Stefan Lang - An dem Trompeter und Tontechniker führt kein Weg vorbei

Stefan Lang - An dem Trompeter und Tontechniker führt kein Weg vorbei

Panorama 2013 Zugriffe: 10413

Galaktischer Sound

Stefan Lang ist ein eher untypischer Musiker, und das macht ihn wahrscheinlich zu einem so guten, an dem kaum ein Weg vorbeiführt. Er vereint Bescheidenheit mit klaren Aussagen und muss auf der Bühne, auf der er gerne steht, nicht im Mittelpunkt stehen.

Bei vielen erfolgreichen Formationen sind seine Ideen und sein Organisationsgeschick aber der Rückhalt der Band. Und an seinem Instrument ist der studierte Jazz-Trompeter natürlich spitze. Das wissen nicht nur heimische Formationen, sondern auch Chartstürmer oder Musiklegenden, die ihn für Studioaufnahmen oder Auftritte in der Allianz Arena vor 100000 Zuschauern buchen. 

Mit acht lernte er Klavier, mit zehn, als sein Vater die Blaskapelle in Mitterfels gründete, Trompete, Aber nicht, weil das Instrument noch nicht besetzt war, sondern weil er Trompete am interessantesten fand. "Im Bruckner, ab 1981 beim Norbert Ziegler, kam es dann zur Initialzündung", erklärt er seinen Weg zum Berufsmusiker. Den eigentlich sollte er Schreiner werden.

ABG-Abiturient, Das steht fast in jeder Vita von bekannten Straubinger Musikern, auch bei Lang, obwohl er nicht "zu den Musen" zählte. "Musik macht er ja eh gern", daher wählte die Familie für ihn lieber den wirtschaftswissenschaftlichen Zweig. Das wäre gut, wenn er einmal den väterlichen Betrieb übernehme. Er gehörte also zum Großteil der Bruckner-Schüler, das zwar mit dem Musikzweig öffentlich bekannt ist, aber hauptsächlich ja eigentlich den Schwerpunkt auf dem Wirtschaftszweig hat.

 

Aber: Stefan war in jeder Formation des Gymnasiums zu finden: Big Band, Bläserkreis, Orchester oder Bläserquintett. Sein Einsatz und sein Können wurden anerkannt. Er durfte, "weil ich durchgehend ein Instrument gespielt habe", in der Kollegstufe den Leistungskurs Musik wählen.

Legendäre „Jam Jar“-Musik und Theatermusik

Nach dem Abi begann Lang erst eine Schreinerlehre, aber nebenbei "auch schon professionelle Sachen" mit seiner Musik. In Regensburger Theatern spielte er bei zahlreichen Aufführungen und Musicals. Die Sparte Theatermusik und damit im Hintergrund die Schauspieler zu unterstützen, ist bis heute geblieben. Der Nebeneffekt für ihn: "Man lernt dabei vieles, vor allem Disziplin und Konzentration." Die Einsätze, und davon gibt es viele, müssen immer exakt sein, "auch wenn man eine Aufführung schon zum 110. Mal spielt".

Musik war schon längst sein Leben geworden, nicht zuletzt wegen der legendären Formation "Jam Jar", die als Schülerband gestartet war, minimal mit acht, aber auch gern mit 13 Musikern spielte und "unsere erste eigene Sache war", wie sich Lang mit einem Grinsen erinnert. Drei professionelle CDs in 15 erfolgreichen Bandjahren mit Funk, Soul und Jazz - und zwar so wie sich die Freunde von "Jam Jar" das vorstellen, listet die Bandgeschichte auf.

 

K-Lang-Werkstatt und Musikschulen

Lange Zeit schon war Lang also mit dem Musikvirus infiziert. Da war es nur konsequent, die Schreinerlehre gegen das Studium Jazz-Trompete in München und später in Würzburg zu tauschen. Und seitdem scheinen seine Wochen aus acht. Tagen zu bestehen. Zum einen ist er Musiklehrer, gleich an drei Schulen unterrichtet er. Es macht ihm Spaß, junge Musiker auf ihrem Weg zu begleiten. Zum einen an der Kreismusikschule Straubing-Bogen in Mitterfels, an der Realschule der Ursulinen und in der Musikwerkstatt Unisono in Neuhausen. Zum anderen als gefragter Tontechniker in seinem eigenen Studio, der K-Lang­Werkstatt. Die befindet sich in der ehemaligen Schreinerwerkstatt sei­nes Vaters. Er liebt alle Facetten der Musik, daher beschäftigt er sich auch seit den 80er-Jahren mit Ton­technik und der Aufnahme von Bands. Wie alles, was er anpackt, sehr erfolgreich. Als Musiker hört und behandelt er Songs vielleicht auch etwas anders als ein reiner Tontechniker. Und er gibt im eigenen Studio auch gerne Nachwuchsbands eine Chance.

