SPD im Wahlkreis Straubing-Regen unterstützt Bundestags-Kandidatur der Mitterfelserin

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Hände hoch für Johanna Uekermann
 

Rückenwind für die Bundestags-Kandidatur von Johanna Uekermann im Wahlkreis Straubing-Regen: Nachdem der SPD-Unterbezirk Regen bereits vorgelegt hatte, hat am Samstag nun auch der Heimatverband der Mitterfelserin, der SPD-Unterbezirk Straubing, beschlossen, die 29-Jährige im Herbst zur SPD-Aufstellungskonferenz in Viechtach zu schicken.

Bei ihrer Rede im Gasthaus Rohrmeier Feldkirchen bestätigte Uekermann ihren Ruf, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Nach ihrer Grundsatzrede hatte Johanna Uekermann Grund zur Freude: Ihre Parteigenossen standen auf und spendeten langanhaltenden Applaus. Vieles von dem, was die 29-jährige Bundesvorsitzende der Jusos, der Jugendorganisation der Sozialdemokraten, gesagt hatte, war ganz nach dem Geschmack der Teilnehmer des Unterbezirks-Parteitags. Im Mittelpunkt standen die Themen Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Mit Blick auf den Austritt Großbritanniens aus der EU mahnte Uekermann an, daraus die richtigen Lehren zu ziehen und deutlich zu machen, warum die Bürger in der EU das Staatenbündnis brauchen. Gleichzeitig müsse sich die EU stärker den Themen Gerechtigkeit und Demokratie zuwenden. Mehr denn je brauche es dazu die Sozialdemokraten.

„Bescheuertes Betreuungsgeld“

Als „eklatant“ bezeichnete die 29-Jährige die Missstände, unter denen junge Familien zu leiden hätten. Um Beruf und Familie besser vereinen zu können, brauche es nicht mehr, sondern bessere Kinderbetreuung – die zudem gebührenfrei sein sollte. „Dann braucht es auch kein bescheuertes Betreuungsgeld“, sagte Uekermann. Schon vorher würden es mehrfach befristete Arbeitsverträge jungen Menschen schwer machen, überhaupt eine Familie gründen zu können. Sachgrundlose Befristungen sollten deshalb verboten werden.

Ebenso sprach sich Uekermann dafür aus, Gebühren für die Ausbildung abzuschaffen. Es zeuge von geringer Wertschätzung der beruflichen Lehre, wenn jemand dafür auch noch bezahlen müsse. Den Mindestlohn lobte sie, kritisierte aber zugleich dessen Höhe, die ab 2017 auf 8,84 Euro pro Stunde angehoben wird. Ihrer Meinung nach sollte eine „Neun vor dem Komma“ stehen. Der jetzige Betrag sei „nicht armutsfest“. Die größte Rentenerhöhung seit mehr als 20 Jahren begrüßte Uekermann ausdrücklich – „auch wenn Medienvertreter von mir als Vertreterin der jungen Generation immer gerne etwas Anderes hören wollen“. Warum solle sie aber wollen, dass ihre Eltern und Großeltern weniger Geld bekommen, fragte sie. „Der Kampf findet nicht statt zwischen Jung und Alt, sondern zwischen Reich und Arm“. Deshalb befürwortet sie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Außerdem sollten hohe Einkommen höher als zur Zeit besteuert werden.

Ein weiteres Anliegen, das Uekermann aus ihrer Praxis als Kreisrätin kenne, ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Das Problem habe sich durch die zugezogenen Flüchtlinge zwar verschärft, sei aber nicht neu. So sei der staatliche Wohnungsbau auch vorher schon sträflich vernachlässigt worden.

Die Abstimmung über die mögliche Kandidatur der Mitterfelserin im Anschluss an ihre engagierte Rede war dann nur mehr Formsache. Ohne Gegenstimmen und Enthaltungen sprachen sich alle Delegierten des Unterbezirks Straubing für sie aus. Martin Kreutz, der Vorsitzende der Landkreis-SPD, hatte zuvor bekräftigt: „Wir werden alles dafür tun, damit Johanna unsere Kandidatin werden kann.“ Das einstimmige Votum dazu gab der Kreisverband bereits am vergangenen Donnerstag in Wiesenfelden.

Unterstützung von der Fanmeile aus

Ebenso verkündete der SPD-Stadtverband seine Unterstützung, wenngleich dessen Vorsitzender, Dr. Olaf Sommerfeld, nicht anwesend war. Ihn hatte nach dem Viertelfinaleinzug der deutschen Fußballnationalmannschaft das EM-Fieber gepackt und so reiste er nach Frankreich. An seiner Stelle verlas die stellvertretende Vorsitzende Petra Penzkofer-Hagenauer Sommerfelds Unterstützungsschreiben.

Viel Arbeit hatten sich die Jusos im Vorfeld des Parteitags gemacht. Marvin Kliem aus Mitterfels trug acht Anträge vor, die unter anderem das Verbot verkaufsoffener Sonntage und einen Aktionsplan gegen Homophobie forderten. Bis auf die Forderung nach einer Videoaufzeichnung von Sitzungen des Straubinger Stadtrats fanden alle Anträge die Zustimmung der Versammlung.

Der junge Sozialdemokrat präsentierte seine Anträge nicht auf Bairisch, sondern auf Hochdeutsch – möglicherweise zum Leidwesen von Straubings 3. Bürgermeister Hans Lohmeier, der sich zuvor eine indirekte Spitze auf Johanna Uekermanns überschaubare Dialektfestigkeit nicht verkneifen konnte. Sich des Dialekts zu bedienen, sei wichtig, wenn man die Leute erreichen will, sagte er.

Die Gemeinte nahm es gelassen hin und verwies darauf, dass sie aus dem Unterbezirk Regen eben deswegen schon bei ihrer ersten Kandidatur aufgezogen worden war. Von dessen Vorsitzender Rita Röhrl gab es am Samstag sogar ein Lob, weil Uekermann in Reden neuerdings auch Bairisch spreche. Einen Dialektkurs habe sie deswegen nicht belegen müssen, sagte Uekermann. Außerdem: „Ich verstehe alles, das ist das Wichtigste.“ Mit Blick auf das anvisierte Amt gab sie in ihrer Rede Lohmeiers Spitze zurück: „In Berlin hat es auch Vorteile, wenn man verstanden wird.“ – lal –


Bogener Zeitung , 04.07.2016