlehrer. Begonnen wird erst einmal mit einem flotten, gemeinsamen Lied und einem Refrain, den auch die Schüler schnell nachsingen können. Die Stimmung ist gut, und dann beginnen die Erläuterungen zur Gitarre.
Initiator des Gitarrenprojektes ist Wolfgang Hammer, der den „Helferkreis Asyl – interkulturelles Lernen“ ins Leben gerufen hat und eine Gruppe unbegleiteter junger Erwachsener betreut. Hammer hat sich um Gitarrenspenden bemüht und mit Rainer Schmidt Kontakt aufgenommen. Schmidt wiederum ist bei der Katholischen Erwachsenenbildung KEB Straubing-Bogen als Gitarrenlehrer aktiv und erklärte sich bereit, die jungen Flüchtlinge zu unterrichten. Mit 410 Euro aus Fördermitteln des Bistums Regensburg für die Flüchtlingsarbeit wird der Gitarrenkurs gesponsert. Damit ist für das komplette Zubehör wie Lehrbuch, Tragband, Stimmhilfen und Notenständer sowie Fußschemel gesorgt. Die Schüler beteiligen sich mit zwölf Euro an den Kosten.
Ja, die Stimmung unter den Musikschülern, denen sich auch Wolfgang Hammer angeschlossen hat, ist gut an diesem ersten Gitarrenabend. Viel gibt es zu lernen, angefangen vom Stimmen des Musikinstrumentes, vom Aufbau der Gitarre, von der Anordnung der Saiten bis hin zur richtigen Spielhaltung. Im Gitarrenlehrbuch ist alles auch bildlich dargestellt. Es geht um die Fingerhaltung, um kurze Fingernägel und die ersten Griffe. Die klingen bei einigen Schülern schon überraschend melodisch. Schmidt spart nicht mit Lob und macht kein Drama daraus, dass an der Gitarre des 15-jährigen Bakal eine Saite reißt.
Auf beiden Seiten wird viel Geduld geübt und die Schüler helfen sich gegenseitig. Zur Entspannung werden zwischendurch einfache Volkslieder gesungen. Und ganz nebenbei wird ständig die deutsche Sprache geübt. Zum Schluss gibt Schmidt seinen Schülern einige Tipps mit auf den Weg: „Wichtig ist, dass ihr jeden Tag regelmäßig übt und eure Gitarre streichelt“, meint er und teilt gegen schmerzende Fingerkuppen eine heilende Beinwellsalbe aus. Wer den ganzen Kurs durchhält, darf als Abschiedsgeschenk die Gitarre behalten.
Bogener Zeitung, 18.01.2016
Bildtext : Sechs junge Flüchtlinge lernen bei Rainer Schmidt (Zweiter von rechts) das Gitarrespiel. Mit im Bild Wolfgang Hammer (hinten) und Bernhard Plail, Geschäftsführer der KEB Straubing-Bogen. (Foto: erö)