Als Zehnjährige schon im Biergarten serviert
Seit 45 Jahren bewirtschaftet sie den Mitterfelser Gasthof Waldhof am ehemaligen Bahnhof. Seit genau 50 Jahren steht Rosa Stompe als Wirtin in der Gaststube und in der Küche, schenkt Getränke aus, kocht auf und sorgt für das Wohl der Gäste.
Angefangen hat es im Jahr 1964 in Bruck in der Oberpfalz, wo die gebürtige Simbacherin es wagte, den Gasthof "Zur Sonne" zu pachten. Zunächst ganz allein, ohne männliche Hilfe an ihrer Seite. Erfahrungen in der Gastronomie hatte Rosa Stompe bereits in der elterlichen Wirtschaft in Simbach bei Landau gemacht, wo sie mit sechs Geschwistern aufgewachsen war und das Arbeiten gelernt hatte. "Schon als Zehnjährige musste ich ganz allein im Biergarten bedienen", erinnert sich Rosa Stompe.
"Da musste man den ganzen Tag dahinter sein"
Zugute kam ihr eine abgeschlossene, kaufmännische Ausbildung in Eggenfelden. Das "Gasthaus zur Sonne" war eine von 17 weiteren Wirtschaften in Bruck - ein echtes, zünftiges Wirtshaus mit zwei Bundeskegelbahnen. "Nach kurzer Zeit haben wir täglich 100 Essen ausgegeben und im Monat 45 Hektoliter Bier ausgeschenkt." Zur Seite standen der jungen Wirtin ein Küchenmadel, eine Bedienung und eine Putzfrau.
"Zehn Fremdenzimmer gehörten auch dazu. Da musste man den ganzen Tag dahinter sein." Die Gäste wussten den guten Service und die Geselligkeit im Haus Stompe zu schätzen. Es kamen viele Vereine und Gruppen, vor allem die Fußballer waren Stammgäste. "Bei uns wurde viel gesungen. Auch Volkstänze wurden aufgeführt." In Bruck kam auch Tochter Petra zur Welt.
Weil das Gasthaus in Bruck nur gepachtet war, erwarb das Ehepaar Alfred und Rosa Stompe im Jahr 1969 den Gasthof Waldhof in Mitterfels, die ehemalige Bahnhofsrestauration direkt am Bahnhof. AIfred und Rosa renovierten den Saal überdachten die Terrasse und richteten 1975 eine Fremdenpension ein. Der Waldhof sei vor allem von Eisenbahnern gern besucht worden, erzählt die Wirtin. Aber auch Sommerfrischler und Ausflugsgäste aus Straubing fanden sich ein.
Gern erinnert sie sich an die alten Damen, die sich regelmäßig zu Kaffee und Kuchen im Waldgasthof und zu einem kleinen Waldspaziergang 'trafen. "Mein Mann hat sie oft am Bahnhof abgeholt und zu uns begleitet. Da war die Terrasse immer voll", erzählt sie. Die von Gastwirt Alfred Stompe gezüchteten Doggen gefielen auch den Urlaubern und wurden vor allem von den Damen gern spazieren geführt.
Mitternachts das Brotzeitbrettl serviert
Abends wurde viel gesungen und gegen Mitternacht kam der Wirt oft mit dem Brotzeitbrettl daher, sang "Jetzt mach' ma Brotzeit" und gab einen kostenlosen Imbiss aus. "Wir hatten selbst großen Spaß an der Geselligkeit. Sonst geht es nicht in der Gastronomie." Aber leicht sei die Zeit nicht gewesen. Es musste von sechs Uhr morgens bis 24 Uhr gearbeitet werden.
Ein wenig bedauernd denkt Rosa Stompe heute an diese Zeit zurück. Seit 1980 der Zugverkehr auf der Bahnstrecke Bogen-Miltach eingestellt wurde, ist es ruhig geworden im Waldhof. Jetzt treffen sich hier regelmäßig die Wanderfreunde zum Stammtisch oder Westernreiter feiern auf dem Gelände und in der Weinlaube ein Fest, denn Tochter Petra ist eine begeisterte Westernreiterin.
Und natürlich wurde das 50-jährige Wirtsjubiläum im Waldhof zünftig mit Livemusik und vielen Gästen gefeiert. Manchmal denkt Rosa Stompe ans Aufhören. Vielleicht, wenn sie in drei Jahren ihren großen "runden" Geburtstag feiert.
Bericht und Bild : erö (SR-Tagblatt, 13.6.2014)