Vor ausverkauftem Haus begeisterte Inge Faes am Samstag ihr Publikum. Vor elf Jahren hatte sie zum ersten Mal in Mitterfels auf der Bühne gestanden, nun war sie bereits zum vierten Mal Gast beim Förderkreis Öffentliche Bücherei.
Mit dem Titel "Zwischen Stützstrumpf und Stiletto" ging es vorwiegend den Damen fortgeschrittenen Alters an den Kragen, wobei kleine Seitenhiebe auf das männliche Pendant sich entweder nicht vermeiden ließen oder vielleicht doch ganz gezielt verteilt wurden.
Noch ehe sie auf der Bühne erblickt wurde, ließ die Künstlerin ihr Publikum an ihren Gedankengängen Teil haben und räsonierte backstage darüber nach, ob als Titel nicht auch "zwischen Kakao und Caiprinha" oder "zwischen Panda und Porsche" angebracht gewesen wären für das zu erwartende Programm. Die inhaltliche Marschrichtung war damit klar: Im Mittelpunkt stand einerseits der innere Konflikt der reifen Frau, wenn sie sich zwischen äußerer Attraktivität bzw. anderen Attributen jugendlicher Ausstrahlung und Wohlfühl-Ambiente zu entscheiden hat, andererseits aber auch die Diskrepanz zwischen Wunschdenken und realistischer Selbsterkenntnis.
Eine wichtige Rolle spielte dabei natürlich auch das Thema Essen und Figur, Gar als Erotik des Alters wollte Faes den kulinarischen Genuss sehen, mit Fruchtzwergen und Smoothies als Vorspiel. Großen Beifall erntete die Idee der sprechenden Waage, die unter ihrer Last schon mal ächze "Geht's runter, ihr zwei", auch wenn wohl niemand das Ding zuhause bei sich im Badezimmer haben möchte.
Von McDonalds bis zur Milchschnitte, von Nordic Walking bis Marathon, von Feng Shui bis Heilfasten - zahlreiche Modeerscheinungen und Trends der heutigen Zeit beleuchtete die Kabarettistin mit ihrer akribischen Beobachtungsgabe und ihrem beißenden Witz. Eine Bissigkeit, die es einen als Zuschauer förmlich spüren ließ, wenn sie proklamierte "Langsam beißt der Zahn der Zeit auch bei mir zu“ .
Authentische Gestik und Mimik, ausdrucksstarke Sprache und wohlgesetzte Pointen zeichneten die Kabarett-Darbietung aus. Daneben benötigte die Mimin nur wenig für ihren fulminanten Auftritt: Kein Bühnenbild, ein paar wenige Requisiten - darunter natürlich High Heels und Stützstrümpfe - drei Kostüme und, am Wichtigsten, ihren musikalischen Partner Jürgen Wagner. Nicht nur gesanglich, sondern auch mit gekonntem Gitarrenspiel begleitete er Faes zu den von ihm selbst umgedichteten Hits wie „Banküberfall'' oder „I will survive", auch so manche Pointe ging auf seine Rechnung,
"Ein sehr gelungener Auftritt und hoffentlich nicht der letzte in Mitterfels", so war sich das Publikum einig und quittierte die Glanzleistung mit anhaltendem Applaus.
Bericht und Bild : kr (SR-Tagblatt, 7.4.2011)