Martin Graf war 36 Jahre Vorsitzender der BWV-Sektion

Martin Graf war 36 Jahre Vorsitzender der BWV-Sektion

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„Ich wollte nicht führen, immer nur begleiten“ - Martin Graf war immer der Natur verbunden - Vom Wandern bis zur Springkraut-Bekämpfung

 

Das Titelbild vom Jahresprogramm des Bayerischen Wald-Vereins, Sektion Mitterfels, macht es deutlich: Es zeigt den silbrigen Stamm eines alten Baumes, an dessen Fuß ein junges Fichtenbäumchen wächst. Ähnlich hat bei der Waldvereins-Sektion der junge Matthias Bscheid den „alten“ Vorsitzenden Martin Graf an der Spitze abgelöst.

36 Jahre hat Martin Graf die Sektion geführt und mit Leben erfüllt, mit den verschiedensten Aktionen auf Basis des Naturschutzes und immer unterstützt von seinem Vereinsteam. Früh- und Abendwanderungen wurden gemacht, auch mit Zielraten, Exkursionen und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, Bergtouren im Gebirge, Aktionen wie die Eindämmung des Springkrauts im Perlbachtal, Wetterwanderungen oder ein Heimat-Satireabend.

Graf organisierte Vorträge zu aktuellen Themen wie dem Insektenschwund mit fachkundigen Referenten, er lud eine Sennerin zu einem Bericht über ihr Leben ein, er machte Wetterwanderungen auch bei schlimmstem Regen. Denn Martin Graf hat sich auch zu einem Natur- und Landschaftsführer weitergebildet und betreibt eine eigene kleine Wetterstation.

Mit 17 Jahren Jugendgruppe mitgegründet

Und immer wieder hat Martin Graf seine große Liebe zu den Bäumen weitergegeben mit einer Exkursion zu den Buchen auf dem Gallner oder den alten Linden am Burgberg. Dabei hat er sich nie als Führer verstanden, betont Martin Graf, „ich wollte immer nur begleiten“. Und das seit 1963, als er mit 17 Jahren zusammen mit Amalie Stapf die Jugendgruppe der Mitterfelser BW-Sektion gründete und Jugendwart wurde. „Ein Glücksfall war das“.

Als Ältester von fünf Brüdern sei er sehr naturnah und frei auf dem elterlichen Anwesen aufgewachsen, erzählt Graf. Großes Vorbild sei sein Vater gewesen, der ihm alles über die Landwirtschaft und den Wald beigebracht habe. Man habe intensiv mit den Jahreszeiten gelebt. Auch im Wald-Verein.

Das erste Mal die Alpen gesehen

Im Winter wurden Skitouren unternommen, bis weit in den hinteren Bayerischen Wald an die tschechische Grenze, im Sommer wurde am Teufelsfelsen geklettert oder es wurden Bergtouren im Gebirge gemacht. Dank Doktor Schindler aus Mitterfels, der die jungen Leute im Auto nach Oberbayern mitnahm. Martin Graf erinnert sich noch gut an das Staunen der jungen Mitterfelser, die Anfang der 60-Jahre zum ersten Mal die hohen Berge sahen. Wir haben gleich Bergtouren bis zu zehn Stunden am Watzmann oder Wilden Kaiser gemacht“. Die Freizeit war knapp, denn Martin Graf arbeitete bereits als Schreiner. Seine Fertigkeiten als Schreiner waren besonders gefragt als der Verein 1964 bis 1978 eine eigene Hütte auf der Hochwies bei Siegersdorf betrieb. Alle haben ihre handwerklichen Fähigkeiten eingebracht, erinnert sich Graf.

Als Wanderwart neue Wege gehen

Nächste Station auf diesem Weg war der Posten des Wanderwartes, den Graf in den 70er Jahren übernahm. 1963 hatte Otto Wartner die Sektion aus dem (Fremden)Verkehrs- und Verschönerungsverein herausgelöst und einen eigenen Verein gegründet, dem er bis 1984 vorstand. Als neuer Wanderwart wollte Martin Graf andere Wege gehen auf naturkundlicher, kultureller und sportlicher Basis. Dazu gehörten anspruchsvolle Radltouren ebenso wie ein Vortrag von Extrembergsteiger Professor Peter Habeler. Ab 2000 übernahm der Verein die Pflege des Rindlschachten bei Lindberg, die vom Hauptverein angeboten und von der Mitterfelser Sektion seit 20 Jahren übernommen wird. Im Hauptverein war Graf unter anderem als Naturschutzbeirat aktiv. Sein Motto als Vereinsvorsitzender war: Wenn mir ein interessantes Thema angeboten wurde, bin ich drangeblieben und habe es nach Möglichkeit gleich umgesetzt. Sehr wichtig waren ihm seine vielen Mitstreiter im Ausschuss und im Verein, eine Quelle guter Ideen: „Die habe ich auch immer gelten lassen“.

Besonderes Erlebnis: Nordlicht am Himmel

Als Führer und Begleiter von Berg- und Wandertouren sei er sich immer seiner Verantwortung bewusst gewesen, sagt Martin Graf. Meist sei alles gut gegangen bis auf zwei Knochenbrüche bei einer Bergtour.

Ein ganz besonderes Erlebnis hatte Martin Graf auf einer Bergtour am Arber. Nach einem ungewöhnlich intensiven Abendrot sei er noch einmal vor die Hütte getreten und habe am Nachthimmel ein seltenes Nordlicht gesehen.

Wenn er auf diese 36 Jahre zurückblickt, hat er ein gutes Gefühl, sagt Martin Graf. Aber jetzt reicht es ihm. „Ich habe ausgepredigt“. Trotzdem ist er im Jahresprogramm 2020 vertreten – mit seiner traditionellen Sommersonnwendfeier an der Steinbuchse am 20. Juni und einer Abendwanderung mit Ziel-Raten am 1. August.

Bericht und Bilder : erö (SR-Tagblatt, 23.3.2020)