Drittes Standbein, das man vor allem kennt, sind seine Bühnenauftritte mit zahlreichen Bands. Er spielt zum einen für Größen der Musikbranche, wie zum Beispiel die legendäre Münchner Soulband "Zauberberg" , bei der Konstantin Wecker und andere Mitglieder waren, oder bei den "Bayerman Vibration", der Band von Hans Söllner ("Als Revoluzzer bin ich aber nicht mehr so schlimm wie früher", erklärt er lachend.) oder er steht als Begleitung der "Sportfreunde Stiller" in der Halbzeitpause im Bayern-Stadion. Aber - und bei ihm ist das kein Spruch wie bei vielen anderen - er schätzt auch die kleinen Auftritte, am liebsten mit der eigenen Band, wobei man hier sagen muss, mit den eigenen Bands. Zum einen ist da "Liquid Blue". Mit dem akustischen Projekt sind mit der ungewöhnlichen Mischung aus Cello, Klavier, Gitarre, Akkordeon, Trompete, Percussion und Gesang schon vier CDs entstanden. "Funkalarm" verrät im Namen, um was es geht, und "macht einen Riesenspaß ".

 

Mit Sepp Fischer, dessen Tom- Waits-Stimme einen wunderbaren Kontrast zu der seiner Lieblingssängerin bildet, seiner Frau Claudia, formiert sich gerade eine neue Gruppe. Und dann ist da wieder eine Idee aufgetaucht, die er schon vor ein paar Jahren hatte. "Etwas Elektronisches", das hat er schon einmal für den BR gemacht und will es nun wieder aufleben lassen. Die Idee einer "Chill-Out-elektronisch-Lounge-Geschichte" sei nämlich nicht schlecht, sinniert er. Mit "Eberwein" wird bayerische Kammermusik mit Zwiefachen, Polka und Landler mit Jazz-Einflüssen gespielt. Die Bandliste würde den Artikel sprengen, Lang hat schon bei über 80 CD-Einspielungen mitgewirkt. Und trotz dieser Menge gebe es immer wieder "magische Momente" bei Konzerten, und die genießt er - im kleinen und im großen Auftritt. Wie damals, als er "mit dem King", also George Benson, in Kanada bei einem Musikfestival auf einer Session zusammenspielte. Unvergesslich.

Langs Lebensmotto: "vui spuin"

Egal welche Band, sein Lebensmotto heißt" vui spuin". Musik ist sein Leben und dazu zählt auch seine Frau Claudia, natürlich als Mensch und als Sängerin mit ihrer Ausnahmestimme, an der er sich nicht satthören kann. "Wir spielen viel zusammen, und ich bekomme immer wieder eine Gänsehaut, wenn sie singt." Konzertreisen und Tourneen mit verschiedenen Ensembles führten ihn unter anderem nach Italien, USA, Litauen, Irland, Österreich, Schweiz, Ungarn, England, ins komplette südliche Afrika (Südafrika, Namibia, Sambia, Simbabwe), Frankreich, Türkei, Russland, Dänemark, Kroatien und nach Belgien.

Auf der Bühne im Konzert ist sein Trompetenspiel unverkennbar herausragend, geschätzt ist er aber auch bei seinen Band-Kollegen für seine Verlässlichkeit und sein Organisationstalent. "Wenn der Stefan was macht oder sagt, dann passt das." Und trotz vieler Termine und eigener Ideen, die unbedingt mal umgesetzt werden müssen, ist Stefan Lang immer am Boden geblieben. Zielstrebig ist er, im Mittelpunkt muss er dabei aber nie stehen, da gehört für ihn die Musik hin. Die hört er eigentlich immer. Wenn es nicht die Stilrichtungen sind, die er meist selbst spielt, ist auch von AC/DC bis zu einem Brandenburgischen Konzert oder Miles Davis alles, "außer Volkstümliches", dabei.

Ein Hobby neben der Musik? Dafür bleibt Stefan Lang eigentlich keine Zeit. Aber manchmal nimmt der 43-Jährige sich die einfach und schnappt sich sein Teleskop und fährt in den Bayerischen Wald. Astronomie - alleine sein mit den Sternen am. besten im Stillen - ist seine Leidenschaft neben der Musik. Aber auch bei dieser Liebe schlägt sein Herz im Takt. "Wenn ich mir eine Ecke des Universums anschaue, habe ich dazu schon eine Melodie im Kopf", erklärt Komponist Stefan Lang schmunzelnd, das kann er nämlich auch.

Er macht halt einfach einen galaktisch guten Sound.

 

Bericht und Bild : Ulli Scharrer, Serie "Straubinger Musiker" im Straubinger Tagblatt vom 16.11.2013