Vortrag über das Zweite Vatikanische Konzil - "Mehr Fragen als Antworten"

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Für den Vortrag ,,50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil- Aufbruch und Ertrag" hatte die katholische Pfarrgemeinde mit Pfarrgemeinderatssprecherin Elisabeth Pöschl den Diplom-Theologen Frater Felix Biebl OPraem vom Kloster Windberg als kompetenten Redner eingeladen. Er ist im geistlichen Zentrum Windberg aktiv und Leiter der Jugendbildungsstätte Windberg.

Frater Felix hatte seinen Vortrag in Verlauf, Ergebnisse und Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils unterteilt und begann mit einem Zitat von Gerhard Gruber, Generalvikar von München-Freising, über den Geist des Konzils als Geist der Gemeinschaft der Bischöfe sowie die Gemeinschaft der ganzen Kirche, die sich zum ersten Mal auch anderen Konfessionen und Religionen öffne bis hin auf die ganze menschliche Gemeinschaft. Nach Otto Hermann Pesch sollte das Konzil die Zukunft der Kirche im 21. Jahrhundert sein, so der Theologe. Er erläuterte den Begriff Konzil als "Versammlung der Bischöfe", erinnerte an die Konzilien von Nicäa (325) und Trier (1545 bis 1563) und ging auf das Erste Vatikanische Konzil 1870/71 unter dem Vorsitz von Papst Pius IX. ein. Einer der Hauptpunkte sei die päpstliche Unfehlbarkeitserklärung gewesen, die die Abspaltung der sogenannten Altkatholiken zur Folge hatte.

Das Zweite Vatikanische Konzil wurde 1962 unter Papst Johannes XXIII. einberufen mit dem Ziel, die "Fenster" der Kirche zu öffnen und frischen Wind hineinzulassen. Zur Vorbereitung wurden 3 000 Bischöfe weltweit befragt, 2500 Eingaben behandelten Themen, die den Menschen auf den Nägeln brannten. Es war ein offenes Konzil, Medien waren zugelassen, so Frater Felix. Nach der ersten Sitzungsperiode im Herbst 1962 starb im Juni 1963 Papst Johannes XXIII., dem Papst Paul VI. folgte. Berater waren unter anderen die Bischöfe Karl Rahner und Josef Ratzinger. Bis zum Ende des Konzils im Dezember 1965 fanden vier Sitzungsperioden statt. Ein kleiner Film über die Eindrücke des Konzils lockerte den Vortrag auf.

Es sei ein schwieriger, langwieriger Prozess gewesen, mit mehr Fragen als Antworten, Kritik von konservativen, römischen Kardinälen sei nicht ausgeblieben. Daher seien die Texte oft unscharf formuliert. Schwerpunkt war die Reform der Liturgie, die seitdem in der Muttersprache gefeiert wird, "damit alle verstehen, was sie feiern". Weiter ging es um den Gottesdienst als Gemeinschaft und Herz der liturgischen Feier. Zum anderen sollte der enge Zusammenhang der Kirche mit dem Alltagsleben betont und der weltweite Dialog mit anderen Kirchen gestärkt werden. "Ein tief greifender Wandel, der heute selbstverständlich ist, aber immer noch leidenschaftlich diskutiert wird" , so Frater Felix.

Er erläuterte weiter die Begriffe Offenbarung, Kirche, Kirche in der Welt und die neuen Akzente, die das Konzil gesetzt hatte. Offene Fragen wie die Kommunikationsfähigkeit der Kirche, die konkrete Funktion der Kollegialität oder der barmherzige Umgang mit gebrochenen Biografien und andere wurden ebenfalls angesprochen. Frater Felix beschloss seinen Vortrag mit dem Gebet der Konzilsväter. Dem schloss sich eine intensive Diskussion über bis heute immer noch nicht geklärte Fragen an.

Bericht : erö (SR-Tagblatt, 21.3.2013)