„Kinderhilfe Nepal“ gibt es seit bald 20 Jahren

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Praktikanten als unverzichtbare Stützen – Gründerehepaar sucht engagierte Nachfolger

Mitterfels. (hab) Seit 1998 unterstützt der Verein Kinderhilfe Nepal Mitterfels Bedürftige, vor allem Kinder, aus der Himalaya-Region und Kathmandu. Der Verein ist dabei bemüht, den Kindern über eine geregelte Schulausbildung und Erziehung Zukunftsperspektiven für ein eigenständiges Leben zu geben.

War es in der Anfangszeit die Konzentration auf die Unterbringung von Straßenkindern in Heimen, kamen im Laufe der Zeit Aufgaben wie die Hilfe nach Naturkatastrophen und ethnische Probleme von Randgruppen dazu.

Ein Hauptaugenmerk des Vereins liegt seit April auf der „unberührbaren Kaste“ der Musahar-Tagelöhner, eine Bevölkerungsgruppe Nepals, die extrem von Bildungs- und Arbeitschancen ausgeschlossen ist. Als Folge der extrem geringen Bildungsrate werden die meisten Musahar-Mädchen jung verheiratet, nach Indien zur Prostitution verschleppt oder hausen „geduldet“ mit den Männern als Taglöhner in Lehmhütten an Straßenrändern. In Zusammenarbeit mit dem Partnerverein Quick Volunteers startete der Verein Kinderhilfe Nepal Mitterfels im April ein Pilotprojekt, bei dem man finanzielle Mittel für Hygieneerziehung vor der Schule, die Begleitung dorthin, für Motivationsprogramme und für eine konstante Hausaufgabenbetreuung zur Verfügung stellt. Parallel dazu wird mit kleinen Kindern gespielt und über Verhütung aufgeklärt. Seit dem Herbst arbeiten in diesen Bereichen zwei vom Verein vermittelte deutsche Praktikanten, die am Englischunterricht in den höheren Klassen der Camps und Schulen mitwirken sowie an einem Konversationsunterricht für die Betreuer. Ab Januar werden zwei weitere Praktikanten aus Regensburg und Bamberg dazukommen.

18-jährige Lehrerinnen

Derzeit sind Lea und Lina, beide 18 Jahre alt und aus München, in Nepal. Der Hauptbestandteil ihrer Arbeit ist der Englischunterricht. „Plötzlich Lehrerinnen zu sein, war anfangs sehr ungewohnt, da wir selbst erst gerade aus der Schule kommen. Inzwischen haben wir uns daran aber längst gewöhnt und versuchen, den Kindern mit spielerischen und interaktiven Methoden die englische Sprache näherzubringen“, erzählen die beiden. Leider sei stupides Abschreiben und Auswendiglernen in Nepal noch die gängigste Methode des Unterrichts. „Dieses Problem begegnet uns jeden Tag, wenn die Klasse neben uns mal wieder gelangweilt einen Text nachgrummelt, welchen der Lehrer Abschnitt für Abschnitt vorliest. Problem ist nämlich nicht nur, dass die Kinder nicht aktiv in den Unterricht eingebunden werden und die Lehrer teilweise selbst kaum die Sprache beherrschen, sondern auch, dass alle Schulbücher auf Englisch geschrieben sind und die Kinder somit kaum ein Wort verstehen.“ Es mache daher keinen Sinn, dass eine Klasse, mit der die Praktikantinnen im Englischunterricht mühselig gerade die Farben durchgenommen haben, eine Stunde später im Scienceunterricht einen englischen Text über die Fotosynthese lesen soll. Das Bildungssystem sei in Nepal „noch nicht ganz ausgereift“, formulieren die Praktikantinnen den Missstand. „Deshalb hoffen wir, den Kindern durch unseren Unterricht Spaß am Lernen zu vermitteln und vielleicht in mancherlei Hinsicht auch ein Vorbild für die anderen Lehrer zu sein.“ Dass alle Mühen des Vereins auch mit Rückschlägen verbunden sein können, zeigt sich an einem Pilot-Bildungsprojekt. Hatte man zunächst in einem verwahrlosten Heim für Kinder in Kathmandu, für die ihre in den Bergen lebenden Eltern Geld für den Schulbesuch und das Heim bezahlt hatten, festgestellt, dass die meisten gar nicht zur Schule gingen. Trotz Verbesserungsvorschlägen musste man schließlich feststellen, dass diese völlig missachtet wurden. Das Heim ist heute geschlossen. Ebenso eingestellt werden musste in Humla ein Broadcasting-Radio-Lernsystem, zu dessen Finanzierung der Verein Mittel zur Verfügung gestellt hatte. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen vor Ort war unkontrollierbar und der Einsatz von Praktikanten in dieser entlegenen Gegend zu teuer und zu gefährlich. Es gibt aber auch Positives: Der Verein unterstützt das Children-Welfare-Center in Kathmandu. Dort hat der Verein 1998 seinen Anfang genommen, indem er die Versorgung von Straßenkindern initiierte. Stets ist man hier auch auf der Suche nach Sponsoren oder Paten. Sponsoren wie der Lions Club Cham übernehmen so jeweils für ein Kind die Heim- und Ausbildungskosten.

Verein besteht seit 20 Jahren

2018 feiert der Verein Kinderhilfe Nepal Mitterfels sein 20-jähriges Bestehen. Das ist ein Grund mehr, dass sich die Gründer Ulli und Herbert Schneeweis Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Die Projekte müssen auch weiterhin betreut werden. Um eine Nachhaltigkeit im Sinne der Unterstützer des Vereins zu gewährleisten, muss eine solche im Einsatz der Mittel gegeben sein. Das Ehepaar Schneeweis wünscht sich deshalb, dass aus der inzwischen großen Gruppe an Praktikanten junge Leute hervorgehen, die auf Dauer Verantwortung für die Arbeit mit den Ärmsten im Himalajastaat übernehmen wollen.

Spenden sind möglich an: Kinderhilfe Nepal Mitterfels; Bankverbindung: Sparkasse Straubing-Bogen, IBAN: DE68 742 500 00 0570253310, BIC: BYLADEM1SRG.

Bericht und Bilder : SR-Tagblatt, 9.1.2018 (hab)